48 Prozent für britische EU-Mitgliedschaft - 63 Prozent haben kein Verständnis für
Neuverhandlungen - EU-Austritt mit negativen Folgen für Großbritannien und EU
Wien (ögfe) - Die Bemühungen des britischen Premiers David Cameron, die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens
neu zu definieren, reißen nicht ab. "Der britische Wunsch nach Neuverhandlungen über die Bedingungen
der EU-Mitgliedschaft stößt in Österreich allerdings auf wenig Gegenliebe. Aber auch ein etwaiger
EU-Austritt Großbritanniens findet keine Mehrheit. Ein Brexit würde beiden Seiten schaden", fasst
ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt die Ergebnisse einer österreichweiten Umfrage der Österreichischen
Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) zusammen.
Großbritannien soll weiterhin Teil der EU bleiben, meinen 48 Prozent der Befragten. Im Februar/März
2013 waren es noch 65 Prozent. Kaum verändert hat sich - mit 27 Prozent - die Zahl jener, die für einen
EU-Austritt des Vereinigten Königreichs plädieren (Februar/März 2013: 23 Prozent). Verdoppelt hat
sich hingegen der Anteil jener, die sich zu dieser Frage keine Meinung bilden können - von 12 auf 25 Prozent.
Eine Mehrheit der ÖsterreicherInnen steht Verhandlungen über die Bedingungen der britischen EU-Mitgliedschaft
skeptisch gegenüber. Nur ein Viertel (25 Prozent) plädiert dafür, dass die EU Großbritannien
entgegenkommt, zwei Drittel (63 Prozent) zeigen dafür kein Verständnis (12 Prozent "weiß nicht/Keine
Angabe). Auch dezidierte BefürworterInnen der britischen EU-Mitgliedschaft sind mehrheitlich (59 Prozent)
gegen eine Sonderbehandlung Londons (32 Prozent für ein Entgegenkommen).
"Weder für die EU - und noch viel weniger für Großbritannien selbst - wäre jedoch ein
britischer EU-Austritt eine wünschenswerte Option", so Schmidt.
Im Falle eines "Brexit" befürchten 44 Prozent negative Folgen für die EU und 52 Prozent für
Großbritannien. Positiv wird eine solche Entwicklung nur von 11 Prozent ("für die EU") bzw.
14 Prozent ("für Großbritannien") eingeschätzt. Ein knappes Drittel (31 Prozent) ist
der Ansicht, dass ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU "keine wesentlichen Auswirkungen"
auf die Union mit sich bringen würde. 12 Prozent nehmen an, dass ein EU-Austritt "keine wesentlichen
Auswirkungen" auf Großbritannien hätte.
"Angesichts der Vielzahl an aktuellen Herausforderungen gibt es hierzulande wenig Verständnis für
britische Sonderwünsche. Eine effizientere EU, die Zukunftsfragen beantworten kann, wird aber sehr wohl begrüßt",
meint Schmidt abschließend. " Grenzüberschreitende Probleme können letztlich nur gemeinsam
gelöst werden - nationale Alleingänge sind kontraproduktiv".
Die Umfrage wurde von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft vom 9. bis 17. Juni 2015 im Auftrag der
ÖGfE durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 528 Personen per Telefon (repräsentativ für
die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bildung). Maximale
Schwankungsbreite ca. +/- 4,5 Prozent. Fehlende Werte auf 100 Prozent: "weiß nicht/Keine Angabe".
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