Asyl: Initiativantrag der Bundesregierung zu Verfassungsänderung

 

erstellt am
03. 08. 15
11.00 MEZ

 Faymann: Asyl-Thema braucht gemeinsames Vorgehen und gemeinsame Lösungen
Ersatzvornahmen durch den Bund – Erhöhung des Tagsatzes für unbegleitete Minderjährige
Wien (bpd) - "Ungewöhnlich hohe Flüchtlingsströme treffen Europa in diesem Jahr besonders. Wer ernsthaft etwas unternehmen möchte, muss mithelfen, die Ursachen zu beseitigen und an den Außengrenzen der EU auf gemeinsame Lösungen setzen: gemeinsamer Grenzschutz, gemeinsame verpflichtende Quote bei der Aufteilung, gemeinsame Regeln", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 31.07. bei einer Pressekonferenz mit Vizekanzler Reinhold Mitterlehner im Bundeskanzleramt. "Es ist dies die wahrscheinlich größte Herausforderung für Europa, die man nur gemeinsam lösen kann. Als Land Österreich haben wir eine Verantwortung dafür zu tragen, wie Menschen, die ein Recht auf Asyl haben, geholfen werden kann und wie innerhalb des Landes eine gerechte Verteilung vorgenommen werden kann", so Faymann.

"Trotz aller Anstrengungen konnten die meisten Bundesländer - mit Ausnahme von Niederösterreich und Wien - durch zusätzliche Anforderungen die derzeit vereinbarten Quoten nicht erfüllen. Es ist daher notwendig, zusätzliche Maßnahmen zu setzen", erläuterte der Bundeskanzler Punkte, die eine notwendige Ordnung und Fairness schaffen sollten: "Wir haben uns darauf geeinigt, was wir gemeinsam als Regierung vorantreiben wollen: Dazu gehört die Ersatzvornahme durch den Bund in Form einer Verfassungsbestimmung, wenn Länder oder Bezirke Richtwerte nicht erfüllen können. Dann können auf Grundstücken, deren Verfügung beim Bund liegen, Menschen untergebracht werden." Das mache eine verfassungsrechtliche Bestimmung notwendig, die somit auch die Zustimmung einer Oppositionspartei verlange. Entweder noch im Sommer oder spätestens bis zur ersten Nationalratssitzung wäre die Umsetzung eines entsprechenden Initiativantrags wünschenswert.

"Tagsätze für unbegleitete Minderjährige werden per 1. August von 77 auf 95 Euro erhöht. Das wurde bereits beim Asylgipfel mit den NGOs besprochen. Traiskirchen wird kurzfristig entlastet werden. Die Innenministerin gibt heute noch bekannt, in welcher Größenordnung diese Entlastung erfolgen wird. Und schließlich wird eine Task-Force der Bundesregierung eingerichtet. Das ermöglicht, dass in schwierigen Zeiten Lösungen nach bestem Wissen und Gewissen vorangetrieben werden können", unterstrich Faymann die Notwendigkeit in dieser Thematik intensiv und gemeinsam weiterzuarbeiten. "Allen in der Republik ist klar, dass es hier viel zu tun gibt, damit das Asylrecht möglichst große Akzeptanz in der Bevölkerung erlangt. Asylrecht ist Menschenrecht und kann mit keiner Zahl begrenzt werden", so der Bundeskanzler abschließend, der auf die gemeinsam zu führenden Diskussionen verwies.


 

