Heiligenblut (lpd) - Nationalpark Hohe Tauern und Österreichischer Alpenverein bergen mit fachlicher Unterstützung
der Universität Graz einen sensationellen Gletscherfund am Fuße des Großglockners und machen ihn
für wissenschaftliche Untersuchungen und in Folge für die Öffentlichkeit zugänglich. In einer
spektakulären Bergung konnte die - in zwei Teile zerbrochene - Zirbe am 24. Juni 2015 mit Hilfe eines Hubschraubers
erfolgreich aus dem Gletschervorfeld der Pasterze geborgen werden. Beide Teile zusammen haben insgesamt eine Länge
von 7,9 m und das stattliche Gewicht von 1.700 kg.
Die Vegetation zeigt bestimmte Klimaverhältnisse an. Pflanzenreste können in Ablagerungen eingebettet
werden und sich unter Sauerstoffabschluss gut erhalten. Gletscher dienen hier als wichtiges Klimaarchiv. Die seit
Mitte des 19. Jahrhunderts ständig zurückweichenden Alpengletscher geben immer mal wieder Holzfragmente
und Torfstücke frei. Das gilt auch für die Gletscher im länderübergreifenden Nationalpark Hohe
Tauern und insbesondere für die Pasterze, die mit rund 8 km Länge und 17 km2 Fläche nach wie vor
der größte Gletscher Österreichs und der Ostalpen ist.
Klimaarchiv Pasterze
Seit Beginn der Nacheiszeit vor etwa 11.500 Jahren war die Pasterze nie größer als beim letzten
Hochstand von 1852 bis 1856, jedoch schon öfters deutlich kleiner als heute. Damals reichten die Eismassen
bis in die Möllschlucht hinab. Durch die regelmäßigen Gletschermessungen seit 1879 ist der Rückgang
der Pasterze genauestens dokumentiert. Über die nacheiszeitliche Minimalausdehnung des Gletschers war lange
Zeit wenig bekannt, da die Spuren v.a. die Endmoränen beim letzten Hochstand zerstört wurden.
Zirben auf der Pasterze, heute kaum vorstellbar!
Die Pasterze ist unter den österreichischen Gletschern das herausragende Beispiel für nacheiszeitlich
interpretierbare Funde. Im Jahr 1990 entdeckte der Gletscherforscher Heinz Slupetzky zwei Holzstammreste. Dieser
sogenannte "Pasterzenbaum" wuchs vor mehr als 9.000 Jahren und ist eine ungefähr 300 Jahre alte
Zirbe. Die rasch zurückschmelzende Gletscherzunge gibt in den letzten zehn Jahren verstärkt Holzfragmente
und Torfstücke frei. All diese Funde belegen, dass in den Bereichen wo heute Eis, Schutt, Sand und Wasser
regieren, vor 9.000 und auch zwischen 7.000 und 3.500 Jahren teils hochstämmige, alte Zirben wachsen konnten
- eine unglaubliche Vorstellung!
Sensationeller aktueller Fund
Im Herbst 2014 kamen nun erstmals große Baumstücke aus glazialen Hangsedimenten im Gletschervorfeld
der Pasterze zum Vorschein, welche von der Größe her die bisherigen Funde bei weitem übertreffen
und eindrucksvolle Zeugen des einstigen Baumbestandes sind. Entdeckt wurde der mehrere Meter lange, in zwei Teile
zerbrochene Baumstamm schon im September 2014 von zwei Mitarbeitern der Grossglockner Bergbahnen/Gletscherbahn.
Erste Analysen durch Andreas Kellerer-Pirklbauer (Uni Graz) und Kurt Nicolussi (Uni Innsbruck) ergeben ein Alter
von circa 6.000 Jahren. "Diesen beeindruckenden Fund zu bergen, zu analysieren und der Öffentlichkeit
zu präsentieren haben sich Alpenverein und Nationalpark gemeinsam vorgenommen.", erklärt Präsident
Andreas Ermacora vom Österreichischen Alpenverein.
Pasterze & Großglockner live erleben
Direkt erreichbar über die Großglockner Hochalpenstraße führt der Gletscherweg Pasterze
ausgehend vom Glocknerhaus entlang von Sandersee und Pasterze bis hinauf auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.
In einer beeindruckenden Halbtageswanderung geht es über blühende alpine Rasen, geschliffenen Fels und
tosendes Wasser bis zum größten Gletscher der Ostalpen. "Lassen Sie sich am besten von einem unserer
Nationalpark Ranger in die großartige Gletscherwelt entführen!", empfiehlt Peter Rupitsch, Direktor
des Nationalparks Hohe Tauern Kärnten: jeweils dienstags, vom 23.06. bis 08.09.2015.
Von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe aus ist der Fundort des historischen Baumstammes mit der Grossglockner Gletscherbahn
(bis 20.09.2015 täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr) und einer halbstündigen Wanderung gut zu erreichen.
Der Atem des Eisstromes, der beindruckende Blick zum Großglockner und die Faszination der Gletscherlandschaft
können hier hautnah erlebt werden. Vielleicht gibt die Pasterze ja auch diesen Sommer wieder interessante
Fundstücke preis!
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