Ergebnisse der Direktinvestitionsbefragung der OeNB für das Jahr 2013
Wien (oenb) - Während der Gesamtbestand an grenzüberschreitenden Unternehmensbeteiligungen erneut
leicht zunahm und 168,5 Mrd EUR erreichte, war in der Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) erstmals
ein Sinken des österreichischen Engagements festzustellen. Der dort von österreichischen Investoren gehaltene
Unternehmenswert sank von 67,3 auf 66,8 Mrd EUR, obwohl die Investoren gleichzeitig 2,5 Mrd EUR frisches Kapital
zugeschossen hatten. Diese ungünstige Entwicklung war in erster Linie notwendigen Abschreibungen bzw. Wechselkursverlusten
geschuldet. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen trennen sich nur sehr wenige Investoren von ihren Beteiligungen.
Denn nach wie vor besteht in Zentral-, Ost- und Südosteuropa erheblicher wirtschaftlicher Aufholbedarf und
bis zum Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 waren diese Beteiligungen auch überdurchschnittlich
ertragsreich.
Die generell schwierige Lage für Direktinvestoren zeigt sich darin, dass die Anzahl der erfassten Investoren
zum zweiten Mal in Folge gesunken ist und dass auch die Anzahl der Auslandsunternehmen, an denen Österreicher
beteiligt sind, mit nur 1 % so wenig gewachsen ist wie nie zuvor. Dem schwachen wirtschaftlichen Umfeld entspricht
auch die mäßige Aktivitätsausweitung der österreichischen Auslandstöchter:
Deren Beschäftigung hat um 3,3 % auf 810.000 Personen zugenommen und auch ihre Umsätze sind um 2,1 %
gewachsen. Die gleichzeitig zunehmende Beschäftigung bei den Investoren in Österreich (um 1,5 % auf 372.000
Personen) widerlegt allfällige Befürchtungen, dass das Auslandsengagement vorwiegend auf Kosten der heimischen
Belegschaft erfolge.
Die größte Ausweitung erfuhren die Direktinvestitionen im Jahr 2013 in den Niederlanden, dem Vereinigten
Königreich, den Vereinigten Staaten und Deutschland - dort stiegen sowohl die Anzahl der Beteiligungen, als
auch der Wert der Investitionen und das Ausmaß der Beschäftigung: In den Niederlanden, einem bevorzugten
Sitzland von Holdinggesellschaften, wuchs vor allem das Finanzierungsvolumen; vom globalen Zuwachs um 9,8 Mrd EUR
entfielen 7,9 Mrd allein auf die Niederlande. In Großbritannien und den USA stieg die Beschäftigung
um 9.000 bzw. 4.700 Personen (57 % der Gesamtzunahme), während die Expansion in Deutschland in allen drei
Dimensionen gleichmäßig verlief. Prominentester Neuerwerb waren hier die Innkraftwerke, die der Verbund
von der deutschen EON im Tausch für seine türkischen Beteiligungen erhalten hat. Erst auf Platz 5 liegt
mit Polen ein Transformationsland: Bei sinkender Anzahl an Beteiligungen und stagnierendem Unternehmenswert hat
dort die Beschäftigung um 5.800 Personen zugenommen. In Norwegen dienen die vermehrten Investitionen in erster
Linie der heimischen Energieversorgung. Die Anzahl der Beteiligungen in China, dem weltweit wichtigsten Zielland
von Direktinvestitionen, ist im Jahr 2013 um 10 auf 137 gestiegen. Damit halten österreichische Investoren
mehr Beteiligungen in China als beispielsweise in den Niederlanden oder in den Vereinigten Staaten. Destinationen
mit rückläufiger Entwicklung - sei es durch weniger Beteiligungen, einen niedrigeren Wert oder sinkende
Beschäftigtenzahlen - waren Ungarn, Italien, Kasachstan, die Slowakei, die Ukraine, Kroatien und die Türkei.
Nach den bisher vorliegenden Daten der Zahlungsbilanzstatistik hat sich diese Abkehr vom Osten im Jahr 2014 verstärkt
fortgesetzt.
Der Wert der passiven Direktinvestitionen, also der Unternehmensbeteiligungen ausländischer Investoren an
österreichischen Unternehmen, belief sich zum Jahresende 2013 auf 130 Mrd EUR, das waren 4,4 % mehr als im
Jahr davor. Minimalen zahlenmäßigen Zunahmen an Investoren und Tochterunternehmen standen marginale
Rückgänge an Beschäftigung und Umsätzen gegenüber. Wie gewohnt stand Deutschland an der
Spitze der ausländischen Geldgeber. Deutlich aufgestockt haben ihre Investitionsbestände auch Russland
(+3,7 Mrd EUR) und Brasilien (+2 Mrd EUR). Darin spiegelt sich -zusammen mit dem sechsten Rang Hongkongs - die
wachsende Rolle der Schwellenländer in der Weltwirtschaft wider.
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