Zu seinem 40. Jubiläum gewährt das Museum Tiroler Bauernhöfe neue Einblicke
in das alte Tirol. Es ist die größte Investition, die es seit der Gründung gegeben hat. Am 26.
Juli werden die Neuerungen beim Tag der offenen Tür vorgestellt.
Kramsach (griessenböck) - Zu seinem 40-jährigen Bestehen hat sich das Kramsacher Freilichtmuseum
mit neuen Erlebniswelten beschenkt. Künftig erhalten Besucher völlig neue Einblicke in das bäuerliche
Leben des alten Tirols. Denn rund um die 37 historischen Gebäude sind spannende Themenstationen entstanden,
die interaktiv und spielerisch die vergangene Zeit veranschaulichen. „Unser Museum ist zu einem Ort geworden, wo
man Wissen mit allen Sinnen begreifen kann“, freut sich der Museumsobmann Hans Knoll. Seit zwei Jahren arbeitet
das Museumsteam intensiv daran, das Erscheinungsbild den Sehgewohnheiten der modernen Zeit anzupassen. Federführend
in der Aufarbeitung und Konzeption war Dr. Thomas Bertagnolli, der Kustos des Museums. Gemeinsam mit der renommierten
Stuttgarter Austellungsgestalter ATELIER BRÜCKNER zu dessen Projekten u.a. das BMW-Museum München zählt,
hat er den stummen architektonischen Zeitzeugen die Sprache der Information mit auf den Weg gegeben. „Ich sehe
die Neuinszenierung als Ergänzung der historischen Bauten, weil wir jetzt auch emotionale Wege beschreiten“,
so Bertagnolli. Die unterschiedlichen Stationen verwandeln den Gang durchs Museum zu einer aktiven Entdeckungsreise
in die Vergangenheit. Man erfährt von einer Zeit, in der der Mensch noch von und mit der Natur lebte.
„Wir beleben den historischen Bestand mit einer Narration“, sagt Uwe R. Brückner, Kreativdirektor ATELIER
BRÜCKNER „und lassen dadurch die historischen Gebäude noch nachhaltiger wirken.“ Entwickelt wurden vier
Themenstationen, die die Vergangenheit greifbarer und lebendiger machen: Landschaft, Wirtschaft, Gemeinschaft und
Herrschaft. Jedem dieser Themen hat man einen Pavillonbau gewidmet, der sich respektvoll und dennoch eigenständig
in die Landschaft einbringt: Er bietet Überblick und Aussicht. Die Höfe sind den Themenschwerpunkten
zugeordnet. Hier werden sie als lebendige Geschichte vorgetragen. „Die vier Themenkomplexe gewähren tiefe
Einblicke in die vergangene Zeit“, so der Kustos. Dadurch biete sich Kindern wie Erwachsenen ein völlig neues
Kulturerlebnis. Jeder Hof repräsentiert einen Themenschwerpunkt. Anhand von Hör- und Videostationen
sowie Tast-, Mitmach- und Fühlstationen taucht man mit allen Sinnen in die Vergangenheit ein.
Virtuelle Zeitzeugen beleben die Höfe
Gemeinsam mit Schauspielern wurden unter der Leitung von Uwe und Winfried Werner Linde kurze Filmsequenzen
gedreht. In den Videos berichten Hofbewohner von ihrem Leben. „Wir haben die Schicksale der Hofbewohner genau studiert
und versucht, ihre Geschichten in kurzen Episoden darzustellen“, erklärt Bertagnolli. Die Projektionen an
den Wänden beleben virtuell die Stuben der Höfe. Man kann beispielsweise eine Bäuerin beim Weben
beobachten oder erfährt von der Magd wie sie Butter herstellt. „Im Grunde helfen wir der Fantasie ein bisschen
auf die Sprünge. Es ist doch spannend, wenn der Uropa seinen Nachkommen eine Videobotschaft zukommen lässt.“
Die überregionale und internationale Bedeutung des Museums zeigt sich auch daran, dass die Videobotschaften
in drei verschiedenen Sprachen abrufbar sind.
