Bio boomt und das Klima wird geschützt

 

erstellt am
27. 07. 15
11.00 MEZ

Die Oberösterreicher/innen kaufen immer mehr Bio-Lebensmittel und schützen damit das Klima – Präsentation einer neuen Erhebung und ihrer Auswirkungen
Linz (lk) - Das steigende Bewusstsein der oö. Konsument/innen zeigt Konsequenzen: Bio-Lebensmittel boomen in Oberösterreich - alleine im Vorjahr hatte Bio ein Wachstum von fast 15 Prozent. Damit entscheiden sich die Konsument/innen nicht nur immer bewusster für Bio-Produkte und damit für die oftmals gesünderen und pestizidfreien Produkte, sondern sie schützen so auch unser Klima. Allein im Jahr 2014 sparten die Oberösterreicher/innen durch den Griff zu Bio- statt zu konventionellen Produkten knapp 8.000 Tonnen CO2 ein. Da die Nachfrage nach regionaler Bio-Ware nun schon seit längerem deutlicher stärker wächst als das Angebot, fordert Umwelt-Landesrat Anschober eine starke Umstellungsoffensive auf die besonders umweltfreundliche Landwirtschaft. Das ist im Interesse von Umwelt- und Klimaschutz, von regionaler Wertschöpfung und neuen Jobs.

Schon 93 Prozent greifen zumindest zeitweise zu Bio, nur 7 Prozent der Oberösterreicher/innen haben 2014 gar keine Bio-Produkte gekauft. 8 Prozent aller im Lebensmitteleinzelhandel verkauften Lebensmittel waren 2014 biologisch hergestellt - insgesamt also knapp 21.000 Tonnen, mit denen ein Umsatz von 64,7 Mio. Euro erzielt wurde.

Umwelt- und Konsument/innenschutz-Landesrat Rudi Anschober: "Im Jahr 2014 hat ein großer Sprung nach vorne im Bio-Markt stattgefunden: Der Umsatz bei Bio-Produkten in OÖ ist im Vergleich zum Vorjahr um 14,8 Prozent gestiegen. Wir sehen hier eine klare Chance für die Produzent/innen und den Einzelhandel, auf immer mehr bio umzustellen: Aktuell ist die Nachfrage noch größer als das Angebot, das öffnet auch wirtschaftliche Perspektiven!"

Studie: Der Markt für Bio-Lebensmittel in Oberösterreich
Das Oö. Umweltressort von LR Rudi Anschober hat die KeyQUEST Marktforschung beauftragt, die Entwicklung des Bio-Lebensmittelmarktes für Oberösterreich auszuwerten, um aktuelle Daten und Trends zu haben.

Auf Basis des Haushaltspanels RollAMA (Rollierende Agrarmarktanalyse) wurde die Analyse erstellt, darin enthalten sind eine Stichprobe von 2.500-2.800 Haushalten und jährlich rund 2 Millionen Einkaufsfällen. Es wurden nur Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) inkl. Hofer und Lidl analysiert. Einkäufe ab Hof, bei Wochenmärkten etc. sind nicht enthalten. Um den Bio-Anteil zu messen, werden die mengen- und wertmäßig erfassten Bio-Einkäufe den gesamten Einkäufen gegenübergestellt.

Die Ergebnisse: OÖ ist drittgrößter Bio-Markt
Oberösterreich ist nach Wien und Niederösterreich der drittgrößte Markt für Bio-Lebensmittel - mit einem Umsatz von 64,7 Mio. Euro im Jahr 2014. Im Vergleich dazu: Der gesamt-österreichische Umsatz beträgt 401 Mio. Euro.

Der mengenmäßige Marktanteil von Bio-Lebensmitteln liegt in Oberösterreich bei 8,0 % (bei einer Gesamtmenge von knapp 21.000 Tonnen) und ist damit über dem gesamtösterreichischen Schnitt (7,7 %). Der größte Anteil an Bio-Produkten findet sich mit Abstand im Segment der Milchprodukte: 15,5 % aller im Einzelhandel verkauften Milchprodukte der weißen Palette (Trinkmilch, Naturjoghurt, Saure Milch, Obers, Topfen) waren im Jahr 2014 bio. Die geringsten Anteile fanden sich bei Fleisch (1,8 %), Wurst und Schinken (1,2 %) und Fertigprodukten (1 %).

Entwicklung des Biomarktes
Der Umsatz mit Bioprodukten wuchs in Oberösterreich 2014 um 14,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt diese Entwicklung über dem österreichischen Schnitt (10,0 %) und weit über der Entwicklung im Nicht-Bio-Markt (1,4 %).

Darstellung der Lebensmittel-Segmente am Bio-Markt
In Oberösterreich decken Molkereiprodukte (58,8 %) und Obst & Gemüse (36 %) gemeinsam bereits über 90 % der Menge an Bio-Produkten ab. Es folgen Fleisch & Wurst (inkl. Geflügel) und Eier mit 2,6 % bzw. 1,9 % und Fertiggerichte mit 0,6 % der Menge.

