Kärnten setzt auf "Beschäftigungs- und
 Qualifizierungsstrategie 2020+"

 

erstellt am
08. 09. 15
09:00 MEZ

LH Kaiser und LHStv.in Schaunig stellten Strategie gemeinsam mit Sozialpartnern und Arbeitsmarktservice vor
Klagenfurt (lpd) - In Kärnten wurde die gezielte „Beschäftigungs- und Qualifizierungs- strategie 2020+“ gestartet. Land Kärnten, Arbeitsmarktservice (AMS) Kärnten, Arbeiterkammer Kärnten, Wirtschaftskammer Kärnten, Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB) Kärnten und die Industriellenvereinigung (IV) Kärnten arbeiten hier zusammen. Die Koordination hat die IFA Unternehmensberatung aus Klagenfurt übernommen. Am 07.09. wurde die Strategie bei einer Pressekonferenz im Spiegelsaal der Landesregierung präsentiert. Sie will aktuelle und zukünftige Herausforderungen am Arbeitsmarkt gleichermaßen berücksichtigen. Es geht dabei u.a. um das Abstimmen von Aus- und Bildungsschwerpunkten auf die Anforderungen der Wirtschaft, die Stärkung von Forschung und Entwicklung oder die Schaffung von Infrastruktur.

Landeshauptmann Peter Kaiser erklärte, dass die Strategie an die Förderperiode 2014-2020 der EU angelehnt sei. Hervorgegangen sei sie aus den regelmäßigen, gemeinsamen Regierungssitzungen mit den Sozialpartnern und dem AMS. Die operative Umsetzung solle über den Territorialen Beschäftigungspakt (TEP) erfolgen. Wie Kaiser ausführte, wolle man auf die Potentiale und Stärken Kärntens setzen, Schwächen sollten analysiert werden und finanzielle Beiträge gebündelt. Die Strategie solle laufend weiterentwickelt werden, ihre Ergebnisse und Erfolge wolle man halbjährlich in entsprechenden Sitzungen überprüfen. „Unsere Ziele sind, die Arbeitslosigkeit zu verringern, Arbeitsplätze zu sichern, Armut zu bekämpfen und Humankapitalverlust durch Abwanderung zu verhindern“, betonte der Landeshauptmann.

Als die vier maßgeblichen Handlungsfelder der Strategie nannte Kaiser Jugendliche am Übergang Schule-Beruf, Beschäftigung und Qualifizierung für Arbeitssuchende, Beschäftigung und Qualifizierung im unternehmerischen Umfeld sowie Beschäftigung und Qualifizierung im regionalen Kontext. Konkrete Maßnahmen wären beispielsweise Orientierungswochen oder Coachings für Jugendliche, Qualifizierungen für die Märkte der Zukunft, Chancen für junge Akademiker oder Initiativen zur Steigerung der Mobilitätsbereitschaft innerhalb Kärntens. „Der Bildungsbereich ist bei der Strategie der zentrale Schlüssel“, so Kaiser auch als Bildungsreferent.

Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig strich ebenfalls die gute und einzigartige Kooperation von Landespolitik und Sozialpartnern hervor. Diesbezüglich habe es kürzlich auch beim Forum Alpbach viele Anfragen an sie gegeben. Im Rahmen der Beschäftigungs- und Qualifizierungsstrategie wolle man transparent arbeiten, sie werde auch auf der Homepage des Landes unter www.ktn.gv.at veröffentlicht. Schaunig verwies auf einige bereits erfolgreich laufende „best practice“-Beispiele in Kärnten. So würden u.a. in St. Andrä im Lavanttal Schule und lokale Wirtschaft in einer Kooperation Berufsorientierung erlebbar machen. Die Referentin nannte in diesem Zusammenhang zudem die Lehrwerkstätten, überbetrieblichen Lehrwerkstätten, die „Lehre mit Matura“ oder die Fremdsprachenausbildungen im Tourismus.

„Ohne Wirtschaft keine Arbeitsplätze“, sagte AMS-Landesgeschäftsführer Franz Zewell und wies auf die hohe Arbeitslosigkeit aber auch hohe Dynamik am Arbeitsmarkt hin, der momentan auch 300 offene Lehrstellen aufweise. Vor allem sei es das Ziel, Jugendliche gut auszubilden und in Kärnten zu behalten. Die unternehmensnahe Ausbildung werde noch mehr forciert, Fachkräftebedarf sei auch in Teilbereichen für Betriebe, etwa der Metallbranche oder der Zuliefererfirmen, gefragt. Die Maßnahmenpalette sei sehr breit gefächert, von Beratung und Qualifizierung, Förderung von Beschäftigungsverhältnissen, Arbeitsstiftungen, regionalen Angeboten am Zweiten Arbeitsmarkt, Unterstützungsprogrammen für benachteiligte Zielgruppen bis zur Vermeidung von Working Poor sowie Initiativen für Ältere, Langzeitarbeitslose, Frauen und Wiedereinsteigerinnen sowie Migranteninnen und Migranten usw.

Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl machte deutlich, dass gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der entscheidende Wirtschaftsfaktor in einer wettbewerbsintensiven Arbeits- und Wirtschaftswelt seien. Er wies auf Kärnten als Exportland hin, denn jeder zweite Euro werde im Export verdient. Bestmögliche Ausbildung sei angesichts der rasant dahinschreitenden Digitalisierung vordringlich, dabei würden auch neue Berufe entstehen. Neben der Industrie müssten auch die Klein- und Mittelbetriebe wieder mehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen können.

IV-Präsident Christoph Kulterer unterstrich die Notwendigkeit der Qualifizierung und sich rasch an die Anforderungen von Industrie 4.0 anzupassen. Jugendliche sollten auch animiert werden, zukunftsträchtige Berufe kennenzulernen und diese anzunehmen. In der Forschung sei Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern etwas zurückgefallen, bedauerte er und verwies auf Innovationsgespräche über Forschungskooperationen am 29. September in Klagenfurt.

Gerade eine langfristige Strategie, bei der alle ihre Ideen einbringen, brauche es, erklärte ÖGB-Landesvorsitzender Hermann Lippitsch. Die Zielsetzung sei es, dass Menschen einen Job bekommen und nicht aus Kärnten abwandern. Es sei für Jugendliche notwendig, verschiedene berufliche Optionen kennenzulernen und dann sei auch die ständige Weiterbildung gefordert. Die Umsetzung des gemeinsamen Strategiekonzepts bilde die Chance, dass Kärnten stark nach vorne komme, so Lippitsch.

Gerwin Müller von der Arbeiterkammer Kärnten sah ebenfalls Nachbesserungsbedarf bei Forschung und Entwicklung. Er wies auf den raschen Wandel der Arbeitswelt hin, in der mehrere Berufswechsel künftig normal sein werden. Auch dem altersgerechten Arbeiten müsse vermehrt Augenmerk zukommen. Einig war man sich auch, alle Maßnahmen zu unterstützen, um Qualität und Quantität des Humankapitals längerfristig halten zu können.

Bei der Pressekonferenz waren außerdem Wolfgang Pöllauer von der IFA Unternehmensberatung und WIFI-Institutsleiter Andreas Görgei anwesend.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at