Salzburg (mozarteum) - Die Stiftung Mozarteum konnte durch die großzügige Unterstützung einer
privaten Spenderin ein umfangreiches Mozart-Autograph erwerben. Die Abschrift eines Werkes von Eugenio di Ligniville
durch Wolfgang und Leopold Mozart befand sich bislang in Privatbesitz. Während der Festspielzeit wird das
Autograph im Mozart-Wohnhaus im Original zu sehen sein.
Während sich die meisten Mozart-Autographe seit Langem in Sammlungen befinden, die öffentlich zugänglich
sind, sind einige wenige Handschriften der interessierten Fachwelt nie zugänglich gewesen. Zu diesen Stücken
gehört das Stabat Mater KV Anh. A 17, dessen Original Ende der 20er-Jahre mit anderen Mozart-Quellen des Musikverlags
André in Offenbach erstmals zur Versteigerung ausgerufen war. Johann Anton André, der Sohn des Verlagsgründers,
hatte Ende 1799 den musikalischen Nachlass von Wolfgang Amadé Mozart von dessen Witwe Constanze angekauft.
Die kleinformatige Handschrift (17 x 22 cm) mit 12 beschriebenen Seiten, die Abschrift eines Werkes von Eugenio
di Ligniville durch Wolfgang und Leopold Mozart, wanderte in Privatbesitz. Am 28. Mai 2015 kam das Stück bei
Sotheby’s in London erneut zur Versteigerung und konnte dank großzügiger Unterstützung einer privaten
Spenderin für 167.000 Britische Pfund (237.000 Euro) von der Stiftung Mozarteum Salzburg erworben werden.
Die Originalhandschrift, die nun erstmals der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden kann, bietet
Aufschlüsse über die musikalischen Studien der Familie Mozart. Wolfgang und Leopold Mozart hatten Eugenio
di Ligniville (1727 - 1778), den Musikintendanten des Großherzogs der Toskana Peter Leopold (später
als Leopold II. römisch-deutscher Kaiser), Anfang April 1770 auf der ersten Italienreise in Florenz persönlich
kennengelernt. Die Noten hat Wolfgang Amadé Mozart geschrieben, den Text hat Leopold eingetragen, allerdings
nur unvollständig. Das Werk wies als Studienmanuskript ursprünglich weder einen Titel noch eine Autorenangabe
auf; die Angabe „Stabat mater“ (in blasser Schrift) auf der ersten Notenseite wurde erst im 19. Jahrhundert hinzugefügt.
Von den insgesamt knapp dreißig Einzelkanons, aus denen Lignivilles Vertonung des Stabat mater besteht, und
die im Erstdruck (ohne Ort, um 1767) in einer Rätselnotation aufgezeichnet sind, haben die Mozarts nur eine
Auswahl von 9 Sätzen abgeschrieben und in vollständiger Partitur notiert. Papier- und Schriftbefund lassen
erkennen, dass die Handschrift nicht, wie lange vermutet, bereits 1770 während der ersten Italienreise entstanden
ist, sondern erst um 1773 in Salzburg. Sie belegt damit das lang anhaltende Interesse der Mozart-Familie an den
kontrapunktischen Künsten Lignivilles, der ebenso wie Mozart ein Mitglied der berühmten Accademia filarmonica
in Bologna war.
Eine kommentierte Faksimileausgabe des Autographs ist in Vorbereitung.
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