 Mitterlehner: Wir gehen mit ganzer Kraft gemeinsam vor
Europäische Lösungen anstreben, Mehr Handlungs- möglichkeiten durch befristete Ersatzunterbringung, Höhere Tagsätze für unbegleitete Minderjährige, Entlastung Traiskirchens, Neue Task-Force
Wien (övp-pd) - "Wir gehen mit ganzer Kraft gemeinsam vor. Denn die Herausforderungen durch die Asyl- und Flüchtlingsfrage lassen sich nur solidarisch bewältigen", sagt ÖVP-Bundesparteiobmann Vizekanzler Reinhold Mitterlehner am 31.07. anlässlich der Präsentation eines Fünf-Punkte- Programms der Bundesregierung. Demnach wird die Regierung weiterhin alles daran setzen, gemeinsame europäische Lösungen zu erreichen. Dabei geht es vor allem um einen stärkeren Grenzschutz an den EU-Außengrenzen und faire EU-Quoten für Flüchtlinge, aber auch darum, die Flüchtlingsströme bereits dort, wo sie entstehen bewältigbar zu machen. "Eine europäische Lösung ist die beste, aber auch die schwierigste Variante. Daher müssen wir auch in Österreich weitere Schritte setzen und haben eine gemeinsame Vorgehensweise vereinbart", betont Mitterlehner.
Trotz großer Anstrengungen der Länder braucht es weitere Quartiere in Österreich. Daher hat die Bundesregierung die Regierungskoordinatoren beauftragt, ein Verfassungsgesetz auszuarbeiten, das eine Ersatzvornahme durch den Bund vorsieht, wenn bestimmte Richtwerte nicht erreicht werden. "Wir stellen uns einen Korridor von ein bis zwei Prozent gemessen an der Zahl der Gemeindebewohner vor, was als Richtwert für die Aufnahme von Flüchtlingen gilt. Wenn dies auf freiwilliger Basis nicht erfüllt wird, wäre der Bund zu einer Ersatztätigkeit berechtigt, aber nur in Gebäuden und auf Grundstücken, über die er auch verfügungsberechtigt ist. Damit ist auch kein Eingriff in das Eigentumsrecht Dritter verbunden", betont Mitterlehner. Die Ersatzvornahme solle zudem erst ab einer Grenze von 2.000 Bewohnern möglich sein, um Kleingemeinden nicht zu überfordern.

"Mit der Erhöhung des Tagsatzes für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge setzt die Regierung einen weiteren wichtigen Schritt", betont Mitterlehner. Bereits mit 1. August wird der Tagsatz von 77 Euro auf 95 Euro erhöht. Weiters soll das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen deutlich entlastet werden, wozu Innenministerin Johanna Mikl-Leitner konkrete Maßnahmen setzt. Darüber hinaus wird eine neue Task Force eingerichtet, bestehend aus Kanzler, Vizekanzler, Innenministerin, Verteidigungsminister, Integrationsminister sowie dem Minister für Verfassung. Diese wird sich jeweils im Anschluss an den Ministerrat mit dem weiteren Vorgehen in der´Asyl- und Flüchtlingsfrage befassen. "Solidarität kann man nicht verordnen, sondern muss man gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeiten. Dem stellen wir uns, denn nur so werden wir das Problem minimieren können und die Lage in Österreich verbessern", hält Reinhold Mitterlehner fest.

Mikl-Leitner: Neues Übernahme-Modell für Asylwerber
Im Innenministerium wurde ein neues Modell für die Übernahme von neu ankommenden Asylwerbern erarbeitet. Vor allem Nichtregierungsorganisationen werden enger in das System eingebunden.

"Wir befinden uns in Europa in einer Ausnahmesituation", sagte Innenministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner am 31.07. in Wien. "Allein in Traiskirchen sind rund 2.000 Asylsuchende obdachlos. Wir haben uns daher heute Vormittag mit den Landespolizeidirektoren und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen zusammengesetzt und eine rasche Lösung erarbeitet."

Werden Asylsuchende aufgegriffen, bringen sie Polizisten in eine Schwerpunktdienststelle. Dort wird, soweit wie möglich, ihre Identität festgestellt und das Aufnahmeprozedere eingeleitet. Danach werden die betroffenen Menschen in eines der Verteilerquartiere gebracht. Dort sollten sie nur wenige Tage bleiben, etwa zur medizinischen Untersuchung und zur Erstbetreuung. Danach sollten sie in Quartiere gebracht werden, die die Bundesländer zur Verfügung stellen.

"Genau hier besteht derzeit unser Problem", sagte Mag. Peter Webinger, Leiter der für das Asylwesen und Migration zuständigen Gruppe im Innenministerium. Die Verteilerquartiere seien randvoll und die Länder seien – trotz aller Bemühungen – derzeit nicht in der Lage, die Menschen in Quartiere zu übernehmen. "Es kommen zu viele in die Verteilerquartiere rein und zu wenige wieder raus", sagte Webinger.

Das Innenministerium unterstützte die Bundesländer und startete vor einigen Wochen einen Aufruf an die Bevölkerung, Quartiere zur Verfügung zu stellen. 285 Unterkünfte mit Platz für bis zu 4.450 Menschen wurden bis heute gemeldet. Doch es fehlen Hunderte weitere Plätze.

