Bank Austria Konjunkturindikator steigt im Juli geringfügig auf 0,2 Punkte: Stimmung in
der Industrie hellt weiter auf – Wenig Auswirkungen negativer Effekte aus China dank fortschreitender Erholung
im Euroraum und USA
Wien (bank austria) - Die österreichische Wirtschaft wächst weiterhin nur beschaulich. „Nach der
leichten Konjunkturverlangsamung Ende der ersten Jahreshälfte, stellt sich nun im Hochsommer wieder geringfügig
mehr Aufwind ein. Dies spiegelt sich auch im aktuellen Bank Austria Konjunkturindikator wider, der im Juli auf
0,2 Punkte gestiegen ist“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Über das Wachstumstempo vom
zweiten Quartal kommt die heimische Wirtschaft damit derzeit aber noch nicht hinaus. Doch die Aussicht auf eine
kräftigere Auffrischung der österreichischen Wirtschaft ist intakt. „Wir rechnen für die kommenden
Monate mit einer schrittweisen Belebung der heimischen Wirtschaft, so dass Wachstumsraten von bis zu 0,5 Prozent
im Quartalsabstand bis zum Jahresende erreicht werden sollten. Ein kleiner Vorgeschmack ist die aktuelle Verbesserung
des Konjunkturklimas in der Industrie, die das leichte Plus des Bank Austria Konjunkturindikators im Juli hervorgerufen
hat“, meint Bruckbauer.
Auftragsbücher, die sich zu füllen beginnen, insbesondere durch mehr Nachfrage aus dem Ausland und eine
zufriedenstellende Geschäftslage versetzen die österreichische Industrie zu Beginn der zweiten Jahreshälfte
in eine spürbar bessere Stimmung. „Das Industrievertrauen in Österreich überstieg im Juli den langjährigen
Durchschnittswert, wie dies in Europa bereits seit langer Zeit der Fall ist. Erstmals seit einem Jahr sind die
stark exportorientierten, österreichischen Industriebetriebe nun zuversichtlich. Das verspricht für die
kommenden Monate mehr Schwung im heimischen Export“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Während der Außenhandel im ersten Halbjahr 2015 keine Wachstumsimpulse liefern konnte, sollte die österreichische
Wirtschaft in den kommenden Monaten in der Lage sein den zunehmenden Rückenwind aus Europa besser nutzen zu
können. Zumal mit dem Abkommen über ein weiteres Hilfsprogramm für Griechenland ein verunsichernder
Faktor weggefallen ist. Die Erholung in den meisten Ländern des Euroraums kommt zügig voran und lässt
für 2015 ein Wirtschaftswachstum um 1,4 Prozent erwarten. In deren Sog verbessern sich die Wachstumsaussichten
für die zentraleuropäischen Wachstumsmärkte im Durchschnitt auf über 3 Prozent. Davon sollte
die heimische Wirtschaft profitieren können. Auch die solide Konjunktur in den USA mit einer Zuwachsrate von
rund 2 ½ Prozent unterstützt. Dazu kommt, dass sich durch den nun schwächeren Euro ein Wettbewerbsvorteil
genutzt werden kann. „Während die Konjunktur im Euroraum, in den zentraleuropäischen Wachstumsmärkten
und in den USA die heimische Wirtschaft durch eine höhere Exportnachfrage in der zweiten Jahreshälfte
unterstützt, ist aus einigen anderen Wachstumsmärkten voraussichtlich mit stärkerem Gegenwind zu
rechnen“, meint Pudschedl. Neben der andauernden Ukraine-Krise und der Rezession in Russland belasten derzeit vor
allem die Sorgen um die Konjunktur in China. „Unter Berücksichtigung aller Einflüsse auf die österreichischen
Exporte ergibt sich nach unserer Einschätzung für die zweite Jahreshälfte ein positiver Saldo. Der
Außenhandel wird dem Wirtschaftswachstum zusätzliche Impulse verleihen“, erwartet Pudschedl. So ist
der Anteil der österreichischen Warenexporte nach China mit rund 2 ½ Prozent überschaubar. Der
Rückgang der Ausfuhren nach China um rund 5 Prozent im Jahresvergleich in den ersten vier Monaten auf das
Gesamtjahr umgelegt, ergäbe Einbußen von rund 170 Mio. Euro gegenüber 2014. Auch unter Einrechnung
von Dienstleistungsexporten und indirekter Exporte über Drittländer bleiben die Auswirkungen einer Nachfrageabschwächung
in China für die österreichische Wirtschaft verkraftbar. Die aus China nachgefragten Exporte weisen eine
inländische Wertschöpfungsquote von rund 70 Prozent auf, so dass nach Berechnungen der Ökonomen
der Bank Austria ein angenommener Nachfragerückgang um 5 Prozent aus China die österreichische Wertschöpfung
um nicht mal ½ Promille belasten würde. Die Unterstützung der heimischen Wirtschaft durch den
Außenhandel wird im zweiten Halbjahr aber zurückhaltender sein, als noch vor wenigen Monaten gedacht.
