Basel/Wien/Berlin (dgho) - Vom 9. bis zum 13. Oktober findet in Basel die Jahrestagung
der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische
Onkologie statt. Schwerpunkte sind die zahlreichen neuen Therapieansätze und die Notwendigkeit der Interdisziplinarität
bei der Versorgung von Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen.
Immuntherapie plus: Das Immunsystem in die Krebstherapie integrieren
Vor drei Jahren wurde für Patienten mit Melanom der erste Checkpoint-Inhibitor zugelassen. Diese monoklonalen
Antikörper greifen in die Regulation des Immunsystems ein und nutzen die körpereigenen Abwehrmechanismen
der Patientinnen und Patienten bei der Krebstherapie. Aktuell sind schon drei dieser neuen Arzneimittel verfügbar,
u. a. für fortgeschrittenen Lungenkrebs. Die Wirksamkeit der Immuntherapie kann durch die Kombination von
zwei Antikörpern oder durch die Kombination mit Kinase-Inhibitoren gesteigert werden. Bei der Behandlung von
Patienten mit Lymphomen oder Leukämien verfolgt man neben den Checkpoint-Inhibitoren mit sogenannten CART-Zellen
einen weiteren therapeutischen Ansatz. Patienteneigene T-Lymphozyten werden gentechnisch mit chimären Antigenrezeptoren
so verändert, dass sie das eigene Immunsystem hoch wirksam, aber für eine begrenzte Zeit gegen die Krebskrankheit
aktivieren. "In der Behandlung von Blutkrebserkrankungen und der Therapie solider Tumore erleben wir derzeit
einen wahren Forschungs- und Innovationsboom. Die Zulassungen der Checkpoint-Inhibitoren können wir als Startschuss
für eine neue Phase der Immuntherapie begreifen", so Prof. Mathias Freund, Geschäftsführender
Vorsitzender der DGHO. "Nun gilt es, das neu erworbene Wissen in die Herstellung von potenziell bei der Krebstherapie
wirksamen Substanzen einfließen zu lassen und neue Forschungsergebnisse möglichst zeitnah zu unseren
Patientinnen und Patienten zu bringen. Gleichzeitig werden wir sehr sorgfältig weitere Informationen über
die Wirksamkeit und Sicherheit der neuen Therapien im Alltagseinsatz sammeln müssen", ergänzt Freund.
Erfolgreiche Krebstherapie: Interdisziplinarität als ein Schlüssel
Die große Zunahme an Wissen in sehr kurzer Zeit führt Forscher sowie Ärzte zu der Frage, wie
diese Innovationen in die Behandlung der Patienten umzusetzen ist. Dass sich dieser Wissenstransfer nur im Rahmen
eines interdisziplinären Ansatzes umfassend realisieren lässt, macht die Vorsitzende der DGHO, Prof.
Diana Lüftner, deutlich. "Infolge des Zuwachses und der Ausdifferenzierung von Wissen erleben wir derzeit
eine Spezialisierung ärztlicher Tätigkeiten. Dabei sind wir fest davon überzeugt, dass eine umfassende
therapeutische Gesamtstrategie bei der Krebsbehandlung nur dann möglich ist, wenn die in der Behandlung Tätigen
interdisziplinär zusammenarbeiten. Die komplexen Entstehungsbedingungen und potenziellen Therapieansätze
haben uns gezeigt: Oft brauchen wir ein ganzes Team aus Expertinnen und Experten für unsere Patientinnen und
Patienten." Mitglieder eines solchen Teams sind Medizinische Onkologen, Strahlentherapeuten, die operativen
Disziplinen, Pathologen und Molekularbiologen, Radiologen, das Pflegepersonal sowie Psychoonkologen und Sozialarbeiter.
"Als Fachgesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie begrüßen wir diese Entwicklung
ausdrücklich. Dabei erleben wir die Interdisziplinarität mittlerweile weniger als Ausnahme denn vielmehr
als Standard. Aber dennoch brauchen wir vor allem auf dem Gebiet der Technik eine Modernisierung. Dazu gehören
unter anderem der Ausbau des elektronischen Informationstransfers und der verstärkte Einsatz von Videokonferenzen",
so Lüftner.