Neues Übernahme-Modell
Daher wurde bei der Zusammenkunft mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) am 31. Juli 2015 beschlossen, Asylwerber ohne Quartier direkt an NGOs zu übergeben, die Quartiere zur Verfügung stellen können. Pro Bundesland wird eine Stelle geschaffen, in der alle Fäden zusammenlaufen, sogenannte "Single Points of Contact" (SPOCs). Diese zentralen Stellen werden in den Landesleitzentralen der Polizei eingerichtet. Personell werden die SPOCs aus Mitarbeitern der Abteilung III/9 (Grundversorgung und Bundesbetreuung), des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) und aus NGOs bestehen, wie dem Roten Kreuz, dem Arbeitersamariterbund oder der Caritas.

Sobald etwa eine asylsuchende Familie aufgegriffen wird, wird künftig der SPOC verständigt und dessen Mitarbeiter können sofort mit der Quartiersuche beginnen. Informationen dazu beziehen sie aus der Hotline des Innenministeriums, wo sich Quartiergeber melden können, sowie von den Quartierangeboten der NGOs.

"Damit ist gewährleistet, dass wir rascher Quartiere finden", sagte Peter Webinger. "Und auch den NGOs wird eine Möglichkeit geboten, neben den Ländern rasch Hilfe zu leisten und Unterkünfte bereitzustellen."

Bei der Quartiersuche werden die Anforderungen so weit wie möglich interpretiert. "Uns ist alles willkommen, was hilft, die Obdachlosigkeit von Menschen zu beseitigen und sie zu betreuen", sagte Innenministerin Mikl-Leitner. Vorübergehend stellt auch das Bildungszentrum Traiskirchen in der Ferienzeit Unterkünfte für rund 300 asylwerbende Frauen und Kinder zur Verfügung.

Europaweites Problem
Andere europäische Länder stehen vor den gleichen Herausforderungen wie Österreich. In Frankreich haben 25.000 um Asyl ansuchende Menschen kein Dach über dem Kopf. In Deutschland sind 10.000 in Zelten untergebracht.
Die Asyllage in Österreich ist seit dem Frühjahr prekär. Derzeit kommen etwa 300 Kriegsflüchtlinge täglich nach Österreich. Ein Spitzenwert wurde am 27. Juli 2015 erreicht, mit 410 Menschen innerhalb von 24 Stunden. 2014 wurden insgesamt 28.000 Asylanträge gestellt – so viele wie im ersten Halbjahr 2015. Allein im Juli 2015 werden es etwa 8.700 sein.


 

Strache: FPÖ gegen Entmündigung von Ländern und Gemeinden in Asylfragen
Freiheitliche stehen für Zweidrittelmehrheit nicht zur Verfügung
Wien (fpd) - FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache erteilte den Bestrebungen der Bundesregierung, mittels eines Verfassungsgesetzes die Länder und Gemeinden bei der Unterbringung von Asylanten praktisch zu entmündigen, eine klare Absage. Die FPÖ stehe für die dafür nötige Zweidrittelmehrheit im Nationalrat sicher nicht zur Verfügung. Ein solches Gesetz würde nur bedeuten, dass die Bundesregierung in den Ländern und Gemeinden bei Asylangelegenheiten willkürlich schalten und walten könne, wie es ihr beliebe.

SPÖ und ÖVP sollten stattdessen endlich den Ursachen des Asylchaos zu Leibe rücken, forderte Strache. Das bedeute Grenzüberwachung, und zwar nicht bloß Richtung Ungarn, und konsequente Abschiebungen. Aber dazu seien Rot und Schwarz offenbar nicht fähig. Strache verlangte auch eine Entlastung für die Polizei, welche derzeit bei der Bewältigung des aktuellen Asylchaos völlig im Stich gelassen werde.


 

 Glawischnig: Grüne verhandlungsbereit
Korun: Tagsätze für Kinderflüchtlinge längst fällig und zu begrüßen
Wien (grüne) - "Es ist erfreulich, dass Kanzler und Vizekanzler jetzt versuchen, eine Lösung für die Unterbringungsmisere bei den Flüchtlingen herzustellen. Die entwürdigende Obdachlosigkeit von tausenden Flüchtlingen in Traiskirchen, die zuletzt sogar Amnesty International bewogen hat, die Unterbringungs-Situation überprüfen zu wollen, braucht endlich eine Lösung. Die angekündigte Task Force mit den sechs federführenden MinisterInnen ist ein erster Schritt, um eine menschenrechtskonforme Unterbringung von AsylwerberInnen rasch wieder herzustellen, vorausgesetzt sie zeitigt auch Ergebnisse", sagt dazu Eva Glawischnig, Bundessprecherin und Klubobfrau der Grünen.

"Wir sind jedenfalls verhandlungsbereit, wenn ein sinnvolles Gesetz zur menschenwürdigen Versorgung von Schutzsuchenden vorgelegt wird. Den konkreten Gesetzesvorschlag werden wir uns diesbezüglich genau ansehen" so Glawischnig.

