Gedenkmarsch: "Wir sind für einander da"

 

erstellt am
29. 06. 15
11.00 MEZ

Tausende gedachten Opfern und Betroffenen der Amokfahrt
Graz (lk) - Nach einer intensiven Woche der Trauer in Graz fand am 28.06. die Gedenkveranstaltung als Ausdruck der Anteilnahme für die Opfer, ihre Angehörigen und alle Betroffenen der Amokfahrt am 20. Juni 2015 statt. Hochrangige Vertreter aus Bund, Land und Stadt, darunter Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann mit weiteren Spitzenvertretern des Bundes, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Landeshauptmann-Stv. Michael Schickhofer sowie weitere Mitglieder der steirischen Landesregierung und Bürgermeister Siegfried Nagl, begleiteten den Gedenkmarsch, der vom Grazer Griesplatz über die Grazbachgasse, das Eiserne Tor und die Herrengasse zum Hauptplatz führte. Dabei wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch jene drei Stellen passiert, an denen am Samstag vor einer Woche Menschen zu Tode gekommen waren.

Am Grazer Hauptplatz fand im Anschluss der Gedenkakt statt, der - bei musikalischer Umrahmung durch den "HIB.art.chor" der HIB Liebenau - aus einem gemeinsamen Gebet von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, dem evangelischen Superintendent Hermann Miklas, dem Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft Ali Kurtgöz und dem Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde Schlomo Hofmeister und den Trauerreden der politischen Vertreter von Bund, Land und Stadt bestand. Laut Schätzungen der Polizei nahmen am Gedenkakt rund 12.000 Menschen teil.

Die Trauerredner Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Bürgermeister Siegfried Nagl fanden berührende Worte des Mitgefühls für die Angehörigen der Toten und Verletzten und dankten allen Menschen, die sich am Tag des Amoklaufs sofort in den Dienst der Menschlichkeit gestellt hatten, sei es als Mitglied einer Einsatzorganisation oder als zufälliger Zeuge der Tragödie. Sie alle betonten, diese schreckliche und unverständliche Tat habe auch gezeigt: „Wir halten zusammen, wir sind für einander da!"

Bundespräsident Heinz Fischer betonte, dass Nächstenliebe und Zuwendung viel stärker seien als Aggression: "Man fühlt sich besser, wenn man weiß, dass wir zwar nicht alles Schreckliche verhindern können, aber dass wir, wenn so etwas passiert, zusammenstehen und zusammenhalten. Für Graz ist das eine schwere Belastung und ein Schock, aber für mich ist absolut sicher, dass sich diese Wunde wird heilen lassen können. Graz wird weiterhin eine lebenswerte, liebevolle und weltoffene Stadt sein, das kann uns niemand nehmen. Ich bin selbst Grazer und stolz darauf, wie Graz mit dieser Situation umgeht."

Bundeskanzler Werner Faymann: "Graz hat zusammengehalten in diesen Tagen, das hat man in ganz Österreich gespürt. Graz, die Steiermark und Österreich sind durch diese furchtbare Tat näher zusammengerückt. Für uns muss gelten, dass Vernunft, Respekt und Menschlichkeit stärker sind als Hass und Zwietracht, die wieder nur Leid hervorbringen." An die Adresse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerichtet, meinte er: „Danke, dass Sie mit Ihrer Anwesenheit ein Zeichen des Mitgefühls mit den Opfern und gegen Gewalt in unserem Land setzen!"

Auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer zeigte sich von den schrecklichen Geschehnissen tief berührt: "Man wird niemals Gewalttaten verhindern können, aber ich denke, dass wir mit Hingabe und Offenheit mehr für unseren Zusammenhalt tun müssen, dass wir Respekt benötigen zwischen Alten und Jungen, Reichen und Armen, zwischen den Geschlechtern, zwischen ethnischen Gruppen und Religionen. Das Ereignis, an das wir heute denken, hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie sehr wir einander brauchen: miteinander und nicht nebeneinander leben." Dass an diesem Tag tausende Menschen im gemeinsamen Gedenken durch die Stadt gingen, sei ein Zeichen der Gemeinsamkeit und der Hoffnung, so der steirische Landeshauptmann: "Graz ist eine weltoffene Stadt, die Steiermark ein weltoffenes Land - und so soll es bleiben."

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl sprach allen Betroffenen sein großes Mitgefühl aus: "Der 20. Juni war ein furchtbarer Samstag und für mich persönlich der schrecklichste Tag meines Lebens, obwohl ich weiß wie viel Leid und Schmerz täglich Menschen auf diesem Planeten erleiden, die nicht das Glück haben, dass sie bei all dem Chaos erleben dürfen, wie Menschen zusammenhalten, wie sie füreinander da sind, wie sie anderen die Wunden verbinden, sie stützen oder einfach beruhigen." Vor allem, so Nagl weiter, hoffe er, dass dieser Tag und diese Woche die Menschen für die Zukunft aufmerksamer machen würden. "Ich danke Ihnen für Ihr so wahrnehmbares Schweigen, und ich bin stolz, Bürgermeister einer Stadt sein zu dürfen, in der die Menschen so zueinander stehen," so Bürgermeister Nagl abschließend.

 

 

 

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