Basel: Internationale Expertinnen und Experten
Dr. Martin Wernli, diesjähriger Kongresspräsident, betont die Internationalität des Kongresses
in Basel. "Die zentrale Rolle beim Wissensaustausch geht weit über die Grenzen Deutschlands, Österreichs
und der Schweiz hinweg. Wir freuen uns sehr, dass wir eine ganze Reihe hoch renommierter Expertinnen und Experten
sowohl aus dem europäischen Ausland als auch aus den USA gewinnen konnten." Teilnehmen werden unter anderem
Prof. Ari M. Melnick aus den USA ("Epigenetics beim aggressiven NHL"), Prof. Andrea Gallamini ("PET
bei Lymphomen"), Prof. Bart Barlogie aus den USA ("Aktueller Stand der Therapie des Multiplen Myeloms"),
Dr. Luca Vago aus Italien ("Stammzelltransplantationen"), Prof. Heinz-Josef Lenz aus den USA und Dr.
Denis Lacombe aus Belgien ("Die Zukunft kooperativer Gruppen in der Krebsforschung"). Darüber hinaus
werden Dr. Christina Lo Celso aus Großbritannien zu "Stem Cell Biology New Insights", Dr. Lee W.
Jones aus den USA zu "Bewegung und Krebs" und Dr. Richard L. Schilsky, Chief Medical Officer der American
Society of Clinical Oncology, zu "Onkologische Versorgung im Zeitalter personalisierter Medizin" sprechen.
Über die DGHO
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. besteht seit mehr
als 75 Jahren und hat heute mehr als 3.000 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer
und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, mit
der Erstellung der Onkopedia-Leitlinien, mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und
Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesundheitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige
Versorgung von Patientinnen und Patienten im Fachgebiet.
Über die OeGHO
Die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie hat sich zum Ziel
gesetzt, die Betreuung von Patientinnen und Patienten österreichweit an den höchsten Standard heranzuführen.
Die OeGHO zählt als Fachgesellschaft aktuell ca. 500 Mitglieder, von denen ein Großteil Fachärzte
oder Fachärztinnen für Innere Medizin mit Additivfach Hämatologie und Internistischer Onkologie
sind. Neben der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften, der
Festlegung von Standards für die Facharztausbildung und Ausbildungsstätten und der Erarbeitung von Leitlinien
will die OeGHO die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen allen an der Krebstherapie Beteiligten und die
Forschung auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie aktiv fördern.
Über die SGMO
Die Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie ist die Vereinigung von Ärzten, die auf
die Erforschung, Diagnose und Behandlung bösartiger solider Tumoren und Blutkrankheiten spezialisiert sind.
Mit der Aufwertung der internistischen Subspezialitäten zu eigenen Fachgesellschaften wurde der Subspezialitätentitel
Hämatologie / Onkologie in den Facharzttitel "Medizinische Onkologie" umgewandelt. Seit der Gründung
der SGMO im Jahre 1999 hat ihre Mitgliederzahl stetig zugenommen und erreicht heute über 200 ordentliche und
außerordentliche Mitglieder. Neben den Fachärzten für Onkologie sind als außerordentliche
Mitglieder Hämatologen und Forscher vertreten.
Über die SGH+SSH
Die Schweizerische Gesellschaft für Hämatologie ist eine Partnergesellschaft der Schweizerischen
Gesellschaft für Innere Medizin. Sie hat folgende Zielsetzung: Die Förderung der Hämatologie in
der Schweiz sowie die Förderung, Sicherstellung und Überwachung der Aus-, Weiter- und Fortbildung in
Hämatologie, die Wahrung der beruflichen Interessen der Hämatologen in der Schweiz und die Förderung
der Kollegialität unter den Mitgliedern.
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