LH Kaiser und LHStv.in Schaunig stellten Strategie gemeinsam mit Sozialpartnern und Arbeitsmarktservice
vor
Klagenfurt (lpd) - In Kärnten wurde die gezielte „Beschäftigungs- und Qualifizierungs- strategie
2020+“ gestartet. Land Kärnten, Arbeitsmarktservice (AMS) Kärnten, Arbeiterkammer Kärnten, Wirtschaftskammer
Kärnten, Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB) Kärnten und die Industriellenvereinigung
(IV) Kärnten arbeiten hier zusammen. Die Koordination hat die IFA Unternehmensberatung aus Klagenfurt übernommen.
Am 07.09. wurde die Strategie bei einer Pressekonferenz im Spiegelsaal der Landesregierung präsentiert. Sie
will aktuelle und zukünftige Herausforderungen am Arbeitsmarkt gleichermaßen berücksichtigen. Es
geht dabei u.a. um das Abstimmen von Aus- und Bildungsschwerpunkten auf die Anforderungen der Wirtschaft, die Stärkung
von Forschung und Entwicklung oder die Schaffung von Infrastruktur.
Landeshauptmann Peter Kaiser erklärte, dass die Strategie an die Förderperiode 2014-2020 der EU angelehnt
sei. Hervorgegangen sei sie aus den regelmäßigen, gemeinsamen Regierungssitzungen mit den Sozialpartnern
und dem AMS. Die operative Umsetzung solle über den Territorialen Beschäftigungspakt (TEP) erfolgen.
Wie Kaiser ausführte, wolle man auf die Potentiale und Stärken Kärntens setzen, Schwächen sollten
analysiert werden und finanzielle Beiträge gebündelt. Die Strategie solle laufend weiterentwickelt werden,
ihre Ergebnisse und Erfolge wolle man halbjährlich in entsprechenden Sitzungen überprüfen. „Unsere
Ziele sind, die Arbeitslosigkeit zu verringern, Arbeitsplätze zu sichern, Armut zu bekämpfen und Humankapitalverlust
durch Abwanderung zu verhindern“, betonte der Landeshauptmann.
Als die vier maßgeblichen Handlungsfelder der Strategie nannte Kaiser Jugendliche am Übergang Schule-Beruf,
Beschäftigung und Qualifizierung für Arbeitssuchende, Beschäftigung und Qualifizierung im unternehmerischen
Umfeld sowie Beschäftigung und Qualifizierung im regionalen Kontext. Konkrete Maßnahmen wären beispielsweise
Orientierungswochen oder Coachings für Jugendliche, Qualifizierungen für die Märkte der Zukunft,
Chancen für junge Akademiker oder Initiativen zur Steigerung der Mobilitätsbereitschaft innerhalb Kärntens.
„Der Bildungsbereich ist bei der Strategie der zentrale Schlüssel“, so Kaiser auch als Bildungsreferent.
Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig strich ebenfalls die gute und einzigartige Kooperation von Landespolitik
und Sozialpartnern hervor. Diesbezüglich habe es kürzlich auch beim Forum Alpbach viele Anfragen an sie
gegeben. Im Rahmen der Beschäftigungs- und Qualifizierungsstrategie wolle man transparent arbeiten, sie werde
auch auf der Homepage des Landes unter www.ktn.gv.at veröffentlicht. Schaunig verwies auf einige bereits erfolgreich
laufende „best practice“-Beispiele in Kärnten. So würden u.a. in St. Andrä im Lavanttal Schule und
lokale Wirtschaft in einer Kooperation Berufsorientierung erlebbar machen. Die Referentin nannte in diesem Zusammenhang
zudem die Lehrwerkstätten, überbetrieblichen Lehrwerkstätten, die „Lehre mit Matura“ oder die Fremdsprachenausbildungen
im Tourismus.
„Ohne Wirtschaft keine Arbeitsplätze“, sagte AMS-Landesgeschäftsführer Franz Zewell und wies auf
die hohe Arbeitslosigkeit aber auch hohe Dynamik am Arbeitsmarkt hin, der momentan auch 300 offene Lehrstellen
aufweise. Vor allem sei es das Ziel, Jugendliche gut auszubilden und in Kärnten zu behalten. Die unternehmensnahe
Ausbildung werde noch mehr forciert, Fachkräftebedarf sei auch in Teilbereichen für Betriebe, etwa der
Metallbranche oder der Zuliefererfirmen, gefragt. Die Maßnahmenpalette sei sehr breit gefächert, von
Beratung und Qualifizierung, Förderung von Beschäftigungsverhältnissen, Arbeitsstiftungen, regionalen
Angeboten am Zweiten Arbeitsmarkt, Unterstützungsprogrammen für benachteiligte Zielgruppen bis zur Vermeidung
von Working Poor sowie Initiativen für Ältere, Langzeitarbeitslose, Frauen und Wiedereinsteigerinnen
sowie Migranteninnen und Migranten usw.
Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl machte deutlich, dass gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der entscheidende Wirtschaftsfaktor in einer wettbewerbsintensiven Arbeits- und Wirtschaftswelt
seien. Er wies auf Kärnten als Exportland hin, denn jeder zweite Euro werde im Export verdient. Bestmögliche
Ausbildung sei angesichts der rasant dahinschreitenden Digitalisierung vordringlich, dabei würden auch neue
Berufe entstehen. Neben der Industrie müssten auch die Klein- und Mittelbetriebe wieder mehr gute Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter beschäftigen können.
IV-Präsident Christoph Kulterer unterstrich die Notwendigkeit der Qualifizierung und sich rasch an die Anforderungen
von Industrie 4.0 anzupassen. Jugendliche sollten auch animiert werden, zukunftsträchtige Berufe kennenzulernen
und diese anzunehmen. In der Forschung sei Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern etwas zurückgefallen,
bedauerte er und verwies auf Innovationsgespräche über Forschungskooperationen am 29. September in Klagenfurt.
Gerade eine langfristige Strategie, bei der alle ihre Ideen einbringen, brauche es, erklärte ÖGB-Landesvorsitzender
Hermann Lippitsch. Die Zielsetzung sei es, dass Menschen einen Job bekommen und nicht aus Kärnten abwandern.
Es sei für Jugendliche notwendig, verschiedene berufliche Optionen kennenzulernen und dann sei auch die ständige
Weiterbildung gefordert. Die Umsetzung des gemeinsamen Strategiekonzepts bilde die Chance, dass Kärnten stark
nach vorne komme, so Lippitsch.
Gerwin Müller von der Arbeiterkammer Kärnten sah ebenfalls Nachbesserungsbedarf bei Forschung und Entwicklung.
Er wies auf den raschen Wandel der Arbeitswelt hin, in der mehrere Berufswechsel künftig normal sein werden.
Auch dem altersgerechten Arbeiten müsse vermehrt Augenmerk zukommen. Einig war man sich auch, alle Maßnahmen
zu unterstützen, um Qualität und Quantität des Humankapitals längerfristig halten zu können.
Bei der Pressekonferenz waren außerdem Wolfgang Pöllauer von der IFA Unternehmensberatung und WIFI-Institutsleiter
Andreas Görgei anwesend.
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