Groß angelegte Werkschau des amerikanischen Fotografie-Künstlers – von 17. Juli
bis 1. November 2015
Wien (rk) - Joel Meyerowitz schrieb als Pionier der Farbfotografie und Mitbegründer der Street Photography
Geschichte. In der nun im Kunst Haus Wien, einem Museum der Wien Holding, präsentierten Ausstellung beschreiben
rund 200 Arbeiten aus fünf Jahrzehnten den künstlerischen Werdegang des berufenen Fotografen, dessen
vielfältiges Werk nachfolgende Künstlergenerationen prägte. Meyerowitz‘ Serien "From a Moving
Car" (1968), "Cape Light" (1978) oder die Portraits "Red Heads" (1980-1990) sorgten international
für Aufsehen und gelten wie seine dynamischen Straßenszenen in New York oder in Europa als Ikonen der
Fotografie.
Pionier der Farbfotografie
Joel Meyerowitz (*1938 in New York) gehört neben William Eggleston und Stephen Shore zu den wichtigsten
Vertretern der amerikanischen New Color Photography der 1960/70er Jahre. Die Ausstellung bildet einen Querschnitt
seines Œuvres in repräsentativen Werkgruppen von den 1960er Jahren bis heute ab und protokolliert Meyerowitz‘
fotografische Handschrift als wesentlichen Beitrag zur Etablierung von Fotografie als künstlerisches Medium.
"Joel Meyerowitz dokumentiert in seinen Fotografien den Lebensstil, die Moden und Architektur seit den 1960er
Jahren bis heute. Die Retrospektive gibt einen umfassenden Einblick in das vielfältige fotografische Werk
des amerikanischen Künstlers, der zu den großen Fotografen unserer Zeit zählt. Ich bin sehr stolz,
dass wir das umfangreiche Werk von Joel Meyerowitz im Kunst Haus Wien zeigen können", so Bettina Leidl,
Direktorin des Kunst Haus Wien.
Straßengeschehen der Metropolen
1962 begegnet der junge Kunstgeschichte- und Malereiabsolvent Joel Meyerowitz dem Fotografen Robert Frank bei
einem Fotoshooting in New York. Sein darauffolgender Beschluss, selbst Fotograf zu werden, markiert den Beginn
einer einzigartigen künstlerischen Karriere, bei der Meyerowitz als bedeutender Protagonist der Street Photography
erste Erfolge feiert. Sein Interesse für das, was sich auf der Straße zuträgt, hält er mit
seiner 35mm Kamera als flüchtige Momente fest, sein dynamischer Blick und sein Stil werden prägend für
die Zeit. Vor allem sind es Aufnahmen in den Straßen New Yorks, Situationen interagierender Personen, die
Meyerowitz in ungewohnten Bildausschnitten mit neuen Inhalten auflädt und - für diese Zeit unüblich
- auf Farbfilm festhält.
Meyerowitz Expermentierfreude bestätigt sich auf einer Reise 1966 quer durch Europa: Auch hier ist das Leben
auf der Straße und in den Städten sein Thema, allerdings fotografiert er in Schwarzweiß ebenso
wie in Farbe, oft ein Sujet in beiden Varianten. Seine legendären Aufnahmen aus dem fahrenden Auto "From
a Moving Car" veranlassen das MoMA in New York 1968, seine erste Einzelausstellung mit einer Auswahl von 40
Arbeiten der Serie auszurichten. Im Kunst Haus Wien sind im Rahmen der Retrospektive die originalen Abzüge
wieder zu sehen.
Entscheidung für die Farbe
Joel Meyerowitz‘ erstes Buch "Cape Light" (1978), in dem er achromatische Variationen des Lichts
am Cape Cod untersucht, gilt heute als Meilenstein der Fotografie. Meyerowitz wechselt von einer schnell einsetzbaren
35 mm Kamera zur großformatigen 8 x 10 inch Plattenkamera und jongliert mit Feingefühl und Präzision
Farbstimmungen und Bilddetails. Lichtbetrachtungen der "blauen Stunde" und Küstenbilder zeigen,
wie die Farbe zum zentralen Protagonisten der Fotos avanciert.
Meyerowitz‘ Kunst, das Verhältnis zwischen Objekt, Licht und Zeit einzufangen, erweitert er um eine Spielart
mit seinen Portraits. Der direkte Blick in die Kamera, die spürbare Präsenz des Fotografen und die lange
Belichtungszeit schaffen eine faszinierende Unmittelbarkeit des Bildes. Die Portraitserie "Red Heads"
erscheint 1990 als Buch und versammelt Portraits rothaariger Menschen, die im Zeitraum von zehn Jahren entstanden
sind. Auch die Aufnahmen von menschenleeren Schwimmbädern stammen aus dieser Zeit - Manifeste zur Dualität
von Referenz und Abbild.
Jüngere Arbeiten sind vom Interesse Meyerowitz‘ für Rudimente der ursprünglichen Natur in der Kulturlandschaft
geprägt, wie in fotografischen Dokumentationen von Parkanlagen in New York ("Legacy", 2006) oder
in seiner Arbeit als Chronist der Aufräumarbeiten von "Ground Zero". Nach Szenen der Stadt, Architektur,
Menschen und Landschaft wendet sich der Fotograf seit kurzem dem Stillleben zu und fixiert fotografisch einfache
Objekte, wie jene aus dem Atelier von Paul Cézanne in Aix-en-Provence. Die Dokumentation und die Inszenierung
von Fundstücken der Region als Bild, das im Studio arrangiert und fotografiert wird (seit zwei Jahren lebt
Meyerowitz in der Toskana), schließt die Klammer um das Schaffen eines von der Neugierde getriebenen Blicks.
Eine Ausstellung des Kunst Haus Wien in Kooperation mit dem NRW-Forum Düsseldorf.
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