Ergänzend fügt Menschenrechtssprecherin Alev Korun hinzu: "Es zeigt sich nun: Für eine menschenwürdige Versorgung braucht es kostendeckende Tagsätze. Diese waren vor allem bei unbegleiteten Kinderflüchtlingen viel zu niedrig. Die nun angekündigte Erhöhung ist daher sehr zu begrüßen. Denn es gibt keine halben oder Viertelkinder, die nur mit dem halben Tagsatz der Kinder- und Jugendhilfe versorgt werden könnten. Sie sollten auch dementsprechend wie alle anderen Kinder und Jugendlichen betreut werden und sich sicher fühlen können", begrüßt Korun die angekündigte Erhöhung.

Was die Aufnahmesperre in Traiskirchen betrifft, weist Korun darauf hin, dass die menschenunwürdige Obdachlosigkeit kein Thema wäre, wenn auch das Land Niederösterreich endlich kleinere Unterbringungsmöglichkeiten schaffen würde. Denn die Quote für das Bundesland werde zur Zeit alleine über Traiskirchen erfüllt. "LH Pröll kann heute seinen Teil dazu beitragen, die Erstaufnahmestelle von einer Obdachlosen-Verwahrungsstelle im Dauerausnahmezustand wieder zu einem 'normalen' Erstaufnahmezentrum zu machen: Indem er kleine Unterbringungseinheiten auch anderswo in Niederösterreich zulässt", so Korun.


 

Dietrich: Regierung kann sich gegen die Landeskaiser nicht durchsetzen
Temporär begrenztes Asyl statt dauerhaftem Aufenthalt
Wien (str) - "Das angekündigte Verfassungsgesetz zur Unterbringung von Asylwerbern zeigt, dass sich die Regierung nicht gegen die Landeskaiser durchsetzen kann", kritisiert Team Stronach Klubobfrau Waltraud Dietrich und kündigt an, diesem Gesetz nicht zuzustimmen. "Diese Maßnahme ist nur die Folge einer völlig verfehlten Asylpolitik. Die Unterbringung der Flüchtlinge wäre einfacher, wenn sie nur für die Dauer der Kriegswirren in ihrem Heimatland einen Aufenthaltsstatus bekommen - als temporär begrenztes Asyl", so Dietrich.

"Natürlich ist es unsere moralische Pflicht, Menschen, die wirklich politisch verfolgt werden, Schutz zu geben. Daraus muss aber nicht automatisch ein dauerhafter Aufenthalt werden", erinnert Dietrich. Mit dieser Änderung wäre es laut der Team Stronach Klubobfrau mit Sicherheit leichter, auch Privatquartiere für die Unterbringung zu finden. "Das Vollstopfen von leeren Bundesgebäuden ist aber eine Politik, die an den Wünschen und Sorgen der Österreicher vorbei geht!", warnt Dietrich.

Grundsätzlich müsse aber endlich sichergestellt werden, dass das Dublin-Abkommen von allen Mitgliedsstaaten eingehalten wird und es zu einer gerechten Aufteilung der Asyl-Bedürftigen in Europa kommt. Parallel verlangt Dietrich, "dass die Staatengemeinschaft endlich auch Aufklärungsarbeit leistet und den bloßen Wirtschaftsflüchtlingen bewusst macht, dass Europa nicht das gelobte Land ist!"


 

Scherak: Die Regierung muss jetzt handeln - nicht erst im Herbst
Vermeintliche Lösungen kommen Monate zu spät
Wien (neos) - "Die von Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Mitterlehner vorgeschlagenen Lösungen kommen leider viel zu spät. Man hätte sich schon vor Monaten ernsthaft um die Flüchtlingsfrage kümmern müssen. Das ist nicht geschehen, und deswegen mussten tausende Menschen leiden und ihre Nächte im Freien verbringen", so Niki Scherak, Menschenrechtssprecher der NEOS.

"Die Erhöhung der Tagsätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ist ein längst überfälliger Schritt. Aber wieso erst jetzt? Wir haben eine solche Erhöhung schon mehrere Male im Parlament gefordert. Dass wir warten, bis kleine Kinder im strömenden Regen auf der Wiese übernachten müssen, ist mehr als nur traurig. Das Problem war schließlich schon längst bekannt", so Scherak weiter.

