Ausstellung in der Orangerie des Belvedere bis 27. September
Wien (belvedere) - Mit der Ausstellung "Selbstverständlich Malerei!" würdigt das Belvedere
bis 27. September in der Orangerie die großzügige Schenkung Regina Ploners an das Museum, die zu einer
der größten seit seinem Bestehen zählt. Im Bereich der Kunst der 1960er-bis 2000er-Jahre, stellen
die 108 Werke, die dem Belvedere vermacht wurden eine signifikante Bereicherung der Sammlung zur Malerei nach 1945
mit Schwerpunkt auf der Zeit von den 1990er-Jahren bis in die Gegenwart dar. Der Sammler Heinz Ploner (1952-2011)
verbrachte fast zwanzig Jahre seines Lebens damit, sich mit zeitgenössischer Malerei auseinanderzusetzen und
die Malerei selbst sowie ihre Entwicklung zu hinterfragen. Im Jahr 2014 ging durch die Initiative seiner Witwe
ein großer Teil der Sammlung an die Albertina, das Belvedere und die Neue Galerie Graz, um diese außergewöhnliche
Werkschau der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der von allen drei Häusern gemeinsam publizierte
Katalog zeigt die Sammlung in ihrer Gesamtheit und erinnert an Heinz Ploner als einen leidenschaftlichen Sammler
und großen Kunst- und Künstlerfreund.
Die intensive Auseinandersetzung und die bewusste Sammlungstätigkeit begannen 1997, nachdem Heinz Ploner beruflichen
Erfolg als Wirtschaftsfachmann hatte. Seine anfängliche Ausrichtung auf die sogenannte Neue Malerei in Österreich
umfasste u. a. die großen Werkgruppen von Herbert Brandl, Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Otto Zitko.
Sie bilden gemeinsam mit Erwin Bohatschs lyrischen Abstraktionsbildern einen Schwerpunkt der Sammlung. Im Zuge
der raschen inhaltlichen Erweiterung seines Kunstverständnisses öffnete sich Heinz Ploner auch einem
avancierten Malereidiskurs, der mit Neuen Medien experimentierte und nahm damit Werke von Markus Huemer, Gerwald
Rockenschaub und Lois Renner in seine Kollektion mit auf.
Seit 2006 sind unter der Direktion von Agnes Husslein-Arco durch Ankäufe, Schenkungen und Dauerleihgaben einige
Positionen jener Malerei der 1980er- und 1990er-Jahre in den Bestand des Belvedere gelangt, die zuvor überhaupt
nicht oder nur unwesentlich in der Sammlung vertreten waren. Jene 108 Kunstwerke, vornehmlich aus der Gattung der
Malerei, aber auch Fotografie und Installation, komplettieren und erweitern den Bestand des Belvedere. "Mit
dieser hochkarätigen und umfangreichen Sammlung lebt ein Teil Kulturgeschichte des privaten Sammelns in Osterreich,
aber vor allem das Sammlerehepaar Ploner weiter. Letztlich gibt Regina Ploner mit der Schenkung vor allem den Künstlern
wieder etwas zurück, denn sie sind mit ihren Werken zukünftig in den Museen vertreten. Unser Dank gilt
daher nicht nur Heinz Ploner, der mit unermüdlichem Wissensdurst in kurzer Zeit eine gewichtige Sammlung aufbaute,
sondern auch Regina Ploner, die mit dieser Schenkung an die Albertina, das Belvedere und die Neue Galerie Graz
den Wunsch ihres Mannes zu Ende geführt und der Gesellschaft wie der Wissenschaft einen großen Dienst
erwiesen hat", so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und 21er Haus.
Anhand von 43 Werken aus der umfassenden Schenkung zeichnet Kurator Harald Krejci Heinz Ploners künstlerischen
Zugang und seine Sammelleidenschaft, die ebenso Malerei wie auch Fotografie und multimediale Kunst umfasste, nach.
Der Bogen der Ausstellung spannt sich von der abstrakten Malerei der 1960er Jahre (Josef Mikl und Henri Michaux)
über Werke der Neuen Malerei der 1990er-Jahre bis zu konzeptuellen, postmodernen Foto- und Filmarbeiten und
installativen Werken. Der Besucher beginnt mit der Malerei der sogenannten Neuen Wilden, die sich Ende des letzten
Jahrhunderts erneut den Fragen nach den Gattungsgrenzen von Malerei widmeten und Reflexionen über das Medium
Malerei wieder neu eröffneten. Mit großformatigen Bildern sind die Richtungsvertreter Herbert Brandl,
Erwin Bohatsch, Gunter Damisch und Hubert Scheibl in der Ausstellung vertreten und schließen mit ihren Werkblöcken
die bisherigen Sammlungslücken des Belvedere. Mit Gerwald Rockenschaub, Florian Pumhösl und Jörg
Sasse führt die Schau über deren konzeptuelle Fotoarbeiten weiter zu einer multimedialen Installation
von Markus Huemer. Um auch der jüngsten zeitgenössischen Kunst Rechnung zu tragen, führte Heinz
Ploner das Sammlungskonzept fort und erweiterte seine Sammlung um Künstler wie Adrian Schiess, Maya Vukoje,
Zenita Komad, Erwin Wurm und Edgar Honetschläger. Letzterer regt mit seinem am Eingang der Ausstellung die
Besucher empfangenden Film "Chicken Suit" einen Diskurs über Kunst, Malerei und in diesem Fall auch
über das Medium Film als Grundlage des künstlerischen Handelns an. "Heinz Ploner hatte sich seit
den frühen 1990er Jahren auf das Sammeln zeitgenössischer Kunst mit dem Schwerpunkt Malerei fokussiert.
In dieser hier gezeigten Werkauswahl spiegelt sich das Spektrum an künstlerischen Positionen von der klassischen
Farbmalerei bis hin zu konzeptuellen Reflexionen über Malerei in dem Medium der Fotografie und computergenerierten
Bildwelten wieder", so Kurator Harald Krejci.
Mehr als zwei Jahre nach dem frühen Tod ihres Mannes war es Regina Ploner möglich, sich mit der Sammlung
ihres Mannes auseinanderzusetzen. Mit der Sammlungsbetreuerin Angelika Rossmaier entstand der Plan, die Sammlung,
im Sinne ihres Gründers, österreichischen Museen zu übergeben. "Künstler haben ein Recht,
durch ihre Werke mit den Betrachtern zu kommunizieren, und das sollten möglichst viele sein", beschreibt
Regina Ploner ihr Grundverständnis im Umgang mit Kunst. "Den Sammlungsaufbau meines Mannes habe ich ganz
bewusst nicht beeinflusst. Sie war und ist seine Sammlung und trägt seine Handschrift. Mir ist auch wichtig
klarzustellen, dass ich nie eine Sammlerin war und bin", betont Regina Ploner. "Es ist jedoch eine große
Freude und eine schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, sich dieser Sammlungs- und Sammlergeschichte
zu widmen", so Heinz Ploners Witwe weiter.
Die Ausstellung "Selbstverständlich Malerei! Sammlung Ploner" ist bis 27. September 2015 in der
Orangerie im Unteren Belvedere zu sehen.
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