Salzburg: Viel Geld gut für Soziales angelegt

 

erstellt am
11. 08. 15
14.30 MEZ

Schellhorn präsentiert "Sozialbericht 2014" / Positive Trendwenden in sozialen Schlüsselbereichen
Salzburg (lk) - Der "Sozialbericht" des Landes Salzburg gibt einen Überblick über die sozialen Entwicklungen und deren Rahmenbedingungen im Land Salzburg, über die Tätigkeiten der Sozialabteilung, der Sozialen Dienste und der Sozialen Träger, die Partner des Landes sind. Dokumentiert werden die Leistungen und Ausgaben des Landes und der Gemeinden für Kinder und Jugendliche, für Menschen mit Behinderungen, für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen, für die Bezieherinnen und Bezieher von Mindestsicherung, für ambulante Hilfen und für die Seniorinnen und Senioren in Wohnhäusern.

301 Millionen Euro wurden im Jahr 2014 für die sozialen Aufgaben des Landes Salzburg ausgegeben. "Das ist viel Steuergeld, mit dem verantwortlich und sorgsam umgegangen werden muss und auch wird. Der Sozialbericht belegt mit seriösen Zahlen und Fakten, wie gut dieses Geld im Land Salzburg angelegt wird", so Sozialreferent Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn am 11.08. bei der Präsentation des Sozialberichtes 2013/2014, gemeinsam mit der Leiterin der Sozialabteilung des Landes, Dr. Karin Draxl.

Landesrat Schellhorn bekannte sich grundsätzlich zum Sozialstaat und zum hohen gesellschaftlichen Wert der Ausgaben dafür. Niemand wolle sich Salzburg ohne die Ausgaben, die für Soziales getätigt werden, vorstellen. Schellhorn: "Dieses Geld trägt ganz wesentlich zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Die Sozialausgaben schaffen zudem tausende Arbeitsplätze im Pflegebereich, in den Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und bei den Sozialen Diensten. Das Geld bleibt zu praktisch hundert Prozent im Land, hat eine sehr positive regionale Beschäftigungswirkung und fließt in die heimische Wirtschaft. Die Ausgaben verhindern Obdachlosigkeit und andere hässliche Erscheinungen entsolidarisierter Gesellschaften, die wir bei uns nicht wollen."

11,2 Prozent des Gesamtbudgets: Der Sozialstaat bleibt finanzierbar
Im Sozialbericht wird die Entwicklung der Sozialausgaben in Relation zum Gesamtbudget des Landes dargestellt. Der Anteil der Sozialausgaben an den Gesamtausgaben des Landes betrug demnach im Jahr 2010 10,8 Prozent, im Jahr 2014 11,2 Prozent. Sozialreferent Schellhorn dazu: "Von einer Explosion der Sozialausgaben und einer angeblichen Unfinanzierbarkeit, wie häufig behauptet, kann nicht die Rede sein. Der Sozialstaat kostet Geld. Wir müssen uns immer um größtmögliche Effizienz der eingesetzten Gelder bemühen. Oft müssen die Ausgaben Fehlentwicklungen, etwa am Wohnungs- oder Arbeitsmarkt, abfangen. Aber bei gutem politischen Willen bleibt der Sozialstaat finanzierbar."

Positive Trendwenden in drei sozialen Schlüsselbereichen
Die Fakten des Sozialberichtes belegen positive Entwicklungen in sozialen Schlüsselbereichen.

1. Mehr ambulante Hilfe und mehr freiwillige Zustimmung zu Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe.
Die Anzahl der Kinder- und Jugendlichen, bei denen die Jugendämter zum Schutz aktiv werden müssen, steigt. Das hat auch damit zu tun, dass die Jugendämter in der Bevölkerung vermehrt als Partner und Helfer gesehen werden denn als böse "Kindeswegnehmer". Dies belegen die Zahlen des Sozialberichtes eindeutig. Insgesamt mussten die Jugendämter 2014 für 2.126 Minderjährige Hilfsmaßnahmen durchführen (2010: 1.709). 1.834 davon erfolgten freiwillig mit Zustimmung der Eltern oder Erziehungsberechtigten, nur bei 292 Minderjährigen mussten dies die Gerichte anordnen. Die freiwillig akzeptierten Maßnahmen stiegen gegenüber 2010 um 29,1 Prozent. Die gerichtlich angeordneten Maßnahmen hingegen nur um 1,4 Prozent.

Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Kinder und Jugendlichen in ambulanter Betreuung um 34,6 Prozent, während die Unterbringung, etwa in therapeutischen Wohngemeinschaften oder SOS-Kinderdörfern, nur um 15,7 Prozent stieg. Der überwiegende Anteil der Kinder- und Jugendlichen bzw. deren Familien, die sich in Betreuung der Kinder- und Jugendhilfe befinden, erfährt ambulante Hilfe. 2014 waren dies 1.403 von 2.126 Minderjährigen.

2. Entkoppelung von steigender Lebenserwartung und Plätzen in Seniorinnen- und Senioren-Wohnhäusern.
Seit Anfang 2011 ist das Angebot von Plätzen in Seniorinnen- und Senioren-Wohnhäusern nur um 0,8 Prozent von 4.868 auf 4.889 (2014) angestiegen. Das konnte vor allem durch den starken Ausbau der mobilen Betreuung erreicht werden. Die Anzahl der mit Hilfe des Landes von Hauskrankenpflege oder Haushaltshilfe betreuten Haushalte – mit zum Teil mehreren Personen - stieg von 2010 bis 2014 von 3.392 auf 3.981. Das ist eine Zunahme von 17,4 Prozent.

Dieser Weg der Entkoppelung von steigender Lebenserwartung und Plätzen in Seniorinnen- und Senioren-Wohnhäusern wird konsequent weiter fortgesetzt.