Unterscheidbar sind die Anteile pro Segment nach Menge und nach Wert, z.B. "gewinnt" das Segment Fleisch und Wurst wertmäßig an Bedeutung aufgrund der höheren Preise gegenüber Molkereiprodukten z.B., bei denen der Anteil mengenmäßig über jenem des Wertes liegt. Konkret: Während Fleisch und Wurst mengenmäßig nur einen Anteil von 2,6% in OÖ aufweisen, sind es wertmäßig 11,6% des Bio-Umsatzes, bei Molkerei-Produkten ist es umgekehrt: Der mengenmäßige Anteil beträgt 58,8 %, der Wert 47,7%

Entwicklung der Bio-Anteile
Der Bioanteil im Lebensmitteleinzelhandel mit Hofer/Lidl für Oberösterreich hat sich in den letzten Jahren sowohl mengen- als auch wertmäßig positiv entwickelt. Die Menge nahm seit 2011 kontinuierlich zu und erreichte 2014 den bisher höchsten Anteil von 8 %. Der wertmäßige Bioanteil steigerte sich ebenfalls stetig und lag 2014 bei 7,3 % des Gesamtumsatzes.

Kaufverhalten und Soziodemografie
Eine Analyse des Kaufverhaltens bei Bio-Lebensmitteln zeigt, dass die Käuferreichweite sehr hoch ist: 92 % der Haushalte kaufen mindestens einmal pro Jahr ein Bioprodukt. In der Gruppe der älteren Familien liegt der Wert sogar bei 100 %.
Haushaltsführer/innen über 60 Jahre, die mit 27 % den größten Anteil der Haushalte in der oberösterreichischen Bevölkerung stellen, sind für 31 % des Bio-Absatzes verantwortlich.
Ein höheres Netto-Haushaltseinkommen begünstigt den Bio-Konsum. Haushalte mit mehr als 3.000 Euro haben einen Bio-Marktanteil von 38 %, machen aber nur 30 % der Haushalte aus.

Das Bildungsniveau hat ebenfalls einen Einfluss auf den Kauf von Bio-Produkten: Die Mehrheit der Haushaltsführer/innen mit einem Volks-, Hauptschul- oder Lehrabschluss (64 %) konsumiert mit 57 % der Bio-Menge unterdurchschnittlich viel.

Bio-Konsum ist bei Familien mit Kindern überdurchschnittlich. Bei "jungen Familien mit Kind" ist der Unterschied zwischen dem Anteil der Haushalte am Gesamtmarkt (18 %) und dem Anteil am Konsum von Bio-Produkten (26 %) am höchsten.

Die Mehrheit der Haushaltsführer ist weiblich (76 %), der Anteil am Bio-Absatz liegt noch um 9 %-Punkte darüber. Damit sind Haushaltsführerinnen eine besonders wichtige Bio-Käufergruppe.

Bio-Verweigerer? Bio Light User? Bio Heavy User?
Die folgende Abbildung teilt die Bio-Konsument/innen nach der Häufigkeit der Bio-Käufe in "Bio Verweigerer", "Bio Light User" und "Bio Heavy User" ein. Sie zeigt, dass rund 7% der Haushalte in Oberösterreich 2014 kein einziges ein Bio-Produkt gekauft haben. 71% der Haushalte zählen zu den "Bio Light Usern", die bis zu 40 Bio-Einkäufe getätigt haben. Die "Bio Heavy User" haben über 40 mal Bio-Lebensmittel gekauft und machen 22% der Haushalte aus.

Mit einem Haushaltsanteil von 22% sind die "Bio Heavy User" für 60% des Gesamtumsatzes für Bio-Lebensmittel in Oberösterreich verantwortlich. Es gibt aber hinsichtlich der Bedarfsdeckung durchaus noch Potential für Bio-Lebensmittel: Selbst bei den Heavy Usern entfallen lediglich 18% der gesamten Haushaltsausgaben für Lebensmittel auf Bio-Lebensmittel, die verbleibenden 82% auf konventionelle Produkte. Bei Bio Light Usern liegt die Bio-Bedarfsdeckung nur bei 4% der Haushaltsausgaben.

Nachfrage nach Bio wächst stärker als das Angebot
Laut Bio Austria ist die Nachfrage in allen Bio-Produktsegmenten schon seit einiger Zeit größer als das Angebot. Lediglich bei Getreide ist die Lage je nach Erntesituation verschieden.

LR Anschober: "Hier bieten sich optimale Marktchance für Produzent/innen, die auf eine biologische Landwirtschaft umstellen wollen - sie könnten somit sämtliche Parameter von wirtschaftlichem Erfolg, Gesundheit, Umwelt- und Klimaschutz verbinden."

