St. Pölten (nöwpd) - Die heimischen Instrumentenbauer haben es nicht leicht. Derzeit gibt es in Niederösterreich
79 Berufszweigmitglieder der Musikinstumentenerzeuger, die 145 Mitarbeiter beschäftigen sowie acht Lehrlinge
ausbilden, und neben der Erzeugung und Reparatur auch noch einen Musikhandel betreiben. Laut Alois Mayer, dem Innungsmeister
der niederösterreichischen Instrumentenbauer, ist der Umsatz im 1. Quartal 2015 gegenüber dem 1. Quartal
im Vorjahr im Branchendurchschnitt um 0,9 Prozent wertmäßig gesunken.
„Instrumentenbauer leben heute überwiegend nicht mehr von der Erzeugung, sondern vom Reparaturservice“, erklärt
Mayer. „Der Handel leidet massiv darunter, dass immer mehr Kunden übers Internet bestellen. Zudem gibt es
in unserer Branche immer mehr Ein-Personen-Unternehmen, die keine Mitarbeiter einstellen können, weil das
wirtschaftlich gar nicht tragbar ist. Dafür werden einfach zu wenig Aufträge lukriert.“
Der Regionalbetrieb werde meistens nur mehr als „Notnagel“ angesehen. „Wenn aber die Ware, die der Kunde wünscht,
im Geschäft nicht lagernd ist, wird sie daheim im Internet bestellt“, so Mayer. Die Betriebe können es
sich einfach nicht mehr leisten, große Lager anzulegen. „Dafür fehlt es am nötigen Geld. Die Situation
ist nämlich so, dass Banken keine Gelder mehr an die Betriebe weitergeben und der Girorahmen ohne Besicherung
nicht mehr erhöht werden darf. Anderseits ist es aber so, dass es auch kaum noch Besicherungen gibt, da ohnehin
schon alles bei den Banken ist.“
Hingegen herrscht eine steigende Nachfrage nach Sonderanfertigungen. Das verlange von der Branche, sich noch mehr
zu spezialisieren. „Wir wollen heuer die NÖ-Kunsthandwerktage auf der Schallaburg vom 14. bis 16. August intensiv
dazu nutzen, unsere Branche und insbesondere die Gruppe der Innung Kunsthandwerke vorzustellen“, sagt Mayer. Vielen
Kunden sei nämlich nicht bewusst, dass sie mit dem Kauf im Internet heimische Betriebe gefährden. Im
Musik-Handel ist das besonders gravierend.
Ein weiteres Manko der Instrumentenbauer sind die fehlenden Lehrlinge. Derzeit werden in diesem Fach in Niederösterreich
nur acht Lehrlinge ausgebildet. „Gerade in unserer Branche erleben wir immer wieder, dass junge Leute eine Lehre
zwar beginnen, aber dann doch lieber studieren oder einen anderen Berufsweg einschlagen.“ Innungsmeister Alois
Mayer führt dies einerseits auf die mangelnde Ausdauer des Jugendlichen zurück, andererseits auf die
derzeit schlechte Auftragslage im Handel, die es erschwere, das eigene Personal zu halten, geschweige denn neues
einzustellen.
„Noch etwas ist auffällig“, so Mayer. „Es melden sich Personen, die eine Lehre im Instrumentenbau machen möchten,
aber oft ohne guten Grund. Sie sind im alten Beruf nicht mehr zufrieden oder haben keine Arbeit, und möchten
nun im zweiten Bildungsweg eine Stelle bekommen. Doch bei vielen stellt sich schnell heraus, dass sie nur schnell
irgendwo unterkommen und eine Lehre machen möchten, um dann den Betrieb wieder zu verlassen. Das sind natürlich
für Ausbildungsbetriebe, die Fachpersonal auch nach dem Abschluss der Lehre benötigen nicht die besten
Voraussetzungen. Die Sache ist jedenfalls mühsam und kostentreibend.“
Dennoch prognostiziert der Innungsmeister, dass Instrumentenbauer, die sich über Jahre einen guten Namen gemacht
haben und Qualität liefern, durchaus Chancen haben, auf dem Markt zu bestehen. Das zeige der Trend zu hochwertigen
Qualitätsprodukten, der sich in den nächsten Jahren noch steigern könnte.
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