Salzburg (festspiele) - Mitten in den Proben steckt das Team, das Wolfgang Rihms Oper Die Eroberung von Mexico
bei den Salzburger Festspielen in Szene setzt. So ist es eine Besonderheit, dass sich Peter Konwitschny (Regie),
Johannes Leiacker (Bühne und Kostüme), Ingo Metzmacher (Musikalische Leitung) und Bettina Bartz (Produktions-Dramaturgie)
zu solch einem frühen Zeitpunkt, nämlich drei Wochen vor der Premiere, auf ein Podium setzen, um Fragen
der Journalisten zu beantworten. „Ein fertiges Produkt können wir noch nicht vorstellen“, so betont Bettina
Bartz. Lediglich von dem kreativen Prozess könne vorerst berichtet werden.
„Ich persönlich halte die Eroberung von Mexico für ein Stück, mit dem man auch ungeübte Hörer
für zeitgenössische Musik gewinnen kann. Es ist theatralisch, packend, suggestiv“, sagt Sven-Eric Bechtolf,
Künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele über Die Eroberung von Mexico. Genau so sieht es auch
Ingo Metzmacher. Es sei keine schwierige Musik, sagt er auf die Frage, wie musikalisch gebildet das Publikum sein
sollte. „Das Stück benutzt eine Ursprache von Musik. Es gibt viele Wiederholungen – teilweise werden 13 oder
auch 25 Takte wiederholt. Es gibt viele Quinten und einfache Rhythmen. Es hat eine Urkraft, weil es eben auch um
ein Urthema geht“, sagt der Dirigent.
Das Stück heiße zwar Die Eroberung von Mexico, jedoch Mexico und die Unterwerfung des Aztekenreichs
durch die Spanier spiele im Stück eine eher untergeordnete Rolle. Es sei vielmehr ein äußerer Anlass,
um ein anderes viel größeres Thema zu verarbeiten. „Der Montezuma ist durch eine Frau besetzt. Das ist
meiner Meinung nach die größte Idee von Rihm“, sagt Peter Konwitschny. Es ginge im Stück „um Mann
und Frau, um plus und minus, um alle Gegensätze, die darauf Acht geben müssen, dass sie sich nicht selbst
zerstören, sondern miteinander interagieren“. Eine jede Zivilisation, in der das Verhältnis zwischen
Mann und Frau nicht stimme, sei zum Untergang verurteilt, sagt der Regisseur.
Wie nun nähert man sich einem solchen Stück? Peter Konwitschny und Ingo Metzmacher, die bereits 15 gemeinsame
Produktionen herausgebracht haben, sind sich in dieser Frage sehr einig. „Man muss versuchen den Kern des Stückes
zu finden“, sagt Ingo Metzmacher. Ohne Unterhaltungsideen, ohne zu überlegen, was dem Publikum gefallen könnte,
müsse man sich der Wahrheit des Stückes nähern, fügt Peter Konwitschny an.
Johannes Leiacker, der für Kostüme und Bühne verantwortlich ist, schob voraus, dass er mit den Gedanken
eigentlich ganz in der Felsenreitschule sei, wo zeitgleich zur Pressekonferenz die technische Einrichtung für
die Eroberung von Mexico stattfand. Für ihn sei die Felsenreitschule eine echte Herausforderung. Vor allem
über Landschaften und Räume habe er sich Gedanken gemacht. Das Publikum sei gerade bei diesem Stück
ein Teil der Aufführung. Auch Ingo Metzmacher sieht das Publikum in besonderer Weise involviert. „Die Zuschauer
dürfen erst zehn Minuten vor der Vorstellung in die Felsenreitschule und sind dann schon mitten im Klangraum.
Für mich ist die Felsenreitschule der ideale Aufführungsort für zeitgenössisches Musiktheater“,
sagt der musikalische Leiter, der vor 23 Jahren auch schon die Uraufführung des Stückes dirigierte. Musikalisch
bestehe das Stück aus vier Teilen, die durch ein Gedicht verbunden werden. „Die Oper endet mit einem Moment
der Stille. Ganz ohne Netz und a-cappella singen die bereits gestorbenen Montezuma und Cortez ein Duett, in dem
nach so viel Destruktion zweifelsfrei die Sehnsucht erklingt“, sagt Metzmacher.
„Wir haben ganz bewusst Peter Konwitschny gewählt, der sich selbst als Antichrist der Freunde der toten Oper
bezeichnet. Sven-Eric Bechtolf und ich wollten ein klares Statement damit abgeben, dass die Festspiele 2015 mit
zeitgenössischer Musik eröffnet werden“, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.
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