Ambulanzgebühr soll die Patientenströme steuern

 

erstellt am
31. 07. 15
11.00 MEZ

Stöckl: Bund soll Konzept vorlegen oder Länder zur Einhebung einer Gebühr ermächtigen
Salzburg (lk) - "Die Gesundheitsreform des Bundes, die von den Ländern umzusetzen ist, schreibt vor, dass die Patientinnen und Patienten nach dem Prinzip des 'Best Point of Service' behandelt werden. Das bedeutet, dass die Patientenströme von den überfüllten Spitalsambulanzen, in denen im Durchschnitt 50 Prozent aller Patientinnen und Patienten fehl am Platz sind, zu den Haus- und Fachärztinnen und -ärzten umgeleitet werden müssen. Obwohl es ein entsprechend dichtes Netz an niedergelassenen Ärzten gibt, verstärkt sich der Trend, sofort die Ambulanzen der Spitäler aufzusuchen. Die Folge sind heillos überfüllte Ambulanzen, unzufriedene Patientinnen und Patienten und überarbeitete Ärztinnen und Ärzte. Die Vermeidung dieser negativen Effekte ist meiner Meinung nach nur durch eine Ambulanzgebühr zu erzielen. Da österreichweit so gut wie alle Spitäler mit dieser Problematik konfrontiert sind und keine Verbesserung in Sicht ist, ist es höchste Zeit, dass die Gesundheitsministerin ein Konzept zur Einführung von Ambulanzgebühren vorlegt. Wenn der Bund das nicht zustande bringt, muss er wenigstens die Grundlagen schaffen, um die Länder zur Einhebung einer solchen Gebühr zu ermächtigen. Denn nachdem die Länder für die Spitäler zuständig sind, muss ihnen auch die Möglichkeit gegeben werden, die Patientenströme zu steuern. Und eine Ambulanzgebühr ist in meinen Augen die einzige Möglichkeit, das nachhaltig zu tun." Das sagte Salzburgs Gesundheits- und Spitalsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Dr. Christian Stöckl am 31.07.

Wie notwendig ein Instrument zur Lenkung der Patientenströme ist, zeigen für Stöckl auch die Erfahrungen mit dem neuen Hausarzt-Notdienstzentrum in der Stadt Salzburg. "Dieses Notdienstzentrum wird sehr gut angenommen. Aber obwohl dort Hausärztinnen und Hausärzte auch außerhalb der Ordinationszeiten am Abend und an den Wochenenden bzw. Feiertagen zur Akutversorgung zur Verfügung stehen, hat diese Einrichtung nur zu einem geringeren Anstieg, nicht aber zu einem Rückgang der Zahl der Ambulanz-Besucher in den Salzburger Landeskliniken geführt. Von einer Entlastung der Ambulanzen, wie wir sie dringend brauchen, kann daher keine Rede sein", so der Gesundheits- und Spitalsreferent.

"Mit Bewusstseinsbildung allein ist es bei den Patientinnen und Patienten nicht getan – das zeigt die Realität. Leider fahren viel zu viele immer häufiger auf dem Weg zur Spitalsambulanz an den Ordinationen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vorbei. Obendrein bürgert sich auch verstärkt ein, dass viele Patientinnen und Patienten gerade an den Wochenenden oder an den Tagesrandzeiten mit Wehwehchen in die Ambulanzen kommen, die die Hausärztin bzw. der Hausarzt schon früher behandeln hätte können. Und wenn die Patientinnen und Patienten in die Ambulanzen fahren statt zum Hausarzt zu gehen, wird dessen Ordination irgendwann nicht mehr wirtschaftlich zu führen sein. Da beißt sich die Katze in den Schwanz", so Stöckl. "Unsere Hausärztinnen und Hausärzte verlieren damit auch ihre so wichtige Gatekeeper-Funktion, wenn sie in vielen Fällen gar nicht Bescheid wissen, welche Behandlungen durchgeführt oder Medikamente verordnet wurden. Das kann nicht im Interesse der Gesundheit des Einzelnen sein", stellte der Spitals- und Gesundheitsreferent klar.

"Ziel der Gesundheitspolitik muss es sein, dafür zu sorgen, dass die Patientinnen und Patienten nicht als erstes und nicht zu häufig wegen Banalitäten in die teuerste Einrichtung kommen. Die Krankenhäuser sind Hochtechnologie-Einrichtungen mit modernster und dementsprechend auch teuerster Infrastruktur. Dort sollen die Patientinnen und Patienten aufgehoben werden, wenn eine Behandlung in den anderen Bereichen des Gesundheitssystems nicht mehr möglich ist", betonte Stöckl.

"Beispiele aus anderen EU-Ländern zeigen, dass es durch eine Ambulanzgebühr sehr gut möglich ist, die Patientenströme in die richtige Richtung zu lenken. In vielen EU-Ländern ist eine Ambulanzgebühr gang und gäbe und das System 'Best Point of Service' funktioniert. Warum soll das nicht auch bei uns möglich sein?", fragt sich der Gesundheits- und Spitalsreferent, der vom Bund vehement ein Konzept bzw. eine Ermächtigung der Länder zur Einführung von Ambulanzgebühren fordert.

 

 

 

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