Kluge Kakadus wählen nach dem Ausschlussprinzip
Wien (universität) - Wenn uns Menschen mehrere Alternativen – beispielsweise A, B und C – zur Verfügung
stehen und wir wissen, dass A und B falsch sind, schlussfolgern wir, dass C richtig ist. Mit Hilfe eines Touchscreen
Computers haben vergleichende KognitionsbiologInnen der Universität Wien und des Messerli-Forschungsinstitutes
der Veterinärmedizinischen Universität Wien nun erstmals die logische Fähigkeit nach dem Ausschlussprinzip
zu wählen bei Goffin Kakadus untersucht. Die Studie erschien letzte Woche im wissenschaftlichen Fachjournal
PLoS One.
Kakadus gelten als sehr investigative Vögel und untersuchen alles Unbekannte aus reiner Neugier. Das nutzten
nun vergleichende KognitionsbiologInnen rund um Mark O'Hara von der Abteilung für Kognitionsbiologie der Universität
Wien, um die logische Fähigkeit nach dem Ausschlussprinzip zu wählen zu untersuchen. Die große
Herausforderung bei diesem Experiment war, Versuche zu entwickeln, die für alle Arten in etwa den gleichen
Schwierigkeitsgrad haben. Ein Problem bisher war es, auszuschließen, dass Arten einen neuen Stimulus aus
reiner Neugier untersuchen, anstatt nach dem Ausschlussprinzip zu handeln.
Goffin Kakadus sind eine sehr "neophile" Papageienart aus Indonesien. Unter Neophilie versteht man die
Tendenz, Neues ausgiebig zu untersuchen. Diese Kakadu-Art hat bereits mehrmals ihr Können in verschiedenen
kognitiven Versuchen unter Beweis gestellt. Es wird angenommen, dass sich dieses Merkmal besonders bei auf Insel
lebenden Arten entwickelt hat, da diese meist weniger Feinde haben und sich daher erlauben können, neugierig
zu sein.
In dem gegenwärtigen Versuch mussten die Goffins zunächst lernen, auf ein Bild auf einem Bildschirm zu
drücken, um eine Futterbelohnung zu erhalten. Wenn sie hingegen das benachbarte Bild wählten, bekamen
sie keine Belohnung. Auf diese Weise sollten die Kakadus lernen, das "positive" Bild zu bevorzugen. Im
Laufe dieses Trainings wurde das unbelohnte "negative" Bild gelegentlich aber auch durch neue, unbekannte
Bilder ersetzt. Erst als die Tiere gelernt hatten, neue Bilder sowie das negative verlässlich zu meiden, wurden
sie auf ihre Fähigkeit nach dem Ausschlussprinzip zu wählen getestet. Dieses Training sollte sicherstellen,
dass die Kakadus später im Test nicht aus reiner Neugier neue Bilder wählen.
Logische Strategie oder Neugier?
Die darauf folgenden Tests beinhalteten Kombinationen von neuen und bekannten Bildern, die entweder belohnt
wurden oder unbelohnt blieben. Je nachdem wie die Individuen in diesen Testsequenzen wählten, konnten die
WissenschafterInnen verschiedene Strategien identifizieren. "Bei etwa der Hälfte der Kakadus konnten
wir annehmen, dass sie tatsächlich verlässlich nach dem Ausschlussprinzip gewählt hatten. Allerdings
schienen auch alternative Strategien eine wichtige Rolle zu spielen", erklärt Mark O'Hara vom Department
für Kognitionsbiologie der Universität Wien, der gemeinsam mit seinen KollegInnen diesen Versuch entwickelte.
"In Anbetracht dessen, wozu diese Kakadus fähig sind, sind wir schon davon ausgegangen, dass sie nach
dem Ausschlussprinzip wählen können. Dies war nun der erste Test, ob wir das mit unserer neuen Methode
auch zeigen können. Dass wir diese Art des Schlussfolgerns, gemeinsam mit anderen Wahlstrategien so gut zeigen
konnten, lässt uns darauf hoffen, dass die Methode auch bei anderen Tierarten angewendet werden kann. Dies
kann uns letztlich etwas über die Evolution dieser Fähigkeit näher bringen", ergänzt Mark
O’Hara.
Weiterführende Informationen:
http://cogbio.univie.ac.at/labs-and-research-sites/goffin-lab/
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