Familienreport: Was Eltern wirklich beschäftigt

 

erstellt am
11. 09. 15
09:00 MEZ

Eltern, Lehrer und Kinder haben es aus Sicht von Familien schwerer als früher - gerade in Sachen Betreuung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und leistbarem Wohnraum wird Verbesserungspotenzial gesehen
Wr. Neudorf (market agent) - Was denken Familien, wie stehen sie zu Themen wie Erziehung, Bildung, Betreuung oder Gesundheit und wie beurteilen sie die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre? Diese und weitere Fragen rund um das Thema Familie näher zu beleuchten, ist das Ziel der umfassenden Studie von Marketagent.com und welovefamily.at, in der insgesamt 1.209 österreichische Familien befragt wurden.

Gemeinsam mit der Online-Plattform für Familien welovefamily.at zeigt das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com bei der heutigen Studienpräsentation nicht nur die Meinungen österreichischer Familien zu verschiedensten Themen rund um das Familienleben, sondern auch, wo der Schuh drückt. "Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Ausbildung und Betreuung von Kindern ist für Familien nach wie vor ein großes Thema - hier gibt es aus Sicht der Familien offenbar noch Nachholbedarf", so Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.com zu den Studienergebnissen.

Gesellschaftliche Entwicklungen werden eher negativ eingeschätzt
Wie sich die Gesellschaft in den letzten zehn Jahren bezüglich Kindern und Familie verändert hat, wird von den befragten Familien gespalten gesehen. Für 46% hat sich die Gesellschaft zum Positiven, für 43% hingegen eher zum Negativen verändert. Die Mehrheit glaubt jedoch auch, dass es Kinder (62,5%) und Eltern (71,4%) schwerer haben als früher. Außerdem ist nur jeder Siebte der Meinung, dass sich Familie und Beruf (eher) gut miteinander vereinbaren lassen (14,2%) und nur jeder Vierte, dass genügend Betreuungsplätze für Kinder vorhanden sind (23,7%). Auch leistbaren Wohnraum als Familie zu finden, beurteilen 7 von 10 als schwierig (71,0%). Die Erwartungen sind jedoch auch hoch: Zwei Drittel sind der Meinung, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer braucht (66,4%).

Wenn es um verschiedene Möglichkeiten geht, um Eltern zu werden, zeigt sich, dass vor allem Adoption (84,4%) und künstliche Befruchtung (65,7%) positiv gesehen werden. Social Freezing (34,8%), also das vorsorgliche Einfrieren von unbefruchteten Eizellen, sowie Leihmutterschaft (23,0%) sind hingegen weitaus weniger akzeptiert. Den idealen Zeitpunkt fürs Kinderkriegen bei Frauen macht dabei mehr als die Hälfte im Alter zwischen 25 und 29 Jahren fest (55,8%). Bei den Männern wird hier mehr Spielraum gesehen: Als ideal wird das Alter zwischen 25 und 29 (44,9%) sowie 30 und 34 Jahren betrachtet (41,9%). Die ideale Kinderanzahl würden 8 von 10 Befragten mit 2 Kindern pro Familie beziffern (78,0%).

Eine Impfmüdigkeit, wie sie aktuell stark diskutiert wird, lässt sich in den Studienergebnissen nicht erkennen. So beurteilen 73% Impfungen als wichtig für Kinder. Auch für das Stillen sprechen sich 73% der Befragten aus. Wenn es um die medizinische Versorgung von Kindern geht, findet knapp die Hälfte, dass man viele Krankheiten mit Homöopathie behandeln kann (43,7%) - für 15% kommt hingegen eher nur eine schulmedizinische Behandlung in Frage.

Österreichische Eltern sind eher streng als laissez-faire
Offen, d.h. ohne Vorgabe von Antwortkategorien gefragt, sind gute Eltern für die TeilnehmerInnen vor allem Eltern, die ihr Kind lieben bzw. bedingungslose Zuneigung geben (35,9%), sich Zeit für ihr Kind nehmen (32,3%) und immer für ihr Kind da sind (19,4%). Mit vorgegeben Antwortkategorien sind es sogar 98% die es für sehr wichtig halten den Kindern zu zeigen, dass die Eltern sie lieben. Weitere 83% sind der Meinung, dass es wichtig ist mit gutem Beispiel voranzugehen und 72% dass man den Kindern Grenzen aufzeigen sollte.

