Eine Ausstellung der Fritz Wotruba Privatstiftung im 21er Haus vom 9. Juli 2015 bis zum 17.
Jänner 2016
Wien (21er haus) - Fritz Wotruba (1907-1975), der zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts zählt
und als Klassiker der modernen Skulptur gilt, setzte sich intensiv mit gesellschaftlichen und politischen Fragen
der Zeit auseinander und ließ diese in sein künstlerisches Werk einfließen. Wotruba wies der Kunst
eine aufklärerische Mission zur Erneuerung von Kultur und Gesellschaft zu. Diese Auffassung veranlasste ihn,
an prominenten Denkmalprojekten teilzunehmen, wobei er sich ganz gezielt auf die Themenbereiche Arbeit, Opfer von
politischer Gewalt sowie Künstlergedenken konzentrierte.
Im Kontext all der politischen Brüche und erinnerungspolitischen Verwerfungen in der Ersten und Zweiten Republik
sind auch die Denkmalprojekte Wotrubas zu betrachten.
Im heurigen Jahr, in dem wir uns an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 sowie an den Abschluss des österreichischen
Staatsvertrages vor 60 Jahren erinnern, stellt die Fritz Wotruba Privatstiftung erstmals explizit den Aspekt der
Denkmäler in Wotrubas Werk anhand von 20 Zeichnungen, 18 plastischen Entwürfen und einer umfangreichen
Fotodokumentation vor. Im Fokus stehen dabei dreizehn Denkmalprojekte in Österreich und Deutschland von den
frühen 1930er-Jahren bis in die 1970er-Jahre, an denen Wotruba beteiligt war. Die präsentierten Arbeiten
stammen überwiegend aus dem Nachlass des Bildhauers -Belvedere, Wien, Dauerleihgaben der Fritz Wotruba Privatstiftung.
Viele von ihnen werden erstmals in einer Ausstellung gezeigt.
Zahlreiche Denkmäler Wotrubas stehen bis heute im öffentlichen Raum, wie das kontrovers diskutierte Mahnmal
"Mensch verdamme den Krieg" von 1932 in Leoben in der Steiermark, das 1938 aus politischen Gründen
entfernt und 1988 wiedererrichtet wurde, oder das Denkmal für Richard Wagner von 1969 in Mainz sowie zahlreiche
von diesem Bildhauer geschaffene Grabdenkmäler auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Einige der Wotruba-Entwürfe wurden aufgrund seiner sich in ihnen manifestierenden kompromisslosen Haltung
gegen die Brutalität des Krieges und die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht verwirklicht, wie z. B.
die nackte Figur eines Gefallenen für das Heldendenkmal im Burgtor in Wien 1934, anstatt derer Wilhelm Frass
einen heroischen Toten Krieger in der Krypta realisierte. Wotrubas Entwurf für das Denkmal Den Opfern für
ein freies Österreich 1934-1945 auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde als zu aggressiv und anklagend erachtet.
Ein von der Stadt Stuttgart 1965 mit Wotruba geplantes Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus wurde
aufgrund von Protesten der Bürger und der Presse, bei denen sich Kritik an der Modernität des abstrakten
Entwurf mit einer vielfach dahinter versteckten prinzipiellen inhaltlichen Ablehnung eines NS-Opferdenkmals verband,
zu Fall gebracht.
Meist waren es die zentralen Denkmalvorhaben seiner Zeit, an denen sich Wotruba beteiligte und über die noch
heute ein öffentlicher Diskurs geführt wird. Die Ausstellung beleuchtet die Entstehungshintergründe
und die Rezeption dieser Projekte und analysiert die von Fritz Wotruba verwendete Symbolik. Überdies bieten
Wotrubas Entwürfe zu Denkmalwettbewerben und -aufträgen einen Überblick über seine künstlerische
Entwicklung und charakteristische Formensprache.
Nach 14 Jahren kehrt Wotrubas Großes Figurenrelief von 1957/58 wieder an den Ort seiner jahrzehntelangen
Aufstellung zurück. Der Bildhauer hatte das siebenteilige monumentale Relief für den österreichischen
Pavillon von Karl Schwanzer für die Weltausstellung in Brüssel 1958 geschaffen. Das Gebäude wurde
von 1962 bis 2001 als Museum des 20. Jahrhunderts im Schweizergarten in Wien genutzt und Wotrubas Relief im angeschlossenen
Skulpturengarten präsentiert. Nach Sanierung, Erweiterung und Neueröffnung des vormaligen 20er Hauses
als nunmehr 21er Haus und Museum für zeitgenössische Kunst des Belvedere ist nun auf Initiative der Fritz
Wotruba Privatstiftung das monumentale siebenteilige Relief als Leihgabe des museums moderner kunst stiftung ludwig
wien wieder im 21er Haus ausgestellt.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die im Salon für Kunstbuch im 21er Haus erhältlich ist.
Kuratorin: Gabriele Stöger-Spevak, Fritz Wotruba Privatstiftung
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