14. Kreditbericht der Oesterreichischen Nationalbank
Wien (oenb) - Das Wachstum der von österreichischen Banken an heimische nicht-finanzielle Unternehmen
vergebenen Kredite stagnierte nach einer kontinuierlichen Erholung im vorigen Jahr in den ersten Monaten des laufenden
Jahres. In den letzten drei verfügbaren Monaten Februar bis April 2015 lag das Jahreswachstum der Unternehmenskredite
unverändert bei 1,2 %. Damit befindet sich das Wachstum der Unternehmenskredite derzeit in etwa auf demselben
Niveau wie im Herbst des Vorjahres. Diese verhaltene Entwicklung in Österreich ist allerdings immer noch deutlich
besser als die Entwicklung im Euroraum-Durchschnitt, für den die Veränderungsrate der Unternehmenskredite
bereits seit mehr als 2 Jahren negativ ist und im April 2015 bei -0,4 % lag.
Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenfalls in den letzten
Monaten kaum verändert und lag von Februar bis April 2015 bei 1,3 %. Auch bei Krediten an die privaten Haushalte
liegt Österreich weiterhin deutlich über dem Euroraum, wo im April 2015 eine Stagnation der Haushaltskredite
verzeichnet wurde.
Die Finanzierung österreichischer Unternehmen über Anleihen hat sich seit Anfang 2013 deutlich reduziert.
In dieser Zeit ging die Jahreswachstumsrate ausgehend von 14 % auf nunmehr -2 % im April 2015 zurück. Im Gegensatz
dazu hat die Finanzierung der österreichischen Unternehmen über Aktienemissionen seit März vergangenen
Jahres wieder zugenommen. So kletterte die Jahreswachstumsrate der Netto-Aktienemissionen bis November 2014 auf
über 4 % und verharrte auch in den Folgemonaten auf diesem Niveau. Zusätzlich finanzieren sich österreichische
Unternehmen auch über Kredite aus dem Ausland und über konzerninterne Finanzierungsströme. Allerdings
waren die Netto-Kreditaufnahmen der österreichischen Unternehmen bei ausländischen Banken mit einem Finanzierungssaldo
von -1,1 Mrd. EUR für das gesamte Jahr 2014 negativ. Im Gegensatz dazu trugen konzerninterne Finanzierungen
(aus dem In- und Ausland) im Jahr 2014 insgesamt rund 3 Mrd. EUR zur Finanzierung der österreichischen Unternehmen
bei.
Die durchschnittlichen Zinssätze im Kundengeschäft sind sowohl bei Unternehmenskrediten als auch bei
Haushaltskrediten im Lauf des Jahres 2012 parallel zu den Leitzinsen gesunken und haben sich in der Folge auf historisch
niedrigem Niveau stabilisiert. Bei den Unternehmenskrediten zeigt sich als Folge weiterer expansiver geldpolitischer
Maßnahmen in den vergangenen Monaten neuerlich ein leichter Rückgang der Kundenzinsen. So ging das Zinsniveau
bei den neu begebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr und einer Höhe
von über 1 Mio. EUR auf nunmehr 1,6 % im April 2015 zurück, bei jenen mit einem Volumen von unter 1 Mio.
EUR auf einen historischen Tiefstwert von 2,0 %. Bei den Kundenzinsen für Haushaltskredite ist ein unterschiedlicher
Verlauf je Verwendungszweck zu beobachten. Während die Zinsen von neuen Konsumkrediten im Jahr 2013 auf etwa
5 % gestiegen sind und in der Folge auf diesem Niveau verharrten, sind sie bei neuen Wohnbaukrediten bis April
2015 auf ein Rekordtief von 1,9 % gesunken.
Aktuelle Umfragen bei Unternehmen und Banken legen nahe, dass die schleppende Kreditdynamik in den letzten Monaten
sowohl angebots- als auch nachfrageseitige Gründe hatte. Zwar konstatierten die befragten Banken im ersten
Quartal 2015 zum ersten Mal seit 2007 eine geringfügige Zunahme der Kreditnachfrage der Unternehmen, die Unternehmen
selbst schätzten jedoch ihren Finanzierungsbedarf nach wie vor als rückläufig ein.
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