Verleihung des Preises der "Salzburger Hochschulwochen" an Angelika Neuwirth am 29.07.
- Plädoyer für "zeitgemäße, auch politikbewusste kritische Koranforschung"
Salzburg (kap) - Die deutsche Koranforscherin Angelika Neuwirth ist mit dem "Theologischen Preis" der
"Salzburger Hochschulwochen" ausgezeichnet worden. Die heuer zum zehnten Mal verliehene Auszeichnung
wurde der in Berlin lehrenden Wissenschaftlerin in Würdigung ihres theologischen Lebenswerkes am Mittwochabend
an der Universität Salzburg überreicht. Durch ihre Arbeit gerade zur Wechselwirkung von Koran und christlicher
Spätantike gewinne "die Identität des Christlichen deutlich an Profil", heißt es in der
Begründung der Jury.
In ihren Dankesworten plädierte Neuwirth für eine "zeitgemäße, auch politikbewusste kritische
Koranforschung". Eine solche Forschung, die sich historischer Methoden ebenso bedient wie literatur- und kulturwissenschaftlicher
Methoden, könne ein "ideologisches Korrektiv" gegen jede theologisch verengende Koran-Lektüre
sein, so Neuwirth. Zugleich lasse eine solche historisch-kritische Lesart auch die "hermeneutische Verwandtschaft"
zwischen Islam, Judentum und Christentum in einem neuen Licht erscheinen: "Der Koran ist kein nur-islamischer,
und daher erst durch den islamischen Kanon zu filternder Text, sondern ebenso ein integraler Teil unserer - eben
nicht nur - jüdisch-christlichen Spätantike".
Angelika Neuwirth wurde am 4. November 1943 in Nienburg/Weser geboren. Sie studierte Arabistik, Semitistik und
Klassische Philologie in Berlin, Teheran, Göttingen, München und Jerusalem. Von 1977 bis 1983 hatte sie
eine Gastprofessur an der University of Jordan in Amman inne. Seit 1991 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für
Arabistik an der Freien Universität Berlin. Von 1994 bis 1999 leitete sie weiters das Orient-Institut der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Beirut und Istanbul als Direktorin. Seit 2007 ist sie Leiterin
des Projekts Corpus Coranicum an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Neuwirth ist bereits Trägerin zahlreicher Auszeichnungen - u.a. des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, des
Sigmund-Freud-Preises für wissenschaftliche Prosa und des Dr. Leopold-Lucas-Preises. Außerdem ist sie
seit 2013 Ehrendoktor der Universität Salzburg.
Die "Salzburger Hochschulwoche", die noch bis 2. August dauert, steht heuer unter dem Titel "Prekäre
Humanität". Die traditionsreiche, bis ins Jahr 1931 zurückreichende Veranstaltungsreihe an der Universität
Salzburg lockt jährlich rund 800 Interessierte und Studierende zu Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden.
Die Verleihung des Theologischen Preises stellt jedes Jahr einen Höhepunkt der Hochschulwoche dar.
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