Dies ist weniger auf die regionale Nachfrageverschiebung zwischen Wachstumsmärkten und Industrieländern
zurückzuführen, als vielmehr auf die Tatsache, dass die erwartete Erholung in Europa nicht wie erwartet
vordringlich investitionsgetrieben sondern stark vom Konsum getragen wird. Die österreichische Exportwirtschaft
mit seinen klassischen Stärkefeldern Investitions- und Ausrüstungsgütererstellung profitiert verhältnismäßig
zurückhaltend.
Während sich die Investitionstätigkeit im zweiten Halbjahr europaweit nur wenig belebt und auch in Österreich
trotz der anhaltend niedrigen Zinsen kaum an Schwung gewinnt, wird der Konsum in Österreich, wie schon im
ersten Halbjahr der bestimmende Träger des Wachstums sein. Der Pessimismus der Verbraucher, der im Juli sogar
noch zugenommen hat, ist angesichts des dennoch stetig steigenden Konsums derzeit kein zuverlässiger Indikator.
Die steigende Beschäftigung in Österreich, trotz zunehmender Arbeitslosigkeit, und die niedrige Inflation
sprechen hingegen für eine Fortsetzung des moderaten Konsumwachstums, das durch Vorzieheffekte der zu Beginn
2016 in Kraft tretenden Lohn- und Einkommensteuerreform unterstützt werden wird.
„Insgesamt wird die österreichische Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2015 dank der etwas günstigeren Exportaussichten
und der sich geringfügig verbessernden Binnennachfrage etwas mehr Schwung als in der ersten Jahreshälfte
aufnehmen können. Wir erwarten unverändert einen Anstieg des BIP um 0,9 Prozent“, prognostiziert Bruckbauer.
Der Wachstumsunterschied zur Eurozone, für die mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent gerechnet wird,
ist nach Ansicht der Bank Austria eine Folge des strukturellen Musters des aktuellen Aufschwung in Europa und nicht
auf eine durch geringere Wettbewerbsfähigkeit auftretende Schwäche der österreichischen Wirtschaft
zurückzuführen.
Nur geringer Inflationsauftrieb in zweiter Jahreshälfte
Nach durchschnittlich ein Prozent im Jahresvergleich in den ersten sechs Monaten 2015 ist zu Beginn der zweiten
Jahreshälfte die Teuerung leicht auf 1,2 Prozent im Jahresabstand angestiegen. Die Inflation wird auch in
den kommenden Monaten nur leicht nach oben tendieren, denn die Sorgen um die Konjunktur in einigen Wachstumsmärkten
verstärkt durch die Abwertung der chinesischen Währung dämpfen die Rohstoffpreise. Zudem kommt es
bei anhaltend hohem Angebot nach dem Abschluss des Atom-Abkommens mit dem Iran zu einer Entspannung am Rohölmarkt.
„Der Inflationsanstieg in der zweiten Jahreshälfte wird bedingt durch den fehlenden Auftrieb durch die Rohstoffpreise
nur schwach ausfallen. Erst im letzten Quartal des Jahres 2015 ist ein etwas klarerer Anstieg der Inflation zu
erwarten, da hier der Preisverfall des Rohöls des Vorjahres aus der Berechnung fällt. Insgesamt erwarten
wir die Teuerung 2015 im Jahresdurchschnitt unverändert mit 1,2 Prozent“, meint Pudschedl.
|