Pröll: „Geschichte lebendig halten“

 

erstellt am
29. 06. 15
11.00 MEZ

Gedenkfeier „100 Jahre Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg“
St. Pölten (nlk) - "Wir haben die Aufgabe, die Geschichte lebendig zu halten. Geschichte ist ein Auftrag für Alt und Jung. Daher ist es wichtig, tagtäglich an der Brücke zwischen den Generationen zu bauen" sagte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll am 28.06. im Zuge der Gedenkfeier "100 Jahre Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg". Gleichzeitig wurde heute auch die Eröffnung des Gedenkweges "Von der Gefangenschaft zum Frieden" vorgenommen.

Die Initiative in Sigmundsherberg sei "unglaublich wichtig für die Aufarbeitung der Geschichte und das unermüdliche Erinnern", so wie auch das Land Niederösterreich etwa mit der vorjährigen Schallaburg-Ausstellung "Jubel und Elend" oder mit dem "Haus der Geschichte" diesen Auftrag sehr ernst nehme, so der Landeshauptmann in seiner Ansprache.

Das heutige Gedenken habe auch "eine wesentliche europäische Facette" und solle auch "dazu beitragen, dass wir das europäische Friedensprojekt gut fundiert weitergestalten können", so Pröll. Frieden und Freiheit seien auch heute nicht selbstverständlich, betonte er: "Wir haben tagtäglich an Frieden und Freiheit zu arbeiten." Das gemeinsame Erinnern gebe dabei "Kraft und Zuversicht", so der Landeshauptmann.

Die Gedenkfeier in Sigmundsherberg, an der auch zahlreiche ausländische Delegationen teilnahmen, begann mit einem Gottesdienst, der u. a. von Prälat Prof. Mag. Josef Eichinger und Abt Mag. Michael Prohazka zelebriert wurde. Kinder der Volksschule Sigmundsherberg gestalteten die Gedenkfeier mit Liedern und Gedichten. Zu den Besucherinnen und Besuchern der Gedenkfeier sprachen auch der Sigmundsherberger Bürgermeister Franz Göd, der Initiator und Historiker HR Mag. Rudolf Koch, der italienische Gesandte Botschaftsrat Gianluca Greco sowie Präsident Brig. Franz Teszar vom Kameradschaftsbund und Ing. Otto Jaus vom Schwarzen Kreuz. Musikalische Beiträge kamen vom Stadtchor Eggenburg und der Trachtenkapelle Theras.

Das Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg war eines der größten und wichtigsten Lager der österreichisch-ungarischen Monarchie im Ersten Weltkrieg. Mit dem Bau war im Juni 1915 begonnen worden. Auf ca. 2,9 Quadratkilometern wurde ein Lager für 42.000 Kriegsgefangene und 1.180 kriegsgefangene Offiziere errichtet. Von Juni 1915 bis zum Sommer 1916 waren russische Gefangene in Sigmundsherberg interniert. Im Sommer 1916 wurden sie in andere Lage verlegt und durch italienische Kriegsgefangene ersetzt. Das Lager war oft überbelegt. So betrug der Evidenzstand im Oktober 1916 rund 56.000 Kriegsgefangene und stieg im August 1917 sogar auf 123.000 an.
Im Laufe des Jahres 1919 wurde das Lager abgerissen. Bis 1923/1924 blieben nur einige Baracken als Wohnungen und für eine zweiklassige Volksschule bestehen.

Bis heute bestehen blieben der Lagerfriedhof, eine Strecke der Lagerbahn und das ehemalige Proviantmagazin. Der heute eröffnete Gedenkweg durch das ehemalige Lagerareal vermittelt einen Eindruck über die Größe des Kriegsgefangenenlagers und über die einzelnen Abteilungen. Entlang des 4,2 Kilometer langen Wegs beschreiben zehn Schautafeln in deutscher, englischer und italienischer Sprache die verschiedenen Gruppen des Lagers, das Lagerleben und das Schicksal der Kriegsgefangenen.

 

 

 

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