Wien (bka) - Der Kunstrückgabebeirat beschloss in seiner Sitzung vom 03.07. zwei Empfehlungen, die das
MUMOK - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig (Sammlung Dr. Alfred und Rosa Kraus) und die Albertina (Sammlung
Alexander und Adelheid Beer) betreffen. Die Beratungen im Fall Fritz Grünbaum, betreffend zwei Blätter
der Albertina, wurden vertagt.
Der Beirat empfiehlt die Rückgabe des Portraits "Rosa Kraus" von Max Oppenheimer aus dem MUMOK an
die Erben nach Dr. Alfred und Rosa Kraus. Der Bruder von Karl Kraus, Dr. Alfred Kraus, und seine Frau Rosa Kraus
wurden von den Nationalsozialisten als Juden verfolgt. Alfred Kraus verstarb am 1. August 1938 in Wien. Seine Witwe
Rosa Kraus und die beiden Kinder mussten im Frühjahr 1939 aus Wien fliehen. Die im Jahr 1908 von Adolf Loos
geschaffene Einrichtung der Wohnung blieb in Wien zurück. Im Jahr 1986 gelangte das später als Portrait
von Rosa Kraus identifizierte Werk durch einen österreichischen Rechtsanwalt in London zur Versteigerung.
Wenn auch der weitere Verbleib des Portraits nicht festgestellt werden konnte, kam der Beirat zum Ergebnis, dass
das Portrait durch die Verfolgung verloren gegangen sein musste, weshalb die Voraussetzungen für eine Übereignung
nach § 1 Abs. 1 Z 2 Kunstrückgabegesetz erfüllt sind.
Alexander Beer ist in mehreren Quellen als Sammler österreichischer Kunst des 19. Jahrhunderts belegt. Seine
Ehefrau Adelheid Beer verkaufte das als Aquarell ausgeführte Portrait des Dichters Adalbert Stifter von Moritz
Michael Daffinger an einen nach dem Anschluss Österreichs in Wien stationierten Offizier der Wehrmacht. Von
diesem gelangte es im Jahr 1973 als Legat an die Albertina. Da Alexander Beer von den Nationalsozialisten als Jude
verfolgt wurde, zählte auch seine Ehefrau zum Kreis der Verfolgten, weshalb der Verkauf als nichtig im Sinne
des § 1 Nichtigkeitsgesetz 1946 beurteilt wurde und auch hier der Tatbestand nach § 1 Abs. Z 2 Kunstrückgabegesetz
erfüllt.
Keinen Beschluss fasste der Beirat zu zwei Blättern von Egon Schiele, die sich heute in der Albertina befinden
und der Sammlung Fritz Grünbaum zugerechnet werden. Die Beratungen dieses Falles sollen im Herbst bei der
nächsten Sitzung des Beirates fortgesetzt werden.
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