Zur Verfassungsänderung hinsichtlich der Möglichkeit des Bundes selbst Quartiere zu schaffen sagt Scherak: "Auch hier hätte die Regierung schon längst tätig werden können. Der Bund muss in Wirklichkeit die gesamte Versorgung von Asylwerbern übernehmen. Nur so lassen sich diese menschenunwürdigen Zustände in Zukunft verhindern. Die geplante Verfassungsänderung ist daher ein guter Schritt, sie ist aber erst für Herbst geplant. Und was passiert bis dahin? Die Flüchtlinge müssen sofort in ordentliche Unterkünfte kommen, nicht erst im Herbst", so Scherak abschließend.


 

Landau: Kirche begrüßt Maßnahmen der Regierung
Caritas und "Katholische Aktion" sehen in Maßnahmen "wichtige Signale" und "Schritte in die richtige Richtung"
Wien (kap) - Die Caritas und die "Katholische Aktion Österreich" (KAÖ) begrüßen die am Ffreitag von der Regierung bekannt gegebenen Reformpläne für die Flüchtlingspolitik. Die Wertanpassung der Tagsätze bei der Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge und eine geplante Verfassungsbestimmung, die es dem Bund ermöglicht, künftig einfacher zusätzliche Quartiere in den Ländern zu schaffen, sind für Caritas-Präsident Michael Landau "wichtige Signale" und für KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer "Schritte in die richtige Richtung".

Geht es nach den kirchlichen Organisationen, soll die dafür notwendige Sondersitzung des Nationalrates besser heute als morgen einberufen werden. Denn, beide Maßnahmen könnten zu einer wichtigen und längst überfälligen Entlastung des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen führen. Dass in einer Bundesbetreuungseinrichtung derzeit hunderte Mütter und ihre Kinder zur Obdachlosigkeit verurteilt sind, "ist ein absolut untragbarer Zustand", so Landau.

Schaffelhofer appelliert an die Regierung, bereits vor Gesetzesbeschluss mögliche neue Unterkünfte in den Bundesländern zu planen, damit "dann ab dem ersten Tag nach Inkfrafttreten der Verfassungsänderung die Bundesunterkünfte auch genutzt werden können". Längst überfällig sei auch die Festlegung einer Unterbringungsquote von ein bis zwei Prozent der Einwohner pro Gemeinde. "Nun sind die Landeshauptleute und Bürgermeister am Zug und müssen zeigen, wie ernst sie es mit der innerösterreichischen Solidarität und gerechten Lastenverteilung tatsächlich meinen", so die KAÖ-Präsidentin.

Zur angekündigten "Taskforce" Asyl sagte Schaffelhofer, "wenn dieser - wie angekündigt - vor allem Regierungsmitglieder angehören sollen, stellt man sich die Frage, was dieses Gremium besser schaffen soll als die Regierung selbst. Wir werden sehen, ob es tatsächlich eine 'Taskforce' wird oder lediglich eine, 'Taskfarce'."

Landau dankt für gute Zusammenarbeit mit Bürgermeistern
Caritas-Präsident Landau bedankte sich in der Aussendung für die gute Zusammenarbeit mit vielen Bürgermeistern. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass zahlreiche Bürgermeister unterstützt von der Bevölkerung in ganz Österreich Verantwortung für schutzsuchende Menschen übernehmen wollen und dabei von Hilfsorganisationen wie der Caritas unterstützt werden.

Landau appellierte an die Bundesregierung, möglichst viele Bürgermeister dabei zu helfen, ihrer "humanitären Verantwortung" gerecht zu werden. "Eine langfristige Lösung im Sinne der Menschlichkeit kann es ohne die Bereitschaft der Gemeinden nicht geben." Unabdingbar sei ein "breiter Schulterschluss" von Bund, Ländern und Gemeinden. "Denn neben einer notwendigen europäischen Lösung wird es in den kommenden Monaten und Jahren vor allem auch darum gehen, geflüchteten Menschen ein Ankommen in Österreich zu ermöglichen." Es gehe um Integrationsmaßnahmen vom ersten Tag an.

Die Caritas betreut heute mehr als 4.400 Asylwerber im Rahmen der Grundversorgung - knapp die Hälfte davon in Klöstern und pfarrlichen Einrichtungen. Zusätzlich werden 10.500 Menschen mobil betreut. In den letzten Monaten konnte die Organisation 1.700 zusätzliche Plätze für schutzsuchende Menschen schaffen. In der mobilen Betreuung werden heute, verglichen mit Juli 2014, doppelt so viele Menschen versorgt. Landau: "Wir stehen weiter bereit, um zusätzliche Quartiere zu schaffen." 

 

 

 

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