Für knapp 8% der Landwirte ist diese Art der Weitergabe eine Option
Wien (landjugend) - Die Hofübergabe von landwirtschaftlichen Betrieben an die nächste Generation
erfolgt in Österreich zum Großteil innerfamiliär. Demografische Entwicklungen, bessere außerlandwirtschaftliche
Perspektiven, Desinteresse oder familiäre Gründe können jedoch zu einer ungesicherten Hofnachfolge
führen. Die außerfamiliäre Hofübergabe kann daher eine Option sein, um den Fortbestand des
Betriebes zu sichern. Aus diesem Anlass hat die Landjugend Österreich nun eine Bedarfsstudie zur "Außerfamiliären
Hofübergabe in Österreich" in Auftrag gegeben, um Potenzial und Bedarf im Bereich Informations-
und Bildungsoffensive zu erheben.
Wie die Ergebnisse der repräsentativen österreichweiten Befragung zeigen, kommt für knapp 8% der
Studienteilnehmer eine außerfamiliäre Hofnachfolge potenziell in Frage. Von denen hat sich bereits ein
Teil dafür entschieden und für andere ist diese eine Option.
Im Rahmen der Studie, welche von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft durchgeführt wurde, wurden neben
einer intensiven Literaturrecherche rund 1.500 Telefoninterviews realisiert. Zusätzlich wurden 46 potenziell
übergebende und 25 außerfamiliär übernehmende Personen interviewt.
Bezug zur Landwirtschaft und Weiterführung des Betriebes besonders wichtig
Den Übergebenden ist es besonders wichtig, den Betrieb an Personen weiterzugeben, die einen Bezug zur
Landwirtschaft haben, die den Hof weiterführen wollen und wo ein gutes zwischenmenschliches Klima gegeben
ist. Betriebe werden außerfamiliär übergeben, wenn die leiblichen Kinder kein Interesse an der
Landwirtschaft zeigen oder keine leiblichen Kinder vorhanden sind. Bei der Übergabe steht nicht das Geld,
sondern das Bedürfnis, die Landwirtschaft zu erhalten, im Vordergrund.
Übernehmende - gut ausgebildet und meist aus der Landwirtschaft
Die Übernehmenden stammen zum überwiegenden Teil aus der Landwirtschaft und sind oftmals weichende
Erben (80%) oder übernehmen den Betrieb zusätzlich zum elterlichen Hof (8%), lediglich 12% sind berufliche
NeueinsteigerInnen. In den meisten Fällen haben die Nachfolger nicht aktiv gesucht, die Übernahme eines
Betriebes "wurde ihnen angeboten" (48%) oder "hat sich aus dem Umfeld ergeben" (16%). Die Übernehmenden
sind gut ausgebildet. So haben über 70% von ihnen einen Lehrabschluss beziehungsweise den Facharbeiterbrief.
Weitere 20% verfügen über eine Meisterausbildung oder die Fachmatura und lediglich 8% weisen ausschließlich
praktische Erfahrungen vor. Da es keinen "Markt" für außerfamiliäre Hofübergaben
gibt, wo sich Angebot und Nachfrage treffen, erfolgt die Suche meist über Bekannte, Verwandte, Mundpropaganda
sowie Anzeigen in Zeitungen oder im Internet.
Dass eine außerfamiliäre Hofübergabe wohlüberlegt sein muss und nicht von heute auf morgen
geschieht, berichten jene, die einen Betrieb außerfamiliär übergeben würden. So sollen in
den meisten Fällen die Betriebe schrittweise nach erfolgter Probezeit überlassen werden. Die Übergabe
hat ein Großteil der Nachfolger (76%) mittels eines Hofübergabevertrages abgeschlossen, gefolgt von
der Schenkung gegen Auflage sowie der gemischten Schenkung. Finanziert haben die Übernehmenden die Hofübergabe
überwiegend mit Eigenkapital und beinahe jeder dritte nahm einen Kredit auf.
Bedarf nach mehr Informationen
Für die Befragten ergibt sich ein Bedarf nach mehr Informationen. Sie empfehlen, konkrete, griffige Informationspakete
zu entwickeln, die neben den allgemeinen ausführlichen Informationen (inkl. Hofbörse) zur außerfamiliären
Hofübergabe auch Fallbeispiele enthalten. Vor allem das Thema Steuern ist ein Kern-Anliegen. Sowohl die Übergebenden
als auch die Übernehmenden regen an, dass die außerfamiliäre Hofübergabe in steuerlicher Hinsicht
an die innerfamiliäre anzupassen ist und die Steuerbelastung nicht zu hoch sein soll.
Der Landjugend Österreich ist es ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit der Politik und den Interessenvertretungen
die Informations- und Beratungssituation für die außerfamiliäre Hofübergabe zu verbessern
um jene jungen, gut ausgebildeten Menschen zu unterstützen, die einen landwirtschaftlichen Betrieb außerfamiliär
übernehmen möchten.
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