Wiener Wissenschafter entschlüsseln, wie Geschlecht und beruflicher Status unsere Wahrnehmung
von Gesichtsausdrücken beeinflussen.
Wien (pr&d) - Männern sieht man Ärger an – Frauen weniger. Das ist das pointierte Fazit einer
international publizierten Studie unter Beteiligung von Wissenschaftern der Webster Vienna Private University.
Darin wurde der Einfluss von beruflichem Status und dem Geschlecht auf unsere Wahrnehmung emotionaler Gesichtsausdrücke
identifiziert. Interpretiert wurde die durch unsere Erwartungshaltung beeinflusste Wahrnehmung der sozialen Interaktion
von Vorgesetzten und Untergebenen sowie der beiden Geschlechter.
"Ausdrücklich" führen
Hintergrund der Studie, die an der Webster Vienna Private University von Prof. Marc Méhu am Department of
Psychology betreut wurde, ist die Tatsache, dass verschiedene berufliche Führungsstile auch durch Gesichtsausdrücke
umgesetzt werden. Doch die Wahrnehmung solcher Führungssignale hängt durchaus von der beruflichen Position
und dem Geschlecht ab – und das sowohl beim Sender als auch beim Empfänger dieser Signale. Ein durchaus komplexes
Beziehungsgeflecht also, das bisher wenig untersucht wurde. Ein besseres Verständnis ist aber durchaus wichtig,
wie Prof. Méhu darlegt: "Unser Gesicht drückt nicht nur Emotionen aus, sondern ist auch ein wichtiges
Steuerungsinstrument für den Umgang mit Mitmenschen. So beinflusst er in einer Arbeitsplatzumgebung auch das
Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen – und wirkt sich so auf Jobzufriedenheit, Arbeitseinsatz,
Krankenstand und Burnout-Gefährdung aus."
Gemeinsam mit seinen Kollegen Prof. Patrick A. Stewart von der University of Arkansas und Prof. Frank K. Salter
von Social Technologies Ltd. untersuchte Prof. Méhu daher ganz systematisch den Einfluss von Geschlecht
und Hierarchiestatus auf unsere Wahrnehmung ausgesuchter Gesichtsausdrücke. Die grundsätzliche Frage,
die dabei gestellt wurde, war, inwieweit ein bestimmter – bildlich dargestellter – Gesichtsausdruck einer ihm entsprechenden
Emotion (Überraschung, Glücklichsein, Traurigkeit, Angst, Ärger, Missfallen) korrekt zugeordnet
werden konnte.
Ärger ist Männersache
Die Ergebnisse der Studie sind dabei vielschichtig und überraschend. So zeigte sich im Bezug auf die hierarchische
Position, dass die Gesichtsausdrücke von Vorgesetzten grundsätzlich tendenziell besser und eindeutiger
identifiziert wurden als die von Untergebenen. Wenn es um Geschlechterrollen ging, ergaben die Ergebnisse, dass
der Ausdruck von "Ärger" bei männlichen Vorgesetzten klar eindeutiger identifiziert werden
konnte als bei Frauen. Zu der Ursache dieser geschlechterabhängigen Erkennbarkeit von Ärger erläutert
Prof. Méhu: "Hierarchien und Wettbewerb sind für Männer wichtige Dimensionen ihrer sozialen
Interaktion. Der Ausdruck von Ärger ist dabei ein bedeutendes Mittel. Frauen hingegen sind in ihren sozialen
Interaktionen mehr auf die Stabilität des sozialen Umfelds fokussiert. Ärger zum Ausdruck zu bringen,
trägt wenig dazu bei. Diese Konzepte beeinflussen unsere Erwartung an den Ausdruck von Emotionen der jeweiligen
Personen. Wir erwarten den Ausdruck von Ärger ganz einfach eher von einem männlichen als von einer weiblichen
Vorgesetzten – und interpretieren deren Gesichtsausdrücke entsprechend." Bestätigung erhielt diese
Erklärung der Ergebnisse auch durch eine weitere Beobachtung des Teams um Prof. Méhu: Der Ausdruck
von "Traurigkeit" – einem Signal für Empathie und Sorge – wurde völlig unabhängig vom
beruflichen Status bei Frauen eindeutig klarer identifiziert.
Generell, so zeigte die Studie weiter, waren aber Geschlechterunterschiede bei der Interpretation von Gesichtsausdrücken
eher erkennbar, wenn diese von Untergebenen gezeigt wurden. Konkret wurde der Ausdruck von "Angst" bei
männlichen Untergebenen eindeutiger identifiziert als bei weiblichen. Dass "Missfallen" gezeigt
wurde, war hingegen bei weiblichen Untergebenen klarer erkennbar als bei männlichen.
Mehrwert durch Verständnis
Insgesamt zeigt die Studie ein differenziertes Bild über die Interpretation von Gesichtsausdrücken in
Abhängigkeit von Geschlecht und beruflichem Status. Gerade diese Differenziertheit ist es, die für Prof.
Méhu die Bedeutung dieses Forschungsgebiets ausmacht: "Unternehmen können nur dann nachhaltig
erfolgreich sein, wenn Konkurrenzdenken zwischen Kollegen durch positive und konstruktive Zusammenarbeit ersetzt
wird. Das richtige Interpretieren von Emotionen ist dabei wesentlich. Wie diese Interpretation aber vom Geschlecht
und Status abhängt war bisher kaum bekannt. Unsere Arbeit hat dazu nun einen wichtigen Beitrag leisten können."
Publikation
Sex and Leadership: Interpreting Competitive and Affiliative Facial Displays Based on Workplace Status. Patrick
A. Stewart, Marc Méhu & Frank K. Salter. International Public Management Journal, 18(2), pages 190–208,
DOI: 10.1080/10967494.2014.996626
Über die Webster Vienna Private University
Die Webster Vienna Private University bietet als Österreichs einzige Universität eine internationale
Ausbildung im Herzen Europas mit amerikanischer und österreichischer Akkreditierung. Die Bachelor-, Master-
und MBA-Studien der Webster Vienna Private University sind des Weiteren durch das ACBSP (Accreditation Council
for Business Schools & Programs) anerkannt.
Die Webster University feiert 2015 weltweit ihr 100-jähriges Jubiläum und bietet in Österreich
Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Business & Management, International Relations, Psychology sowie Media
Communications. Aktuell besuchen mehr als 500 Studierende aus gut 70 Ländern die Webster Vienna Private University.
Aufgrund der kontinuierlich steigenden Studien-Neuanmeldungen, das jährliche Wachstum liegt bei zehn Prozent,
bezog die Privatuniversität im Herbst 2014 nahe dem Schwedenplatz ihr neues, modernst ausgestattetes Quartier
im Palais Wenkheim, das Platz für bis zu 1000 Studenten bietet.
Weltweit unterhält die Webster University über 100 Campusse in acht Ländern auf vier Kontinenten.
Die Auslandsniederlassungen befinden sich neben Österreich in der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien,
China, Thailand sowie in Ghana.
|