Kooperationen zwischen österreichischen und iranischen Unternehmen etwa bei Wasseraufbereitung,
Ausbildung oder Pharmaforschung.
Wien (pwk/awo) - Nach der Einigung im Nuklearstreit und der Iran-EU Konferenz im Juli 2015 in Wien steht
Österreich im Iran Anfang September erneut im Rampenlicht. Im Rahmen des offiziellen Staatsbesuchs von Bundespräsident
Heinz Fischer, der von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz begleitet wird,
führt Wirtschaftskammer- präsident Christoph Leitl eine Wirtschaftsdelegation mit rund 140 österreichischen
Unternehmen in den Iran. "Diese Reise in den Iran bietet uns die Möglichkeit, nicht nur politische und
wirtschaftliche sondern auch menschliche Verbindungen zu schaffen. Wir stärken mit dieser Wirtschaftsdelegation
vorhandene Brücken und bauen neue - und das in vielen Sektoren", betont WKÖ-Präsident Leitl.
Der Iran war historisch betrachtet immer einer der wichtigsten österreichischen Handelspartner im Nahen und
Mittleren Osten. Seit etwa zehn Jahren sind die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und dem Iran auf Grund
der internationalen Sanktionen sowie der dadurch bestehenden Probleme bei Zahlungsabwicklungen zurückgegangen.
Bei einer Aufhebung der Sanktionen könnte sich der Iran in Kürze wieder zu dem bedeutenden Handelspartner
für Österreich entwickeln, der er in der Vergangenheit war. Bis 2020 ist in diesem Fall eine Verdoppelung
der österreichischen Exporte auf ca. 500 Mio. EUR realistisch.
Leitl: "Made in Austria ist im Iran mehr als nur ein Qualitätssiegel. Österreichische Unternehmen
sind etwa in den Bereichen Erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft sowie Infrastruktur, Industrieausrüstung
und Katastrophenschutz im Iran traditionell sehr hoch angesehen." Generell gibt es sowohl einen Industriemodernisierungs-
als auch einen enormen Nachholbedarf nach Innovationen und neuen Technologien. Auch für Unternehmen im Medizintechnik-
und Pharmabereich ist der Iran alleine aufgrund seiner Bevölkerungsgröße von großem Interesse.
MMag.Dr. Georg WeingartnerIm Rahmen des Staatsbesuchs sind rund 15 zu unterzeichnende Memoranden geplant. Darunter
etwa ein Memorandum der Firma ILF, ein weltweit führendes Ingenieurbüro im Bereich des Wasserbaus, das
bereits die Großkläranlage Teheran-Süd geplant hat. "Es handelt sich um die größte
Wasseraufbereitungsanlage des Landes, und auch im internationalen Vergleich gibt es nur wenige Anlagen ähnlicher
Größe - Wien und Paris sind in etwa vergleichbar -, mit einer Verarbeitungskapazität von 450.000
Kubikmeter pro Tag", sagt Georg Weingartner, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Teheran. ILF
führte bei diesem Projekt federführend Regie, von den ersten Konzeptstudien über die Ausschreibungsplanung,
Vergabe der Bau- und Lieferverträge, Projektmanagement, Planprüfung und Bauüberwachung über
die gesamte Realisierungszeit. "Mit Bildung Brücken bauen", dieser Mission hat sich der EBC*L -
das internationale Programm zur Verbreitung von Wirtschaftskompetenz -verschrieben, dessen internationale Zentrale
in Wien ansässig ist. Unter anderem wurde bereits das Wirtschaftszertifikat EBC*L im Iran etabliert. Ein Vertrag
im Zuge der Delegationsreise mit einem iranischen Partner soll die Kooperation auf eine neue Ebene setzen. Auf
ganz anderem Gebiet ist das Pharmaunternehmen Sinapharm unterwegs. Es errichtet als Mehrheitseigentümer mit
Partnern ein interkontinentales, fächerübergreifendes Forschungszentrum für den Iran und angrenzende
Regionen sowie für europäische Länder und Drittländer. Der Gründungsvertrag für das
Forschungszentrum wird während des Staatsbesuchs unterschrieben. Weingartner: "Die Pharmaforschung ist
einer der Bereiche, in denen gewaltiges Kooperationspotential zwischen dem Iran und Österreich besteht. Der
Iran produziert bereits jetzt den Großteil seiner Pharmazeutika selber und iranische Pharmaunternehmen haben
in einigen Bereichen Weltstandard."
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