BMVIT ermöglicht mit 26 Mio. Euro Mitarbeit österreichischer Unternehmen an europäischem
Leitprojekt ? Bis zu einer halben Milliarde Euro Umsätze für Österreichs Wirtschaft erwartet
Paris/Wien (bmvit) - "Weltraumforschung und -technologie haben auch für Österreich eine immer
größere Bedeutung. Es ist mir durch eine Aufstockung unseres Beitrages zur neuen europäischen Trägerrakete
Ariane 6 gelungen, eine Beteiligung heimischer Unternehmen an diesem Zukunftsprojekt zu ermöglichen",
so Weltraumminister Alois Stöger bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem neugewählten Generaldirektor
der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Johann-Dietrich Wörner, am 16.09. in Wien. Dazu wurde die
österreichische Beteiligung am Ariane 6-Projekt von rund einer auf 26,2 Millionen Euro erhöht. "Berechnungen
zeigen, dass diese Investitionen während der gesamten Einsatzdauer der Ariane 6 bis zu einer halben Milliarde
Euro an nachfolgenden Produktionsumsätzen für die heimische Wirtschaft generieren", so Stöger.
Eines der ersten Unternehmen, das an der Entwicklung und künftigen Produktion der Ariane 6-Rakete beteiligt
sein wird, ist das Wiener High-Tech-Unternehmen TTTech. TTTech ist weltweit führend bei sicherheitskritischen
Netzwerklösungen basierend auf zeitgesteuerter Technologie. Systeme von TTTech sind bereits in Automobilen,
Flugzeugen und bei der NASA im Einsatz. In Zukunft wird auch die Steuerung der Ariane 6 auf Systemen von TTTech
aufbauen. Weitere Beteiligungen von Unternehmen aus Österreich an der Ariane 6 sind bereits in intensiver
Vorbereitung.
Die Ariane 6-Trägerrakete soll in den nächsten fünf Jahren entwickelt werden und ab 2020 zum Einsatz
kommen. Sie wird das zentrale Trägersystem für die Europäische Raumfahrt bis zum Jahr 2050 sein.
Ihr Vorgängermodell, die Ariane 5 startete in den letzten zwölf Jahren insgesamt 80 Mal in den Weltraum,
die Ariane 4 davor über 110 Mal.
Österreich starker Partner der ESA
Auch der neugewählte Generaldirektor der ESA, Johann-Dietrich Wörner, betonte bei seinem ersten Besuch
in Österreich seit seinem Amtsantritt am 1. Juli dieses Jahres die gute Zusammenarbeit zwischen der ESA und
Österreich: "Österreich spielt in diesem Konzert eine tragende Rolle unter anderem durch herausragende
Expertise in den Weltraumwissenschaften, den Satellitenanwendungen sowie als Entwickler von kritischen Technologien."
Wörner verwies darauf, dass die Bedeutung der Raumfahrt ständig wachse, was sich auch daran zeige, dass
sich neue staatliche und private Akteure im Bereich der Weltraumtechnologie engagieren. Es brauche eine noch stärkere
Vernetzung und Koordination: "Wir brauchen ein ?United Space in Europe?", so Wörner.
Österreichische Forschungsinstitute und Unternehmen waren bereits in der Vergangenheit maßgeblich an
Projekten und Missionen der ESA beteiligt. So stammen fünf von 21 Instrumenten der Rosetta-Mission aus Österreich,
zudem finden sich heimische Messgeräte, Thermalisolationen, GPS-Empfänger und Steuerungssysteme an Bord
einer Reihe von ESA-Satelliten. Auch an der Auswertung und Nutzung von Satellitendaten sind eine Reihe von Unternehmen
und Instituten beteiligt. "Derzeit sind über 100 Firmen und Organisationen mit etwa 1.000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern im Weltraumbereich aktiv", berichtet Stöger. "140 Millionen Euro Umsatz, 20 Patente
und über 1.000 Publikationen im Jahr zeigen, wie aktiv der Weltraumsektor in Österreich ist."
Neuer Businessinkubator soll Firmengründungen unterstützen
Stöger präsentierte bei der Pressekonferenz über die Beteiligung an der Ariane 6-Trägerrakete
hinaus ein Paket an neuen Projekten und Initiativen. Dazu gehören ein Gründerzentrum für Weltraumtechnologien
und die Vorbereitung einer Weltraum-Bildungseinrichtung in Österreich.
Für das "ESA Business Incubation Centre Austria", stellt die ESA über den österreichischen
Beitrag 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Das Ziel ist, in den nächsten fünf Jahren bis zu 30 Unternehmensgründungen
auf der Basis von Weltraum-Technologien zu unterstützen und zu begleiten. Die derzeit offene Ausschreibung
endet in Kürze und nach entsprechender Vertragsunterzeichnung mit der ESA werden die ersten Aktivitäten
bereits Anfang 2016 starten.
"Den Weltraum in die Schulen bringen"
Das "European Space Education Research Office - Austria" (ESERO) soll dazu beitragen, junge Menschen
für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Das BMVIT hat sich bei der ESA sehr dafür eingesetzt,
eines dieser Zentren auch in Österreich aufzubauen, "Wir wollen den Weltraum in unsere Schulen bringen.
Ich habe gehört, dass wir bereits einen äußerst attraktiven Standort gefunden haben", berichtet
Stöger nach seinem Gespräch mit ESA-Generaldirektor Wörner.
Speerspitze der Erdbeobachtung in Europa
Das Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring (EODC) verarbeitet die von den Senitnel-Satelliten
gelieferten Daten zur Erdbeobachtung. Diese werden über den wissenschaftlichen Datenzugang von der ESA über
die ZAMG bezogen, ausgewertet und in Form von Karten den verschiedenen NutzerInnen, zum Beispiel der Landwirtschaft,
zur Verfügung gestellt. "Um den Highspeeddatenzugang von der ESA an das EODC zu gewährleisten investiert
das BMVIT neben zahlreichen geförderten Projekten zur Nutzung der Daten zusätzlich noch 100.000 EURO
in Infrastruktur", so Stöger.
Ausschreibung für Entwicklung und Bau eines neuen österreichischen Nanosatelliten
Stöger verwies auch auf die am letzten Freitag gestartete Ausschreibung im nationalen Weltraumprogramm ASAP,
die mit insgesamt 7,5 Millionen Euro dotiert ist. Schwerpunkte dieser Ausschreibung sind die Entwicklung und der
Bau eines neuen Nanosatelliten sowie intensivierte Kooperationen mit Deutschland und der Schweiz. "Eine aktive
Weltraumpolitik ist eine effektive Industriepolitik", so Stöger, "da unsere Investitionen über
Aufträge und Beteiligungen wieder an Österreichische Unternehmen und Organisationen zurückfließen
und dadurch direkt die heimische High-Tech-Wirtschaft stärken", so Stöger.
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