Pop-Up Hotel und fliegender Teppich im freiraum Q21 INTERNATIONAL/MQ
Wien (mqw) - Die Ausstellung "Levitate" im MuseumsQuartier/freiraum Q21 INTERNATIONAL wird von
Daria Khan (RUS) kuratiert und beschäftigt sich mit dem Phänomen und der fiktiven Macht der "Levitation",
mit der Denkmäler oder Leute "erhoben" werden können. Die Levitation steht damit auch als Symbol
für den Protest, den Widerstand und die Freiheit. Die Schau eröffnet im Rahmen der "viennacontemporary"
am Donnerstag 24. September um 19 Uhr.
Levitation kommt vom lateinischen "levitas" und bedeutet Leichtigkeit oder Schweben. 1967 fand in den
USA unter dem Titel "Levitate the Pentagon" eine Aktion gegen den Vietnamkrieg statt. Eine Gruppe AktivistInnen
wollte mit ihren Gesängen das Pentagon zum Schweben bringen und orange färben, um so die bösen Geister
auszutreiben und den Vietnamkrieg zu beenden. Sie sangen Tag und Nacht, aber das Pentagon bewegte sich nicht.
"Levitate" nimmt diese Aktion als thematischen Ausgangspunkt und konzentriert sich auf den theatralisch
spektakulären Aspekt der "Levitation". Die Arbeiten der insgesamt 14 internationalen KünstlerInnen
spielen mit Magie und Illusionen, mit Täuschungen sowie den rituellen Handlungen, die dem Akt der "Levitation"
zu Grunde liegen.
So ist die Installation "Oneiric Hotel" des litauischen Künstlers Julijonas Urbonas die künstlerische
Nachstellung einiger erfolgreicher wissenschaftlicher Experimente zum Wachtraum, in dem man fliegt, schwebt oder
frei fällt. Urbonas rekonstruiert diese Experimente als Erlebnismaschinen, in denen man intim-poetische Erlebnisse
zu analysieren vermag. Er verlagert das wissenschaftliche Labor damit in gewöhnliche Schlaf- und Hotelzimmer.
"Oneiric Hotel" bietet als Pop-Up Hotel den Ausstellungs-BesucherInnen einmalige Erlebnispakete zur Erforschung
der eigenen Träume. Mit seinen Schlafkojen lädt es ein, selbst experimentell tätig zu werden.
Um Privatsphäre und Intimität geht es auch bei der Skulptur "Weightlessness" (2013) von Krištof
Kintera (CZE). Anhand zweier Socken auf einem "fliegenden Teppich" thematisiert er auf humorvolle Weise
Menschen, die aus ihrem gewohnten Umfeld ausbrechen wollen, um neue Dimensionen zu erschließen. In der Installation
der brasilianischen Künstlerin Cinthia Marcelle "R=0 (Homage to M.A.)" (2008) wiederum wird ein
Schulstreich nachgestellt - die Befreiung aus schulischen Zwängen und sozialen Normen.
Die Skulptur "Abracadabra" von Karthik Pandian (USA) besteht aus vorgefundenen Materialien wie einem
Megaphon, wie es bei Demonstrationen verwendet wird, das hier jedoch mit einem Zauberhut und Handschuhen überzogen
wurde. "Abracadabra" ist damit ein Symbol für den Protest und seine Hoffnungen und Sehnsüchte.
Die Skulptur erinnert an die Aktion "Levitate the Pentagon" von 1967. Alles schwebt und verweist damit
ironisch auf die "Magie", von der Revolten angetrieben werden.
Auch Emiliano Maggi (ITA) thematisiert die "Magie" der Levitation. Seine Skulptur basiert auf Elementen,
die StraßenkünstlerInnen in Levitations-Performances verwenden und geschickt in ihrem Gewand verbergen.
Die Arbeit basiert auf Maggis Archiv von versteckten Levitationsgeräten in historischen Bildern.
Mona Vatamanu (ROU) und Florin Tudor (ROU) wiederum hinterfragen in ihrer Videoarbeit "Manifestul" (2005)
soziale Gegensätze. Erklärungen in Form von leeren Blättern werden aus der Luft über Alt-Erlaa,
einem städtischen Wohnhausprojekt der 1970er Jahre, verteilt, als einfache Geste, um die Bedeutung von Widerstand
zu hinterfragen.
Der deutsche Künstler Christian Jankowski reiste für seine Arbeit "Heavy Weight History" nach
Polen. Dort lud er eine Gruppe von Gewichthebern ein, Skulpturen an öffentlichen Plätzen in der Hauptstadt
Warschau zu stemmen. Die dabei entstandene Fotoserie und ein 25-minütiger Film zeigen die Anstrengungen, die
es den in ihren Nationalfarben gekleideten Männern bereitet, die schweren Statuen aus Stein oder Bronze emporzuheben.
Ihre Mühe symbolisiert ironisch die schwere Last der Geschichte.
Das Begleitprogramm der Ausstellung besteht aus Vorträgen, Künstlergesprächen, Diskussionen und
Führungen. Zudem haben die BesucherInnen die Möglichkeit, sich ihr persönliches "Levitations"-Paket
in Form einer eigenen Gratis-Publikation zusammenzustellen.
Ein Symposium am 21. November im Rahmen der VIENNA ART WEEK wird insbesondere die der Ausstellung zu Grunde liegenden
philosophisch-begrifflichen Aspekte beleuchten und einen Überblick über die Geschichte der "Levitation"
sowie der Schlafforschung geben. Die Vorträge stammen vom Künstler/Forscher Julijonas Urbonas, dem Künstler
Karthik Pandian, sowie den Schriftstellern und Philosophen Alexei Penzin und Aaron Schuster.
KünstlerInnen:
Iván Argote (COL), Anton Burdakov (GBR)*, Cooking Sections (ISR/ESP)*, Patrick Hough (IRL)*, Christian Jankowski
(GER), Krištof Kintera (CZE), Emiliano Maggi (ITA)*, Cinthia Marcelle (BRA), Rä di Martino (ITA)*, Astrid
Menze (GER)*, Raphael Montanez Ortiz (USA), Karthik Pandian (USA), Mona Vatanamu & Florin Tudor (ROU), Julijonas
Urbonas (LTU)*.
*Artist-in-Residence des Q21/MQ
Kuratorin: Daria Khan (RUS)
"Levitate" wird in Kooperation mit dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres
organisiert. Für die Ausstellungsarchitektur zeichnet erneut die Abteilung für Bühnen- und Kostümgestaltung,
Film-und Ausstellungsarchitektur der Universität Mozarteum Salzburg verantwortlich. Unter der Leitung von
Professor Henrik Ahr wird die Studentin Anna Zadra ein Präsentationskonzept entwickeln.
Levitate
Dauer: 25.09. bis 22.11., Di-So 13-16h & 16.30-20h, Eintritt frei
Ort: freiraum Q21 INTERNATIONAL/MuseumsQuartier Wien
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