Amstetten (nöwpd) - Der extrem heiße Sommer wird sich auch beim Obstertrag bemerkbar machen. Laut
Andreas Ennser, Geschäftsführer des Obstbauverbandes Mostviertel, wird die Ernte auf den Hochstammbäumen
ganz gut bis durchschnittlich ausfallen. „Alles in allem erwarten wir, was Mengen und Sortenvielfalt betrifft,
keine wirklich schlechte Ernte“, so Ennser gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Zur Qualität
wagt man nach dem außerordentlich heißen Sommer jedoch noch keine Prognosen abzugeben. „So eine extreme
Situation hatten wir nämlich noch nie.“
Grundsätzlich sollten laut dem Experten die inneren Qualitäten der Birne mit Zuckergehalt, Säure
und Aroma sehr gut ausfallen. Weniger gut werde hingegen die Ausbeute an Saft sein, da die Früchte zu trocken
seien. „Was man allerdings jetzt schon sagen kann: Der Knospenansatz hat unter der Hitze stark gelitten, so dass
die Bäume extrem unter Stress standen und somit der Ertragsausblick auf die nächste Saison nicht gerade
rosig ist“, betont Ennser.
Obwohl auch heuer Prognosen der Mengenerträge schwierig seien, sollten diese jedenfalls ausreichen, um die
Nachfrage der birnenverarbeitenden Betriebe decken zu können. Andreas Ennser rechnet mit rund 8.000 Tonnen
im gesamten Mostviertel. Auch die zu erwartende Preissituation sei nach dem Extremsommer noch schwer abschätzbar.
„Bei den Tafeläpfeln“, sagt der Geschäftsführer, „ist mit einer Notreifware zu rechnen, die letztlich
auf den Verarbeitungspreis drückt. Ich erwarte von den genossenschaftlichen Abnehmern einen Einstiegspreis
von rund 30 bis 50 Euro pro Tonne Äpfel und Birnen inklusive der 12prozentigen Mehrwertsteuer. Die Obstverarbeiter
untereinander werden dagegen wieder Preise zwischen 100 und 150 Euro pro Tonnen Birne bezahlen.“
Der Obstbauverband Mostviertel zählt zurzeit an die 130 Mitglieder, die sich dem Erhalt der Birnbäume
sowie der Birnenverarbeitung verschrieben haben. Rund 50 Produzenten stehen mit ihrem Ab Hof-Verkauf oder mit ihrem
Most-Heurigen in der Öffentlichkeit. Der Rest sind Liebhaber, die produktionstechnisch nicht mehr so aktiv
sind, denen aber die Kulturlandschaft am Herzen liegt und die regelmäßig Informationen vom Obstbauverband
erhalten.
„Das Problem, das die Obstbauern am meisten drückt, ist die stark kränkelnde Birnbaum-Population durch
virösen Birnenverfall und der somit schwindende Rohstoff Birne“, erklärt Andreas Ennser. Intensive Mostobstanlagen,
kleiner wüchsig, mit widerstandsfähigen Typenunterlagen seien hier momentan der einzige Ausweg, um den
benötigten Rohstoff Birne für die künftigen Jahrzehnte sicherzustellen.
„Ein weiteres Problem ist, dass es zwar momentan für die kommenden Jahre sicher noch genug gesunde Birnbäume
und somit Birnen gibt. Jedoch werden diese oft nicht mehr beerntet“, berichtet Ennser. Die mühselige Arbeit
des Obstklaubens werde heutzutage, im Zeitalter der Mechanisierung, oft nicht mehr als zeitgemäß empfunden.
Die Generation der obstklaubenden Baumbesitzer werde immer kleiner. Zwar würden Obstklaubmaschinen dieser
Entwicklung ein wenig gegensteuern, jedoch verspreche die Handernte eine viel höhere Qualität. Um einen
genauen Einblick in den Obstanbau zu vermitteln, wird der Obstbauverband noch jetzt im September mit einem neuen
Obstinformationsportal online gehen.
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