St. Pölten (fh) - Weltweit sind mehr als drei Milliarden Smartphones und Tablet-PCs
im Einsatz – Tendenz steigend. Dadurch ergeben sich neue Gefahren und Sicherheitslücken. Das Institut für
IT-Sicherheitsforschung der FH St. Pölten erforscht im Projekt „Smartphone Security“, wie die IT-Sicherheit
der kleinen Computer verbessert werden kann. Geräte sollen ihre BesitzerInnen erkennen, Daten besser verschlüsselt
und Viren leichter enttarnt werden.
„Vieles, was bei PCs längst üblich ist, gibt es bei Smartphones und Tablet-PCs oft nicht, zum Beispiel
einen einfachen Virenscanner“, sagt Ernst Piller, Leiter des Projekts Smartphone Security und des Instituts für
IT-Sicherheitsforschung der FH St. Pölten. Doch auf den Geräten arbeiten ähnliche Betriebssysteme.
Angriffe mit Schadsoftware auf Smartphones und Tablets steigen daher stark an.
Besonders gefährlich ist dies laut Piller für Unternehmen in Zeiten des „Bring-your-one-device“, also
wenn MitarbeiterInnen ihr eigenes Smartphone oder Tablet für die Arbeit nutzen und damit auf Mailprogramme,
Anwendungen und interne Plattformen zugreifen. „Das schwächste Glied in der Kette ist entscheidend. Und das
sind derzeit die Smartphones“, erklärt Piller.
Personen, Scanner und Verschlüsselung
Das Institut für IT-Sicherheitsforschung der FH St. Pölten arbeitet „Smartphone Security“ an drei Fronten,
um die Sicherheit zu verbessern: Der Identifiikation der BenutzerInnen, dem Entwickeln besserer Viren-Erkennnung
und einer ausgefeilten Methode zum Verschlüsseln von Daten.
So sollen etwa neue biometrische Authentifizierungsverfahren erkennen, ob die BenutzerInnen mit dem Gerät
hantieren oder fremde Personen nach einem Diebstahl. Basis dafür sind bestimmte Verhaltensmuster beim Bedienen
der Geräte, zum Beispiel individuelle charakteristische Bewegungen beim Wischen und Zoomen auf den Bildschirmen.
Zum Erkennen der Person werden verschiedenste in Smartphones eingebaute Sensoren benutzt, z.B. Gyroskope, Kreisel,
die die Bewegung des Gerätes erfassen, Beschleunigungsmesser und Drucksensoren. Das Gerät kann mit solchen
Sensoren im Laufe der Zeit seine BenutzerInnen kennen lernen und erkennen. Stellt das Gerät dann etwa fest,
dass es von einer fremden Person bedient wird, die das Gerät anders hält oder Touchgesten viel schneller
oder langsamer macht, so kann es sicherheitshalber einmal nach einem Passwort fragen, um die Identität der
Person zu verifizieren.
Unbekannte Viren entdecken
Auch beim Abwehren von Schadsoftware (Malware) geht das Institut neue Wege. „Klassische Virenscanner werden in
Zukunft relativ ineffizient sein, da Malware ein zunehmendes Problem bei mobilen Geräten darstellt und die
klassischen Scanner die Geräte überfordern können. Zudem finden Virenscanner nur bereits bekannte
Schadsoftware. Wir erforschen daher eine für dieses Umfeld optimierte Erkennung, die auf das Verhalten der
Schadsoftware und nicht auf ihr Aussehen abzielt“, sagt Paul Tavolato, Experte für Malware an der FH. St.
Pölten.
Alle Programme werden während ihrer Ausführung beobachtet: Zeigen sich im Zusammenspiel von vielen, einzeln
betrachtet harmlosen Befehlen bestimmte Verhaltensmuster, die auf ganz bestimmte unerwünschte Aktivitäten
schließen lassen, wird Alarm geschlagen – zum Beispiel wenn Daten aus dem persönlichen Adressbuch ausgelesen
und an eine unbekannte Adresse im Internet versendet werden. So können auch Schadprogramme entlarvt werden,
die neu und daher noch nicht in Datenbanken von Virenscannern verzeichnet sind.
Sichere Daten in der Cloud
Als dritte Sicherheitskomponente sollen Daten von Smartphones besser verschlüsselt werden. „Hier entwickeln
wir ein eigenes System für Smartphones. Denn Smartphones haben wenig Speichervolumen und daher legen Benutzerinnen
und Benutzer viele Daten in Cloudspeichern ab, wo das Verschlüsseln entscheidend für die Sicherheit ist“,
sagt Piller.
Parallel zu den Arbeiten der IT-SicherheitsforscherInnen führt das Österreichische Institut für
Medienwirtschaft der FH St. Pölten im Projekt eine Technikfolgenabschätzung durch und untersucht ethische
Implikationen der Verfahren. Damit werden auch Aspekte der Datensicherheit erfasst.
Projekt Smartphone Security
Das Projekt wird finanziert vom Bundesministerium für Verkehr, Infrastruktur und Technologie (BMVIT) in der
Programmlinie KIRAS (Sicherheitsforschung) der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
PartnerInnen im Projekt sind: A1 Telekom Austria AG, Austria Card Plastikkarten und Ausweissysteme GmbH, BeeOne
GmbH (Tochterunternehmen der ERSTE Group), Bundesministerium für Inneres (BM.I), Bundesministerium für
Landesverteidigung und Sport (BMLVS) und Cryptas IT-Security GmbH.
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