Rat für Forschung- und Technologieentwicklung fordert konsequente Umsetzung der FTI-Strategie
Wien (pk) - Die Bundesregierung hat sich mit der Forschungs- Innovations- und Technologie-Strategie 2011
(FTI-Strategie) das Ziel gesetzt, Österreich in den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation bis 2020
ins internationale Spitzenfeld der "Innovation Leader" zu bringen. Allerdings zeige sich, dass seit dem
Krisenjahr 2009 diese Entwicklung in den letzten Jahren an Schwung verloren hat, hält der Rat für Forschung-
und Technologieentwicklung in seinem Tätigkeitsbericht über das Jahr 2014 fest, den der Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie Alois Stöger dem Nationalrat vorgelegt hat ( III-196 d.B.). Der
Rat begleitet und unterstützt die Bundesregierung in der Umsetzung der FTI-Strategie. Im Berichtsjahr hat
der FTE-Rat wieder eine Reihe von detaillierten Empfehlungen vorgelegt. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei im
Bereich der Organisation und Finanzierung von Universitäten und Forschung.
Seit 2011 haben sich die internationalen Rahmenbedingungen nachhaltig verändert. Die Welt befindet sich in
einer Phase der Wachstumsabschwächung, die sich vor allem auf Europa und in zunehmendem Maße auch auf
Österreich auswirkt. Österreich stagniere in den einzelnen wettbewerbstreibenden Politikbereichen oder
falle sogar zurück, stellen die Verfasser des Berichts grundsätzlich fest. Werde nicht sehr schnell durch
geeignete Maßnahmen die Dynamik zurückgewonnen, erscheine es sehr zweifelhaft, dass ein Vorrücken
in die Gruppe der Innovation Leader bis zum Jahr 2020 ein realistisches Ziel ist.
Bildungspolitik muss Innovationspolitik sein
Bildungspolitik sei immer auch Innovationspolitik, betont der FTE-Rat. In Österreich weise das Bildungssystem
weiterhin deutliche Mängel auf und die tradierten Formen des Schulunterrichts entsprechen vielfach nicht mehr
den gesellschaftlichen Realitäten. Nach wie vor wird in Österreich Bildung in starkem Ausmaß "vererbt",
was bedeutet, dass der sozioökonomische Hintergrund der Familie einen sehr wesentlichen Einfluss auf den Bildungserfolg
hat. Das Schulsystem sei in seiner derzeitigen Form nicht in der Lage, Betreuungsdefizite des Elternhauses auszugleichen.
Insgesamt werde damit der Talente-Pool in Österreich nicht optimal ausgeschöpft, lautet die Schlussfolgerung
des Rats.
Darüber hinaus müssten Bildung, Forschung und Innovation stärker als bisher als Einheit betrachtet
werden. Dazu bedürfe es der politischen Steuerung, die jene Rahmenbedingungen schaffen könne, unter denen
sich Kreativität entfalten kann.
"Global Innovation Monitor" zeigt Österreich im Mittelfeld
Der Rat hat 2014 auf den Alpbacher Technologiegesprächen seinen "Global Innovation Monitor" präsentiert.
Damit soll es möglich sein, die Position Österreichs im Vergleich mit den global führenden oder
aufstrebenden Innovationsnationen zu bestimmen. Als Vergleichsländer wurden die Schweiz, die Niederlande,
Israel, Südkorea, die USA und China herangezogen. Ab 2015 wird der "Global Innovation Monitor" fixer
Bestandteil des jährlichen Berichts zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs
sein.
Österreich ist nach den gängigen ökonomischen Kennzahlen wie Beschäftigungsquote, Arbeitslosenzahl,
BIP-Anteil pro Kopf und Leistungsbilanzüberschuss eines der erfolgreichsten Länder der Welt. Seit 2009
befinde sich Österreich unübersehbar in einer Stagnationsphase, hält der Bericht fest. Als Indikatoren
nennen die AutorInnen stark steigende Lohnstückkosten, eine hohe Subventionsquote, einen seit Mitte der 90er-Jahre
erkennbaren Rückgang der Produktivität, eine hohe Staatsverschuldung sowie eine der höchsten Abgabenquoten,
die vor allem den Faktor Arbeit belaste.
