Politischer Populismus

 

erstellt am
23. 07. 15
11.00 MEZ

Große internationale Ausstellung kommentiert von 6.11.2015 – 31.1.2016 populistische Tendenzen der zeitgenössischen Gesellschaft in der Kunsthalle Wien
Wien (kunsthalle) - "Politischer Populismus" ist der ausgesprochen populistische Titel für eine Ausstellung, die versucht, ein Phänomen kritisch und mit künstlerischen Mitteln zu hinterfragen. Dabei geht es um alle Lebensbereiche und um das Feld der populistischen politischen Entscheidungsfindungen. Auch im Hochkulturbereich nehmen vereinfachende manipulative Zuspitzungen zu. Man bemüht sich, mehr oder weniger offensichtlich, um populäre Aufmerksamkeit und Erfolg. Eine Blockbuster-Ausstellung ist im Bereich der bildenden Kunst immer noch der einfachste und offensichtlichste Beleg für erfolgreiche Arbeit, und diese Art der Erfolgsmessung wird öffentlich selten hinterfragt. Besucherzahlen, Auslastungen, Einschaltquoten, Clicks und Hits treiben inhaltliche Überlegungen, normative Setzungen und nachhaltige Strategien vor sich her. Auch die Kunsthalle Wien arbeitet mit und an diesen Widersprüchen. Wir alle bedienen uns seit dem Jahrtausendwechsel wesentlich stärker popkultureller Verweise, Verfahren und Ästhetiken.

Social Media, Werbeästhetik und mediale Inszenierung haben aber auch der Vermittlung politischer Inhalte und Parolen oft mit Hilfe künstlerischer und kunsthistorischer Referenzen ein progressives Aussehen verliehen. Rappende Politiker, speziell auf Youngster abgestimmte YouTube Clips, Fernsehformate oder Popkonzerte, die politische Themen besetzen und Ressentiments gesellschaftsfähig machen, gehören genauso zum modernen Medienalltag wie die Museumsdirektorin am Arm des Supermodels, der Kim Kardashian oder des Megatalents James Franco.

In der Ausstellung "Politischer Populismus" reflektieren künstlerische Werke wiederum diese Tendenz, kommentieren sie oder geben ihr eine subversive zweite Ebene, welche die Mechanismen des Populismus gegen diesen wendet. Es geht also nicht direkt um Populismus, sondern wie Kunst darauf reagiert. Die Ausstellung präsentiert Werke internationaler Künstler/innen, die sich mit den verschiedenen Facetten des oben skizzierten Phänomens beschäftigen, es analysieren, ironisch brechen, vor allem aber darauf verweisen, wie omnipräsent es geworden ist. "Politischer Populismus" ist eine Schau mit über 15 unterschiedlichen Positionen, die thesenhaft nebeneinander gestellt werden. Jede dieser Positionen spricht auf künstlerische Weise ein bestimmtes Thema an, das zum Beispiel von der Politik aktuell für populistische Stimmungsmache vereinnahmt wird. Simon Denny wird eine neue Arbeit über die NSA produzieren, Flaka Haliti eine neue Arbeit zum Thema Migration / Kosovo. Minouk Lim hat mit "United Paradox" einen exklusiven Beitrag für die Kunsthalle Wien (in Koproduktion mit dem Frankfurter Portikus) entwickelt, der die Massaker an der Bevölkerung in Südkorea zu Beginn des Koreakrieges thematisiert sowie die gewaltsame Niederschlagung von Demonstrationen gegen die Militärdiktatur und für mehr Demokratie 1980 in Gwangju. Zur Rechtfertigung der Morde wurden die Opfer damals systematisch als Kommunisten gebrandmarkt. (Die 1995 gegründete Gwangju Biennale war eine Reaktion auf diese Morde.)

Die Ausstellung versammelt also vielfältige künstlerische Reaktionen auf jeweils spezifische populistische Argumentationsmuster. Zugleich zeigen viele Werke die Komplexität von Themen und entschleunigen Prozesse, die in der öffentlichen Debatte populistisch reduziert werden. Es geht insofern letztlich auch um unser Verhältnis zum Populismus: um Gegenargumentationen zu einer populistischen Vereinnahmung wichtiger gesellschaftlicher Themen.

Begleitet wird die Ausstellung von einem vielfältigen Programm aus Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionen und Performances unter anderem mit Steffen Möller, Willem de Rooij und Dieter Lesage.

Symposium "Populismus & Kunst": Von 28. bis 30. Jänner 2016 organisiert die Kunsthalle Wien zum Ende der Laufzeit von "Politischer Populismus" ein Symposium mit einer Reihe von nationalen und internationalen Teilnehmer/innen.

Künstler/innen: Basel Abbas and Ruanne Abou-Rahme, Darren Bader, Keren Cytter, Simon Denny, Flaka Haliti, Johanna Kandl, Erik van Lieshout, Minouk Lim, Goshka Macuga, Mián Mián, Marcel Odenbach, Ahmet Ögüt, Hito Steyerl, u.a.

Kurator: Nicolaus Schafhausen

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.kunsthallewien.at

 

 

 

 

 

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