Bio für den Klimaschutz
Durch den Griff zu Bio-Produkten statt zu konventionellen Nahrungsmitteln beträgt die Reduktion an Treibhausgasen (CO2-Äquiv.) allein im Jahr 2014 in Oberösterreich rund 8.000 Tonnen.

Betrachtet man den Zeitraum seit 2011 so konnte die CO2-Einsparung jährlich gesteigert werden und unser Klima wird so durch unsere Ernährung weniger belastet. Von 2011 auf 2014 konnte die CO2-Einsparung um über 10 % ausgeweitet werden.

Die bessere CO2-Bilanz von Bio-Produkten gegenüber konventionellen Produkten geht in erster Linie auf die Landwirtschaft zurück (z.B. durch Humus-Anreicherung statt -Abbau; organische Düngung statt Stickstoff-Mineraldünger) sowie auf die unterschiedliche Zulieferung in der Viehhaltung, so hat z.B. im konventionellen Bereich die Lieferung von Soja aus Südamerika als Futtermittel massive Auswirkungen auf die CO2-Bilanz durch die Rodung von Wäldern. Aber auch Verpackung oder Transport tragen zur CO2-Bilanz bei.


Anschober: Idealer Zeitpunkt für eine große Umstellungsoffensive auf Bio-Landwirtschaft
Bio-Lebensmittel haben für die Umwelt in vielerlei Bereichen große Vorteile - vom Klimaschutz über den Bodenschutz, dem Tierschutz und ganz wichtig dem Grundwasserschutz unter anderem durch den Verzicht auf Pestizide. Daher ist das schrittweise Umdenken der Konsument/innen für den Umweltschutz besonders erfreulich: immer stärker werden Lebensmittel bewusst ausgewählt - regional, bio und saisonal stehen ganz oben auf dem Einkaufszettel. Ganz offensichtlich steigt mit diesem wachsenden Bewusstsein der Konsument/innen im Bereich Ernährung auch real die Nachfrage nach regionalen Bio-Lebensmitteln. Da die Nachfrage nun schon seit längerer Zeit deutlich stärker wächst als das Angebot, ist nun ein idealer Zeitpunkt für eine Umstellungsoffensive durch die Agrarpolitik gegeben. Bio-Qualitätsware aus Oberösterreich besitzt hervorragende Marktchance. Dies sollte durch eine neue Umstellungsoffensive verstärkt genutzt werden. Es ist eine Chance für Umwelt, Klima, regionale Wertschöpfung und Jobs.

OÖ Initiativen für Besser Essen
Von Umwelt- und Konsument/innenschutz-Landesrat Rudi Anschober laufen unter dem Schwerpunkt "Besser Essen" diverse Initiativen, um von Kindesalter an für das Thema Ernährung und dessen umfassende Auswirkungen zu sensibilisieren, darunter speziell mit einem Bio-Fokus:

Info-Kochshow "Kochtopf statt Mistkübel"
Bei der Info-Kochshow "Kochtopf statt Mistkübel" zur Vermeidung von Lebensmittelmüll kochen LR Anschober und Co. köstliche Schmankerln aus Bio-Produkten, die im Handel nicht mehr verkäuflich wären, etwa zweibeinige Karotten oder Milchprodukte mit erreichtem Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Kochshow tourt durch ganz OÖ, erstmals während des Sommers auch mit Halt bei der Kinderuni: Kinder und Jugendliche unterstützen tatkräftig.

Bio-Schulobst-Aktion des Biohofs Achleitner
Gerade bei Kindern und Jugendlichen entscheidet das Angebot, das in der Schule verfügbar ist, wesentlich über das Ernährungsbewusstsein mit - damit fällt schon früh der Grundstein für eine bewusste, nachhaltige Ernährung, für einen Respekt für unsere Lebensmittel. Das EU-Schulobstprogramm des Biohofs Achleitner ermöglicht es Schulen, Kindergärten und Krabbelstuben, wöchentlich die "Schlaue Kiste", prall gefüllt mit Äpfeln, mit Bio-Obst oder mit Bio-Obst und -Gemüse geliefert zu bekommen. Die EU fördert 75% der Kosten, das Umweltressort von LR Rudi Anschober für 15 ausgewählte Einrichtungen den Rest.

Appetit auf Zukunft
Für einen sicheren Absatzmarkt mit fairen Preisen für Produzent/innen und für gute (Bio-)Produkte mit bekannter Herkunft für die Konsument/innen wurde vom oö. Umweltressort die Initiative "Appetit auf Zukunft" ins Leben gerufen. Mit diversen Unterstützungen, z.B. von BIO AUSTRIA oder Agenda21, sollen sich Allianzen von Produzent/innen und Konsument/innen für einen nachhaltigen, guten Genuss gründen, Lebensmittel werden z.B. über einen Onlineshop wöchentlich direkt beim Landwirt vorausbestellt und an ein Zwischenlager zur Abholung gebracht.

 

 

 

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