… lässt Österreich erneut hinter Dynamik im Euroraum zurückfallen – Chinaeffekt
sollte verkraftbar bleiben – Bank Austria EinkaufsManagerIndex fällt auf 50,5 Punkte
Wien (bank austria) - Die – wenn auch verzögert – begonnene Erholung der österreichischen Industrie
seit April setzte sich im August nicht fort. „Der Bank Austria EinkaufsManagerindex ist im August klar zurückgegangen
und blieb mit 50,5 Punkten nur knapp im Wachstumsbereich“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und
er setzt fort: „Damit fällt Österreich erneut hinter die Dynamik im Euroraum zurück.“ Nach vier
Monaten steigender Zuwächse fällt Österreichs Industrie im August fast in die Stagnation zurück.
„Im August haben die österreichischen Industriebetriebe die Produktion deutlich weniger erhöht als noch
im Juli, wofür unter anderem die erstmals seit fünf Monaten wieder rückläufigen Exportaufträge
verantwortlich waren. Die nur leicht steigenden Inlandsaufträge konnten dies zwar ausgleichen, aber bei stagnierenden
Aufträgen begann Österreichs Industrie wieder Beschäftigte abzubauen und weniger einzukaufen“, fasst
Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter heimischen Einkaufsmanagern zusammen. Leichte
Entspannung bei den Erträgen brachten die nun etwas weniger stark steigenden Einkaufspreise bei allerdings
weiterhin sinkenden Verkaufspreisen.
„Die Befragten haben den Rückgang des Exportauftragseingangs mit verschärfter Konkurrenz, aber auch mit
Währungseffekten durch den wieder etwas steigenden Euro begründet“, so Bank Austria Ökonom Walter
Pudschedl. Insgesamt kam es bei den Auftragseingängen dank knapp steigender Inlandsaufträge im Konsum-
und Investitionsbereich zwar zu keinem Rückgang, jedoch zur Stagnation. Gleichzeitig ging, erstmals seit Mai,
der Auftragsbestand leicht zurück, was auf weiterhin nicht ausgelastete Kapazitäten in der österreichischen
Industrie hindeutet.
„Nach einem leichten Plus bei der Beschäftigung im Juli meldeten die befragten Industriebetriebe im August
wieder einen Rückgang, lediglich im Investitionsgüterbereich steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften
etwas an“, meint Pudschedl. Insgesamt dürfte damit die österreichische Industrie 2015 im Durchschnitt
erneut Arbeitsplätze reduzieren.
Weiterhin gibt es eine unterschiedliche Entwicklung bei Ein- und Verkaufspreisen. Obwohl die Einkaufspreise aufgrund
von Währungseffekten und der Verteuerung einiger Rohstoffpreise auch im August nochmals leicht stiegen, waren
die Verkaufspreise kaum mehr rückläufig. Damit entspannte sich die Ertragssituation im August im Vergleich
zu den beiden Vormonaten deutlich.
Weiterhin bleibt Österreichs Industrie hinter der Dynamik der meisten anderen Volkswirtschaften des Euroraums
zurück. Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes im August waren sowohl für Deutschland als auch für
den Durchschnitt des Euroraums erneut erkennbar über 50 und legten in Deutschland gegenüber dem Juli
sogar nochmal leicht zu. Auch der jüngste IFO-Geschäftsklimaindex stieg im August nochmals etwas an.
Unabhängig von den jüngsten Ereignissen rund um China und den generellen Konjunktursorgen in den Emerging
Markets kann Österreichs Industrie damit derzeit mit der Erholung im Euroraum nicht ganz mithalten.
Die Auswirkungen einer allfälligen deutlicheren Konjunkturabschwächung in China auf die wirtschaftliche
Entwicklung im Euroraum sollten überschaubar bleiben. Eine leichte Abschwächung des Wachstums in China
würde dort immer noch eine Wachstumsrate von 6 Prozent bedeuten. Aber selbst wenn sich das Wachstum in China
in den nächsten fünf Jahren deutlich auf drei Prozent reduzieren sollte, was einem um rund 8 Prozent
niedrigerem BIP in China im Jahr 2020 entsprechen würde, bedeutet dies im Euroraum bis 2020 ein um lediglich
1 bis 2 Prozent niedrigeres BIP, also ca. 0,13 bis 0,27 Prozent pro Jahr. Allerdings wäre Österreich,
trotz seines eher geringen Exportanteils nach China mit rund 1 Prozent des BIP durch die indirekten Effekte – etwa
über Deutschland – überdurchschnittlich betroffen. „Nach unserer Schätzung sind etwa 1,7 Prozent
des österreichischen BIP von der chinesischen Endnachfrage direkt oder indirekt abhängig“, so Bruckbauer.
„Eine deutliche Wachstumsabschwächung in China bis 2020 auf 3 Prozent würde Österreichs Wirtschaft
jährlich mit 0,2 bis 0,3 Prozentpunkten weniger Wachstum treffen“, so Bruckbauer weiter. Allerdings könnten
andere Effekte, etwa dadurch ausgelöste geringere Rohstoffpreise, wieder positiv wirken und alleine ein um
10 Dollar niedrigerer Ölpreis bis 2020 könnte die Hälfte dieses negativen Effekts wieder aufheben.
„Insgesamt wären Effekte aus einer Wachstumsabschwächung für Österreich zwar überdurchschnittlich,
aber überschaubar und werden durch die positiven Effekte der Erholung im Euroraum bei weitem aufgehoben“,
so Bruckbauer. Allerdings könnten weitere Verwerfungen am Finanzmarkt die Stimmung zumindest kurzfristig wieder
etwas trüben.
Trotz der gestiegenen Unsicherheiten aus den Emerging Markets gehen die Ökonomen der Bank Austria davon aus,
dass sich die Erholung im Euroraum fortsetzen wird und Österreich, zumindest teilweise, davon auch in den
nächsten Monaten profitieren wird und sich die Industriekonjunktur in den nächsten Monaten damit wieder
verbessern sollte.
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