Verankerung von oö. Produkten – Fokus auf Herkunft und Tradition
Linz (lk) - „Die regionale Lebensmittelkennzeichnung wird immer wichtiger. Konsumentinnen und Konsumenten
fordern mehr Regionalität bei Lebensmitteln. Daher wollen wir dieses Zukunftskonzept für Oberösterreich
in Angriff nehmen“, betont Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. „Der EU-Herkunftsschutz ist eine wichtige Grundlage
für die Zukunft unserer kleinen Betriebe, die hervorragende Produkte herstellen und damit nicht nur zum Reputationsgewinn
der gesamten Region beitragen, sondern auch wichtige Eckpfeiler für eine funktionierende hochwertige Nahversorgung
sind.“
Mit den großen Lebensmittelkonzernen können und wollen unsere Betriebe hinsichtlich der angebotenen
Mengen und Preise nicht konkurrieren. Um trotzdem wettbewerbsfähig bleiben zu können, braucht es Gütezeichen
wie jene der EU als einen weiteren wichtigen Baustein. Die Initiative dafür muss allerdings von Produzent/innen
kommen, er/sie ist wichtiges Bindeglied und die Zertifizierung bringt ihm/ihr zahlreiche Vorteile in der Vermarktung
und letztendlich im Absatz. „Diesen Schritt kann die Behörde nicht übernehmen“, erklärt Hiegelsberger.
Die Gemeinschaftsverordnung sieht vor, dass gewisse geografische Namen bestimmten Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln
vorbehalten sind. Nur diese Produkte dürfen mit dem geschützten Namen bezeichnet und vermarktet werden.
Dabei handelt es sich um Erzeugnisse, die in einem genau abgegrenzten Gebiet und nach einem bestimmten Herstellungsverfahren
produziert werden.
Eine Harmonisierung mittels eines europäischen Herkunftsschutzes soll für Erzeuger/innen gleiche Wettbewerbsbedingungen
schaffen. Geschützte geografische Angabe (g.g.A), geschützter Ursprung (g.U) und garantierte traditionelle
Spezialität (g.t.S.) sind europäische Gütezeichen, die eine Möglichkeit dieses Herkunftsschutzes
bieten. Dennoch variiert die Anmeldung zu diesen EU-Gütezeichen je nach Mitgliedsstaat und auch je nach Bundesland
in Österreich.
In den knapp 20 Jahren, seit Österreich als EU-Mitglied im Gruppenverfahren 1996 zwölf Bezeichnungen
eintragen hat lassen, sind lediglich drei neue dazugekommen – mit jahrelangen, sehr mühsamen und aufwändigen
Vorbereitungsprozessen: Mostviertler Birnmost, Steirischer Kren und Pöllauer Hirschbirne. Obwohl mit der neuen
EU-Qualitätsverordnung die verpflichtende Anbringung der EU-Logos vorgeschrieben wurde, ist die Bekanntheit
dieser Zeichen EU-weit (gestützt 14 Prozent) und in Österreich (gestützt 3 Prozent) sehr gering
und verbesserungswürdig.
Nachhaltigkeit spielt große Rolle
Mit den aktuellen Änderungen auf EU-Ebene (neue Qualitätsverordnung, neue Promotionsverordnung), die
teilweise noch nicht zur Gänze umgesetzt sind, ergibt sich die Notwendigkeit, sich direkt in diese Diskussionen
und Umsetzungsprozesse einzuklinken, um bestmöglich darauf vorbereitet zu sein.
„Ziel ist es, in Zukunft eine Verankerung der oberösterreichischen Lebensmittel mit dem Fokus auf Herkunft,
Tradition und Regionalität zu erreichen. Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle“, betont Landesrat
Hiegelsberger. „Dafür braucht es einen kompetenten Meinungsaustausch aller Expertinnen und Experten in unserem
Land, den wir jetzt starten.“
Qualitätsprodukte vor den Vorhang holen
Das Thema geografische Herkunftsbezeichnungen und ihre Bedeutung beschäftigt österreichweit sowohl die
Produzentinnen und Produzenten als auch die Konsumentinnen und Konsumenten. Hiegelsberger: „Aufgrund der steigenden
Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln werden die Erzeuger/innen mehr in Richtung einheitlicher Herkunftsbezeichnungen
gedrängt. Unsere Land- und Ernährungswirtschaft schafft es, Qualitätsprodukte für die ganze
Welt zu produzieren, die rund um den Erdball geschätzt werden. Diese gilt es zu kennzeichnen, sichtbar zu
machen und nachhaltig vor den Vorhang zu holen.“
Ao. Univ.-Prof. Dr. Siegfried Pöchtrager von der Universität für Bodenkultur Wien erklärt dazu:
„Zahlreiche Studien belegen, dass Lebensmittel aus dem eigenen Land bzw. der eigenen Region vom Konsumenten präferiert
werden und diese Tendenz zunimmt – ein Gegentrend zur immer größer entstehenden Globalisierung.“
Zudem ist für den Erfolg wichtig, dass „in der Vermarktung von Lebensmitteln nicht ein neues Herkunftszeichen
oder Gütesigel, sondern viel mehr ein qualitativ hochwertiges Produkt in gleichbleibender Qualität, in
ausreichender Verfügbarkeit und mit einer erfolgreichen Vermarktungsschiene geschaffen wird“.
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