Interaktive Stationen für Kinder
Auch die Kinder entdecken das Museum neu. Auf Tafeln fordert die neu etablierte „Museumsmaus“ zu verschiedenen
Tätigkeiten auf. Viele Mitmachstationen erklären spielerisch, wie das damalige Leben im Einklang mit
der Natur und der Tierwelt verlief. Anhand von vielen praktischen Beispielen wird der Erfindungsreichtum der Hofbewohner
veranschaulicht. Im alten Kuhstall steht „Leni“ die geduldigste Kuh Tirols. An ihr können sich die Sprösslinge
mit eigenen Händen im Melken ausprobieren. Kinder erfahren über saisonale Lebensmittel und lernen, wie
ein Leben ohne Supermarkt verlief. Im Schweinestall erfährt man woher die Frankfurter Würstchen stammen
und bekommt vom Bauern eine Videobotschaft geschickt. So wird der Spaziergang durch das Museum zum spielerischen
Lehrpfad für die ganze Familie.
Neue Einblicke hinter die Kulissen
Die auf den ersten Blick offensichtlichsten Neuerungen stellen die vier begehbaren Holzpavillons dar. Sie dienen
als Informationsquelle zu den jeweiligen Themenwelten. Manche sind als Aussichtsplattform konzipiert, die fabelhafte
Weitblicke über das Museum bieten. Natürlich haben auch die Hauptdarsteller des Museums, die alten Höfe
aus allen Talschaften Tirols, einiges Neues zu bieten. So wird bei jedem Hof auf seine Besonderheiten hingewiesen.
Texte informieren über die Entstehung, die architektonischen Charakteristiken und verweisen auf Eigenheiten,
die bisher von den Besuchern oft übersehen wurden. „Um sich für ein Thema begeistern zu können,
muss man darüber etwas wissen“, verdeutlicht Bertagnolli. Dennoch habe man bei der Adaptierung sehr genau
darauf geachtet, die nötige Sensibilität an den Tag zu legen, damit der zauberhafte Flair des Museums
nicht verloren geht.
Museum Tiroler Bauernhöfe im Überblick
14 originale Höfe u. 23 Nebengebäude aus allen Talschaften Tirols.
9 Hektar Freilichtgelände
Gegründet vor 40 Jahren
70.000 Besucher pro Saison (Palmsonntag – 30.Oktober)
Geöffnet: täglich von 8 Uhr bis 18 Uhr. Jeden Sonntag Handwerk im Museum
Details Neuerungen
Vier Erlebniswelten zum Thema Landschaft, Wirtschaft, Gemeinschaft und Herrschaft mit Pavillons. Geschichten, die
sich tatsächlich an den jeweiligen Höfen zugetragen haben, wurden thematisiert und inszeniert.
7 Mitmachstationen für Kinder
- Melkstation – lebensgroße Kuh zum Melken
- Fühlstation – wie fühlen sich die unterschiedlichen Stoffe der Kleidung
an
- Schicksalsrad – welchen Beruf hätte man früher als Bauernkind ausüben
können
- Schwein – woher kommt der Speck, das Wiener Schnitzel & Co
- Wissensspiel – welche saisonalen Lebensmittel wurden gegessen
- Sagen – Schattenspiel über das Kasermandl, die Sage vom Sonwendjoch und
der Heiligen Notburga
7 Videobotschaften
- Schweinebauer – im Zillertaler „Summerauhof“ verhandelt der Bauer mit dem Metzger
- Schwabenkind – im „Franzls Kleislershof“ Ötztal erzählt der Bub seiner
Mutter von den Geschehnissen
- Erbrecht – im „Trujerhof“ aus Fließ Oberland (Realteilungsrecht) „Dunningerhof“
Tauer (Anerbenrecht)
- Weberin – im „Hörlhof“ Walchsee berichtet die Spinnerin von ihrem Alltag
am Hof
- Magd – zeigt wie Butter hergestellt wird im Hacklerhof Alpbach
- Familie – karge Ernährung im Alten Segger Osttirol
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