Die ideale Erziehung zeichnet sich nach Meinung der österreichischen Familien durch ein Mittelmaß an Strenge, Sparsamkeit und Autorität aus. So beurteilt jeweils die Mehrheit die goldene Mitte zwischen streng und laissez-faire (63,5%), sparsam und großzügig (57,2%) und autoritär und anti-autoritär (56,6%) als ideal. Den eigenen Erziehungsstil würde ein Drittel jedoch als eher bzw. sehr streng (30,9%) und die Hälfte als mittelmäßig streng (55,1%) beurteilen. Bei den Geschenken zeigen sich die österreichischen Eltern aber vor allem an Weihnachten spendabel - hier werden im Schnitt durchschnittlich 70€ pro Kind als angemessen betrachtet. Darauf folgt der Geburtstag mit Geschenken im Wert von 50€ und 25€ zu Ostern. Zum Namenstag ist aus Sicht der Eltern mehrheitlich kein Geschenk nötig. Ein Handy bzw. Smartphone sollten Kinder für 4 von 10 Befragten frühestens mit 9 bis 10 Jahren bekommen (40,5%).

Eltern fordern mehr leistbare Betreuung für die Ferien
Ganz allgemein beurteilen das österreichische Schulsystem 4 von 10 Befragten zumindest eher gut (40,7%), weitere 45% mittelmäßig. 7 von 10 sind dabei außerdem der Meinung, dass die Schule zu wenig auf das reale Leben vorbereitet (67,2%). Die Eltern glauben jedoch auch mehrheitlich, dass es Lehrer heutzutage schwerer als früher haben (69,4%). Bezüglich der Betreuung von Kindern sind 8 von 10 der Ansicht, dass es mehr leistbare Betreuung für die Ferien geben sollte (82,8%). Ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr würde die Hälfte (50,7%) befürworten, eine Ganztagesschule 42% und 33% begrüßen die neue Mittelschule. Die Zentralmatura wird von einem Drittel für gut befunden (29,8%), einen Nachtkindergarten fände mit 19% nur eine Minderheit sinnvoll.

Ob die Kinder einmal den gleichen Bildungsweg (48,4%) oder die gleiche berufliche Laufbahn (57,7%) wie die Eltern einschlagen, ist der Mehrheit egal. Den gleichen Bildungsweg würden sich jedoch tendenziell mehr Eltern für ihre Kinder wünschen als den gleichen Job (MW: 2,8, berufliche Laufbahn: 3,2).

3 von 4 machen sich mindestens einmal pro Woche Sorgen um die Familie
Die österreichischen Eltern stellen sich selbst wenig überraschend ein gutes Zeugnis aus - 8 von 10 sind mit sich als Elternteil zufrieden (80,6%). Die Eltern über 40 Jahren sehen sich dabei wesentlich kritischer als die jüngeren (über 40 Jahre: 72%, bis 29 Jahre: 84%). Trotz der hohen Zufriedenheit machen sich drei Viertel der TeilnehmerInnen zumindest einmal pro Woche Sorgen um die Familie (74,0%). Die größten Sorgen sind dabei die Gesundheit des Kindes (78,1%), ob man in der Erziehung alles richtig macht (64,0%) und ob man eine gute Mutter bzw. ein guter Vater ist (56,7%).

Die schwierigsten Lebensphasen von Kindern sind nach Erfahrung der Eltern das Kleinkindalter zwischen 1 und 3 Jahren (29,9%) und das Jugendalter zwischen 12 und 16 Jahren (30,9%). "Die als besonders schwierig empfunden Phasen sind also die Zeit der ersten Mobilität der Kinder sowie der Pubertät bei Jugendlichen - hier kommen neue Herausforderungen auf Eltern zu.", so Thomas Schwabl.

 

 

 

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