Leitl: Export bleibt Zugpferd der österreichischen Wirtschaft,
aber die Last, die dieses Zugpferd ziehen muss, wird immer schwerer!!
Wien (pwk) - Österreich kämpft in einem schwierigen (welt)wirtschaftlichen Umfeld, ein(ziger)
Lichtblick bleibt dabei die Exportwirtschaft. "Der Rückblick auf das Jahr 2014 zeigt, dass Österreichs
Exportunternehmen trotzdem hervorragend gearbeitet haben. Schließlich konnten sie mit einem Ausfuhrvolumen
von über 128 Mrd. Euro wieder einmal ein all-time-high einfahren. Die Dienstleistungsexporte hinzugerechnet,
machte das Volumen sogar 180 Mrd. Euro aus", betonte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ), am 30.06.bei einer Pressekonferenz anlässlich des Österreichischen Exporttages
im Haus der Wirtschaft in Wien. Hinzu komme, dass durch die gute Exportperformance die österreichische Leistungsbilanz
seit 2002 positiv ist. "Wir sind überzeugt, dass unsere Exporteure auch heuer wieder das Rekordergebnis
des Vorjahres toppen werden - mit einem Ausfuhrplus von über 2% auf rund 130 Mrd. Euro. 2016 könnten
sich knapp 5% und über 136 Mrd. Euro ausgehen", erwartet Leitl.
Für Österreich als kleine Volkswirtschaft nimmt der Außenhandel einen besonders hohen Stellenwert
ein. Leitl: "Der Export bleibt das Zugpferd der österreichischen Wirtschaft, aber die Last, die dieses
Zugpferd ziehen muss, wird immer schwerer." Seit der Krise hat Österreich auch Exportanteile auf dem
Weltmarkt verloren - von 1,14% (2007) auf 0,87% (2014). Österreichische Exporteure bekommen vor allem auf
ihrem Kernmarkt Deutschland immer stärkere Konkurrenz von osteuropäischen Mitbewerbern. Der deutsche
Markt ist für Österreichs Exporteure aber von enormer Bedeutung. Ein Drittel der österreichischen
Warenexporte geht dorthin. Marktanteilsverluste in Deutschland sind für die exportierenden Unternehmen in
den betroffenen Branchen besonders schmerzhaft. Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind negative Auswirkungen
auf das Export- und Wirtschaftswachstum zu erwarten, sollte sich der Trend fortsetzen. Leitl: "Die seit Jahren
sinkende preisliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs ist mit ein Grund für den Verlust an Marktanteilen
in Deutschland. Unsere Lohnstückkosten sind seit 2010 deutlich über den EU-Durchschnitt angestiegen."
2014 lagen auch die Bruttoanlageinvestitionen in Österreich immer noch 4% unter dem Niveau von 2007. Vor allem
die Neuinvestitionen entwickelten sich in den letzten Jahren sehr verhalten. Leitl: "Insbesondere in einer
kapitalintensiven Wirtschaft wie Österreich sind Investitionen Voraussetzung für die Sicherung und Ausweitung
der Wettbewerbsfähigkeit und der Beschäftigung." In diesem Zusammenhang wies Leitl auch darauf hin,
dass die Geschäftserwartungen der Unternehmen eine generelle stagnierende Entwicklung in den kommenden Monaten
signalisieren. Das zeige der aktuelle WKÖ-Wirtschaftsbarometer. Alle Erwartungsindikatoren - mit Ausnahme
der Exportumsätze - liegen derzeit im negativen Bereich. Über 40% der Unternehmen schätzen den Standort
Österreich als "weniger gut" oder "schlecht" ein. Nur 25% als "sehr gut" oder
"gut". Leitl:
"Insbesondere kleine Unternehmen schätzen den Standort negativ ein, da sie sich am stärksten von
Bürokratie und Verwaltung sowie Steuern und Abgaben betroffen fühlen." Die Politik sei daher gefordert,
den Standort Österreich dynamisch und mit einer klaren Strategie weiterzuentwickeln, um die komparativen Vorteile
Österreichs zu sichern und auszubauen. Leitl: "Österreich hätte nämlich das Potenzial,
zu einem der innovativsten Länder Europas zu werden. Dafür muss Österreich aber reformiert, erneuert
und regiert werden!" Vor allem Investitionen zur Produktivitätssteigerung und die Entlastung des Faktors
Arbeit sind dringend notwendig.
Walter Koren, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, ging in der Exportbilanz ins Detail: "Die Exporttätigkeit
unserer Unternehmen ist nach wie vor sehr europalastig. Gerade aber in Regionen außerhalb Europas ist noch
viel für unsere Exporteure zu holen." Die Hotspots liegen in Asien und Amerika, in Ländern und Regionen,
die konjunkturell besser dastehen als Europa. "Dementsprechend setzen wir auch bei unseren Exportförderprogrammen
- etwa im Rahmen der Exportoffensive go-international des Wirtschaftsministeriums und der WKÖ - auf Übersee.
Rund die Hälfte unserer Auslandsveranstaltungen bezieht sich schon jetzt auf Märkte außerhalb Europas.
Ebenso befindet sich die Hälfte unserer über 100 Auslandsbüros in Überseedestinationen",
so Koren. Die österreichischen Ausfuhren legten seit dem Jahr 2000 bis 2014 weltweit um rund 83,5% zu. Koren:
"In der Analyse zeigt sich aber das Potenzial für die österreichische Exportwirtschaft außerhalb
Europas." Nach Europa machte das Exportplus (2000-2014) "nur" 71,3% aus, zum wichtigsten Außenhandelspartner
Deutschland sogar "nur" 63,7%. Die Ausfuhren nach Amerika legten in diesem Zeitraum jedoch +131,3% zu
und jene nach Asien um +190,7%.
Ein weiterer Schwerpunkt der Exportförderprogramme neben der Unterstützung österreichischer Unternehmen
auf ihrem Weg in Fernmärkte liegt bei branchenspezifischen Programmen. So wird technologieaffinen Firmen bei
der Internationalisierung geholfen -etwa mit speziell geschulten "Technologiebeauftragten" in AußenwirtschaftsCentern
in acht Märkten (Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Russland, 2x USA, China, Japan und
Brasilien). Koren: "13% aller österreichischen Exporte 2014 waren hochtechnologischen Waren. Während
die Gesamtausfuhren um 1,8% gewachsen sind, betrug das Plus bei den Technologieexporten mit 3,3% fast doppelt so
viel." Weiters wird ein Netzwerk zu internationalen Forschungseinrichtungen und Hightech-Unternehmen zur Verfügung
gestellt und bei der Vermarktung österreichischer Technologie im Ausland geholfen. Mit dem Massachusetts Institute
of Technology (MIT) gibt es eine enge Kooperation, die Hightech-Firmen den online-Zutritt zu den Datenbanken des
MIT erlaubt. Koren: "Auf dem Gebiet neuer IT-Technologien unterstützen wir seit fünf Jahren österreichische
Start-ups mit dem Go-Silicion-Valley-Programm. 85 Firmen haben das Programm bisher absolviert, 15 davon haben eine
Niederlassung in den USA gegründet, zwei Firmen wurden sogar übernommen."
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