Von 26. September 2015 bis 24. Jänner 2016 – Landesmuseum Niederösterreich Dominikanerkirche
Krems
Krems/St. Pölten (kunstnet) - Unter dem Titel "RE: REHEARSALS (no such thing as repetition)"
zeigt ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH die erste Retrospektive der Künstlerin und Filmemacherin Constanze
Ruhm. Zu sehen ist der von 2001 bis 2014 entstandene Werkkomplex "X CHARACTERS", der in ein gemeinsam
mit der österreichisch-iranischen Architektin Golmar-Mina Kempinger-Khatibi entwickeltes Raumkonzept integriert
ist.
Bestehend aus Filmen, filmischen Installationen, fotografischen Serien und webbasierten Projekten, beschäftigt
sich "X CHARACTERS" mit einer Reihe weiblicher Figuren der Kinomoderne, deren zeitgenössische Wiedergängerinnen
an neuen Schauplätzen und in neuen Erzählungen in Erscheinung treten.
Bereits in ihren frühen Film- und Fotoarbeiten beschäftigt sich Constanze Ruhm mit der digitalen (Re-)Konstruktion
von Architekturen, in denen reale und virtuelle Räume ineinandergreifen. Bezeichnend hierfür etwa ist
die in Zusammenarbeit mit Peter Sandbichler entwickelte Arbeit "Kanal", die 1995 auf der Biennale von
Venedig zu sehen war. Beginnend mit der 1998 entstandenen, auf Jean-Luc Godards Film "Le Mépris"
Bezug nehmende Computeranimation "Apartment", die im Kinosaal des 20er Hauses gezeigt wurde, verlagert
sich der Schwerpunkt von Ruhms Interesse zunehmend hin zu den Figuren der Kinomoderne und damit zu einer "Art
von Narration, die keine Geschichte in sich trägt". In dem zwischen 2001 und 2014 entstandenen Werkkomplex
"X CHARACTERS" manifestiert sich Ruhms komplexe künstlerische Praxis, in deren Zentrum das Verfahren
der Probe als Medium steht.
Aus einer feministischen Perspektive heraus und oftmals durch die Linse der Psychoanalyse betrachtet, orientiert
sich die Künstlerin an den Theorien und Techniken des Films ebenso wie an den performativen Methoden des Theaters
und der zeitgenössischen bildenden Kunst. "X CHARACTERS" wurde von Beginn an als Serie geplant,
deren einzelne Filme von weiblichen Ikonen des Kinos wie Giuliana aus "Il deserto rosso", Hari aus "Solaris"
oder Nana aus "Vivre sa vie" handeln. Durch ihre zeitgenössischen Darstellerinnen erfinden sie sich
an neuen Schauplätzen und in neuen Scripts außerhalb der Vorgaben ihrer männlichen Regisseure immer
wieder selbst. Was dabei - abgesehen von unzähligen Referenzen und medientheoretischen Reflexionen - augenscheinlich
wird, ist die Lust an der Inszenierung und an der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Liebe, Arbeit
und Kunst.
Constanze Ruhm, geboren 1965 in Wien, absolvierte das Studium der Visuellen Mediengestaltung bei Peter Weibel an
der Universität für angewandte Kunst in Wien. Parallel zu ihrer internationalen Ausstellungstätigkeit
und der Umsetzung von kuratorischen Projekten ist sie seit 2006 Professorin für Kunst und Medien an der Akademie
der bildenden Künste in Wien.
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