Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit des Landes
Bregenz (vlk) – Vorarlberg kann auf 55 Jahre erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit zurückblicken.
In diesem Zeitraum konnten mehr als 1.000 Projekte in mehr als 60 Ländern umgesetzt werden – zumeist in Kooperation
mit Vorarlberger Partnerinnen und Partnern. "Wir haben uns in der Entwicklungszusammenarbeit zum Ziel gesetzt,
vor allem jene Projekte zu fördern, die es Menschen in Entwicklungsländern ermöglichen sollen, ein
selbstbestimmtes Leben zu gestalten und zu führen", betonten Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrat
Johannes Rauch im Pressefoyer am 28.07.
Gute Entwicklungszusammenarbeit verbessert die Lebensgrundlage und verringert Flucht- und Migrationsbewegungen,
sagten Wallner und Rauch. Der Leitgedanke hinter der finanziellen Unterstützung des Landes sei "Hilfe
zur Selbsthilfe": "Wichtig ist es, dass den Menschen in den wirtschaftlich benachteiligten Gebieten geholfen
wird, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen", so der Landeshauptmann. Das Jahr 2015 ist ein besonderes
Jahr für die Entwicklungszusammenarbeit. Das ausgerufene "Europäische Jahr für Entwicklung
2015" steht unter dem Motto "Unsere Welt, unsere Würde, unsere Zukunft", über die acht
Millenniums-Entwicklungsziele wird Bilanz gezogen und die Vereinten Nationen werden neue Ziele verabschieden. Die
Europäische Kommission nützt diese Gelegenheit, unter dem Dach des Europäischen Jahres für
Entwicklung [EYD 2015] über ihre Leistungen und die ihrer Mitgliedstaaten zu informieren und sie einer breiten
Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten sind gemeinsam der weltweit größte Geber
von Entwicklungsunterstützung zur Bekämpfung von Armut und Hunger. Der Beitrag Österreichs zur Entwicklung
ärmerer Staaten liegt nach den neuesten verfügbaren Zahlen aus 2014 bei 0,26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
(BIP).
Schwerpunkt Bildung
Das Land Vorarlberg stellt bereits seit 1960 ein Budget für die Förderung von Entwicklungsprojekten
zur Verfügung. Seither konnten etwa 1.000 Projekte in mehr als 60 Ländern realisiert werden – zumeist
in Kooperation mit Vorarlberger Partnerinnen und Partnern. In Summe hat das Land Vorarlberg bis Ende 2014 nach
heutigem Geldwert 24 Millionen Euro in die engagierte Aufbauarbeit in den Entwicklungsländern investiert.
Besonderes Augenmerk wird dabei auf Bildung, Gesundheit, sauberes Trinkwasser, Hygiene und Ernährungssicherheit
gelegt. Heuer stehen für Entwicklungshilfeprojekte rund 620.000 Euro zur Verfügung. "Bildung befähigt
Menschen, ihren Lebensraum nachhaltig und selbstbestimmt zu gestalten", sagte Landesrat Rauch. Zusätzlich
zur Schulausbildung sind auch die Berufsausbildung, die Weiterbildung zum Beispiel in der Landwirtschaft, aber
auch Wissensvermittlung in Sachen Gesundheit und Hygiene sowie im Umgang mit sauberem Trinkwasser entscheidende
Bausteine für eine Verbesserung der Lebensbedingungen und für die Ernährungssicherheit in den Entwicklungsländern.
Rauch: "Bildung ist Entwicklung und bedeutet auch, Armut und Hunger zu lindern". Mit Vorarlberger Hilfe
werden Projekte in 25 Ländern umgesetzt. Die meisten Länder befinden sich auf dem afrikanischen Kontinent
(darunter Äthiopien, Tanzania, Burkina Faso oder Malawi), aber auch in Südamerika (Nicaragua, Ecuador)
und Asien (Myanmar, Indien, Sri Lanka) werden Projekte unterstützt.
Projekte in Ostländern
Neben dem Budget für die Entwicklungszusammenarbeit steht seit 1990 auch ein Budget für Projekte
in den ehemaligen Ostländern zur Verfügung. In Rumänien, Weißrussland, Albanien, Polen und
in der Ukraine konnten bis 2014 mehr als 5,4 Millionen Euro für 160 Projekte eingesetzt werden. Nach wie vor
ist Albanien das Schwerpunktland des Landes Vorarlberg. Seit dem Frühjahr 1992 hat das Land Vorarlberg - in
Zusammenarbeit mit den Vorarlberger Gemeinden als Schulerhalter der Pflichtschulen - fast 200 Schulen mit gebrauchten
Schulmöbeln ausgestattet. In Zusammenarbeit mit der Freundschaftsgesellschaft Vorarlberg - Albanien, mit den
Vereinen "Schüler helfen Schülern" und "Projekt Albanien" wurden zahlreiche Schulen
in ländlichen Gegenden gebaut oder saniert.
Klima und Entwicklungszusammenarbeit
Der Klimaschutz ist zu einem neuen Element der Entwicklungszusammenarbeit geworden. Das Klimabündnis Vorarlberg,
dem neben dem Land Vorarlberg auch 36 Vorarlberger Gemeinden angehören, unterstützt mit Projektbeiträgen
seit 1993 Partnerschaftsprojekte im Chocó, einer tropischen Regenwaldregion Kolumbiens. Die Bevölkerungsgruppen
der Afrocolumbianos und Indigenas werden dazu befähigt, ihre Territorien nachhaltig zu bewirtschaften und
sich gegen großindustrielle Interessen zu behaupten, informierte Gabriele Greußing vom Klimabündnis
Vorarlberg: "Nur wenn man der lokalen Bevölkerung menschenwürdige Zukunftsperspektiven eröffnet,
kann sie den äußeren Bedrohungen wie Umweltzerstörung durch den Bergbau, großflächigen
Abholzungen und der Verschmutzung oder dem Ausbleiben ihres Trinkwassers dauerhaft Einhalt gebieten." Eine
wesentliche Bedeutung kommt dem Thema (Bewusstseins-)Bildung zu. "Wichtig ist die Stärkung des Selbstwertes
der Ureinwohner", sagte Georg Künz vom Klimabündnis Vorarlberg.
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