3. Angebotserweiterung und neue Qualitäten bei den Leistungen für Menschen mit Behinderungen
Beim Bedarf an Wohn- und Werkstättenplätzen für Menschen mit Behinderungen galt und gilt es, ein bislang mangelndes Angebot bei steigender Nachfrage auszugleichen und gleichzeitig neue Qualitäten in Richtung Inklusion, Dezentralisierung und Erfüllung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu realisieren.

2014 wohnten in Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen (mit und ohne Tagesstruktur) 1.064 Personen, um 6,1 Prozent mehr als 2010. In Werkstätten waren 2014 816 Menschen mit Behinderungen beschäftigt, um 10,9 Prozent mehr als 2010.

Landesrat Schellhorn betonte, dass die Angebotserweiterung weitergehen müsse und gleichzeitig mit Verkleinerung bestehender Großstrukturen, Dezentralisierung, vermehrten ambulanten Angeboten sowie mit neuen Betreuungsformen wie teilbetreutem Wohnen oder persönlicher Assistenz weitere Schritte in Richtung Selbstbestimmung, sozialer Teilhabe und Inklusion gesetzt werden. "In Summe realisieren wir im Bereich der Menschen mit Behinderungen ein großes Reformwerk mit quantitativen und qualitativen Verbesserungen", so Schellhorn.

Mehr Menschen brauchen Mindestsicherung
Im Jahresdurchschnitt 2014 wurden im Land Salzburg 8.117 Personen aus Geldern der Mindestsicherung unterstützt. Das waren um 7,8 Prozent mehr als 2013. Nur 1.447 von den 8.117 Personen haben gar kein eigenes Einkommen. Bei allen anderen reicht das Einkommen aus Beruf, Arbeitslosigkeit, Kinderbetreuungsgeld oder Pension für den Lebensunterhalt nicht aus. Die stärkste Zunahme bei der Mindestsicherung kommt 2014 mit einem Plus von 17,7 Prozent gegenüber 2013 aus der Gruppe der Menschen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft.

Diese Entwicklung wird 2015 mit der Zunahme der anerkannten Asylberechtigten, die rechtlich bei der Mindestsicherung den Österreicherinnen und Österreichern gleichgestellt sind, weitergehen. Sozialreferent Schellhorn warnt davor, diese Entwicklung zu dramatisieren. "Wir werden 2015 rund acht Millionen Euro für anerkannte Asylberechtigte ausgeben. Das ist bestimmt viel Geld, aber es sind nur 2,4 Prozent des gesamten Sozialbudgets. Die werden wir aufbringen müssen. Wir wollen in Salzburg keine obdachlosen syrischen Familien."

Großes Vertrauen im Stillen für den Psychosozialen Dienst des Landes
Der Psychosoziale Dienst das Landes Salzburg erbringt im ganzen Land und mit Stützpunkten im Pinzgau und Pongau Leistungen für alkoholkranke und drogensüchtige Menschen, für psychisch kranke Personen sowie für Spiel- und Internetsüchtige. Es herrscht dabei absolut das Prinzip der Freiwilligkeit und der Vertraulichkeit. 2014 nahmen die Alkoholberatung 1.228 Menschen in Anspruch und wurden 1.812 psychisch kranke Menschen betreut. Gegen die neueren, sogenannten substanzunabhängigen Süchte wie Internet- und Spielsucht fanden 35 Menschen Hilfe beim Psychosozialen Dienst. Sozialreferent Schellhorn sieht es als Zeichen großen Vertrauens, "wenn so viele Menschen den Weg zum Psychosozialen Dienst des Landes und damit zu einem Angebot, das wir nicht an die große Glocke hängen, finden".

Sozialbericht bringt Fakten gegen einseitige Überlagerung
Dr. Karin Draxl, Leiterin der Sozialabteilung des Landes, betonte anlässlich der Präsentation des Sozialberichtes die Notwendigkeit von seriösen und umfassenden Daten, wie sie der Sozialbericht biete: "Wir erleben derzeit, wie sehr das Thema Flüchtlinge und Asylsuchende die sozialen Realitäten einseitig dominiert. Es entsteht der falsche Eindruck, dass das Geld für Soziales vor allem für diese Menschen ausgegeben wird. Das erschwert unsere Arbeit und bringt sie bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in Misskredit. Der Sozialbericht bietet dagegen ein umfassendes Bild und kann den falschen Eindruck vielleicht da und dort geraderücken."

"Der Sozialbericht erscheint in einer Auflage von 500 Exemplaren und geht an die Gemeinden, an die Sozialen Trägerinnen und Träger und Partnerinnen und Partner des Landes, die Sozialabteilung anderer Bundesländer, Ministerien, Universitäten, Fachhochschulen und Medien", so die Leiterin der Sozialabteilung, die sich beim Referat Landesstatistik für die gute Zusammenarbeit bei der Erstellung dieses Sozialberichtes bedankte. So stamme etwa das gesamte wichtige Kapitel "Rahmenbedingungen" vom Landesstatistischen Dienst. Draxl: "Diese Zusammenarbeit war uns eine ganz wichtige Hilfe."

Dank für Professionalität und Engagement
Das gute soziale Netz Salzburgs werde von vielen Händen gesponnen. Namens des Landes Salzburg bedankte sich Sozialreferent Schellhorn bei den tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sozialen Träger, sozialen Einrichtungen und der Sozialabteilung. "Ich finde in den Einrichtungen und in der Verwaltung bei allen Kontakten enorm viel Sachkenntnis, Professionalität und Engagement vor und freue mich jedes Mal darüber", so Schellhorn abschließend.

 

 

 

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