22.000 Betroffenen von heute und 44.000 Betroffenen im Jahr 2050 soll noch besser geholfen
werden
St. Pölten (nlk) - Im Schnitt wird unsere Gesellschaft alle 10 Jahre um 3 Jahre älter. Damit verbunden
ist auch ein Anstieg altersbedingter Erkrankungen, dazu gehört auch die Demenz - 75% aller Betroffenen sind
über 75 Jahre alt. Rund 22.000 demenzkranke Menschen werden in Niederösterreich behandelt, im Jahr 2050
werden es laut Prognosen 44.000 sein. Aus diesem Grund hat das Land Niederösterreich ein Symposium an der
IMC Fachhochschule Krems zum Thema „Leben mit Demenz! Selbstbestimmt in die Zukunft?“ veranstaltet. Rund 200 interessierte
Fachpersonen und Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen haben daran teilgenommen und mit den Experten
diskutiert – die Ergebnisse werden in die NÖ Demenzstrategie einfließen.
LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka: „Niederösterreich hat in der Demenzversorgung eine Vorreiterrolle übernommen.
Bereits heute wird in 6 Landeskliniken, 18 Ambulanzen und 21 Landespflegeheimen eine Schwerpunkt-Betreuung und
-Versorgung angeboten – weitere Projekte, wie ambulanzfreundliche Apotheken befinden sich in der Umsetzung. Wir
machen aber bereits den nächsten Schritt und arbeiten an einer Demenzstrategie für die Zukunft, um bestehende
Behandlungs- und Betreuungsstrukturen zu optimieren und Betroffenen und deren Angehörigen eine hohe Lebensqualität
trotz ihrer Erkrankung zu ermöglichen. Dafür müssen Prävention, Frühdiagnose, Behandlung
und Betreuung nahtlos zusammen spielen. Dazu hat das Demenz-Symposium entscheidende Beiträge geliefert“.
„Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenzerkrankungen ist eine der großen Herausforderungen der Zukunft.
Wir legen in der niederösterreichischen Sozialpolitik großen Wert darauf, ganz besonders diesen Menschen
spezielle Betreuung zukommen zu lassen und damit auch ihre Angehörigen und Familien bestmöglich zu unterstützen.
Durch eigens entwickelte Konzepte und Initiativen in den NÖ Landespflegeheimen verfügen wir dort bereits
über große Erfahrung. Wir stellen dabei gezielt Empathie und Validation in den Mittelpunkt. Zusätzlich
achten wir auf Alltagsnormalität und auf einen vertrauten Tagesrhythmus, um die noch vorhandenen geistigen
und körperlichen Fähigkeiten der Menschen zu fördern, ohne diese zu überfordern“, so Sozial-Landesrätin
Mag. Barbara Schwarz.
„Der demografische Wandel ist auch für die Landeskliniken eine Herausforderung, da sich die Erkrankungsbilder
ändern. Wir müssen uns auf diese Situation daher schon heute einstellen und entsprechend vorsorgen. Beispielsweise
mit einem professionellem Entlassungsmanagement, dem in Zukunft – gerade bei Patientinnen und Patienten mit Demenzerkrankungen
– eine sehr viel höhere Bedeutung zukommt als heute“, so Landesrat Mag. Karl Wilfing.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner, Ärztlicher Leiter der Psychiatrie und Psychotherapie am Landeskrankenhaus
Hall, berichtete über etablierte und neue Therapiekonzepte, die die Symptome von demenziellen Erkrankungen
lindern und das Fortschreiten der Erkrankung verzögern, allerdings nicht stoppen können. Aus diesem Grund
setzen neue therapeutische Ansätze den Schwerpunkt auf Prävention und einem sehr frühen Erkennen
der Demenz.
Dr.iur. Christian Bürger, Msc, Leiter der Bewohnervertretung des NÖ Landesverein für Sachwalterschaft
und Bewohnervertretung erklärte, dass demente Menschen gerade in Krankenanstalten eine große Herausforderung
darstellen, da sie andere Routinen erfordern. Denn auf Grund ihrer Krankheit und der fremden Situation reagieren
diese Menschen verwirrt und ängstlich. Aktuell beträgt der Anteil an demenzkranken Patienten bereits
mehr als 10 %.
Univ.-Prof. Dr. Stefanie Auer, von der Donau- Universität Krems berichtete über die Notwendigkeit einer
Demenzstrategie auf Landes- und Bundesebene. Die Einführung einer Demenzstrategie auf Bundesebene wurde beschlossen,
jedoch noch nicht umgesetzt. Ziel einer Demenzstrategie ist es, dass schnell gezielte Hilfe bei den Betroffenen
als auch Angehörigen ankommt. Dabei ist die Bündelung aller maßgeblichen Kräfte und die optimale
Nutzung der Ressourcen ein wichtiger Bestandteil. Genauso wie die Früherkennung der Krankheit und die optimale
Begleitung betroffener Familien soll ermöglicht werden.
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Kolland referierte über die Generationenbeziehungen, die auf Grund der demografischen
Verschiebungen und durch den Strukturwandel der Familie zu einem zentralen Thema werden wird. Vor allem dann, wenn
die jetzt erwerbstätige, geburtenstarke Generation ins Pensionsalter kommt.
Als Ergebnis des Symposiums wurden drei Zukunftsbotschaften formuliert:
Vorsorge- und Präventionsmaßnahmen anbieten, die auch zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für
Demenz beitragen. Hierfür eine zentrale Anlaufstelle schaffen und auch Angehörige einbinden.
Für die Betreuung zu Hause sollen regionale Angebote, die von professionellen Dienstleistern ausgeführt
werden, 24-h-Betreuung und alternative Betreuungsmodelle „demenz-fit“ und durch zielgruppenorientierte Öffentlichkeitsarbeit
unterstützt werden.
Für die Betreuung von dementen Menschen in Institutionen ist der Wunsch nach mehr Personal mit fachlichen
Kompetenzen, mehr medizinische Kompetenz und Fachärzte für Geriatrie. Schnittstellen zwischen Pflegeheimen
und Krankenhäusern sollen verstärkt werden und auch als Anlaufstelle für Angehörige dienen.
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