Der Monitor zeige zwar, dass Österreich im Vergleich zu global führenden Ländern keine schlechte
Performance aufweise. Die Ergebnisse seien ein Hinweis darauf, dass vor allem im Bereich der wissenschaftlichen
und technologischen Leistung die österreichische Aufholdynamik ins Stocken geraten ist. Den Themen Bildung,
Forschung, Technologieentwicklung und Innovation müsse daher höchste Priorität eingeräumt,
die dafür erforderlichen Finanzmittel bereitgestellt und zudem Strukturanpassungen vorgenommen werden, so
das Fazit des Rats.
Empfehlungen des Jahres 2014
Im Berichtsjahr hat der Rat für eine Reihe von Politikfeldern detaillierte Empfehlungen ausgearbeitet. Eine
davon betrifft die Finanzierung der Universitäten und der Forschung bis zum Jahr 2020 vor dem Hintergrund
des Ziels, bis zu diesem Jahr eine F&E-Quote von 3,76 % des BIP zu erreichen und außerdem 2 % des BIP
für den tertiären Bildungssektor aufzuwenden. Um diese Ziele zu erreichen, müsse in erster Linie
die öffentliche Hand ihre F&E-Ausgaben kontinuierlich steigern, rechnet der Rat vor.
Eine weitere Empfehlung betrifft die Novellierung des Alternativen Investmentfonds Manager-Gesetzes (AIMFG), um
bestehende Hürden für die Entwicklung der Risikokapitalindustrie zu beseitigen.
In Reaktion auf die Ergebnisse des Innovation Union Scoreboards 2014, wonach in diesem Ranking Österreich
bereits zum vierten Mal in Folge um einen Platz zurückgefallen ist, empfiehlt der Rat, die in der FTI-Strategie
enthaltenen Maßnahmen mit höchster Priorität zu verfolgen und die dafür notwendigen Mittel
zur Verfügung zu stellen. Weitere detaillierte Empfehlungen betreffen die Schwerpunkte der Vergabe der Mittel
der Nationalstiftung FTE 2015 sowie die Internationalisierung Österreichs in Forschung, Technologie und Innovation.
Ausführlich widmete sich der FTE-Rat auch der Zusammenarbeit der Medizinischen Universitäten und Universitätskliniken.
Studien und Projekte des FTE-Rats
Der FTE-Rat gibt zudem zu den von ihm bearbeiteten Gebieten auch Studien in Auftrag und unterstützt Projekte.
Zu den Themen, denen der Rat eine zunehmende Bedeutung beimisst, gehören etwa Migrations- und Integrationsfragen.
Betrachtet werden auch die Bedeutung von Forschung und Innovation im Unternehmenssektor, wo der Rat Schwächen
bemerkt. So rät er, die rückläufige Finanzierung von F&E durch ausländische Unternehmen
genau zu beobachten, da sich dahinter Standortprobleme verbergen könnten. Der private Finanzierungsanteil
von F&E sei in den letzten Jahren nur sehr langsam angestiegen und deute auf eine zu schwache Ausweitung von
Unternehmensforschung und Innovationstätigkeit hin.
Nach Erhebungen des Rats hat sich die Einstellung der ÖsterreicherInnen zu Wissenschaft und Forschung gegenüber
2013 wieder verschlechtert. Die Wissenschaftsvermittlung, wie sie etwa mit der "Langen Nacht der Forschung"
betrieben werde, hat aus Sicht des Rats noch nicht den ihr gebührenden Stellenwert. Eine der Studien des Rats
war der Frage gewidmet, welche Faktoren für den Erfolg von Biotechnologieunternehmen ausschlaggebend sind.
Die Branche habe noch Wachstumspotenzial, lautet eine Schlussfolgerung der Studie. Bei den Instrumenten der Forschungsförderung
ist in Teilbereichen eine Sättigung erkennbar. Die Wirtschafts- und Technologiepolitik könnte allerdings
Maßnahmen setzen, um die Vernetzung der Biotechnologien untereinander sowie mit benachbarten Technologiefeldern
zu unterstützen.
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