Wien (coface) - Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa erlebten aufeinanderfolgende Krisen: Auf die Suprime-Krise,
welche die Zahl der Insolvenzen in den 12 untersuchten Ländern um durchschnittlich 11 Prozent anstiegen ließ,
folgten wenig überraschend zwei weitere Schockwellen (+8 Prozent in 2012 und +5 Prozent in 2013). Heute ist
aber eine Entspannung in Sicht: Der 2014 beobachtete Rückgang von 9 Prozent wird sich im Jahr 2015 mit minus
7 Prozent fortsetzen. Während die Insolvenzen in Italien und Norwegen weiterhin zunehmen, erfahren sie in
den zehn weiteren Ländern (Deutschland, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Niederlande, Portugal,
Großbritannien und Schweden) eine positive Entwicklung aufgrund der langsamen Erholung der Eurozone.
Gegensätzliche Entwicklungen in den 12 Ländern
Es gibt eine deutliche Verbesserung in zehn der 12 beobachteten Länder, mit der Ausnahme von Norwegen
und Italien. Die einzelnen Länder verzeichnen aber unterschiedliche Entwicklungen und die derzeitigen Insolvenzniveaus
sind noch nicht mit dem Stand vor der Krise 2008 vergleichbar. Dies ist vor allem in den südeuropäischen
Ländern, wie Italien, Portugal und Spanien erkennbar, in denen die anhaltende hohe Arbeitslosigkeit das Wachstumspotential
schwächt.
Die verbesserten Aussichten sind zum Großteil auf den Privatkonsum zurückzuführen, der die Erholung
vorantreibt: Das BIP Wachstum in der Eurozone beträgt 0,3 Prozent im zweiten Quartal 2015. Nach einem Anstieg
von 0,9 Prozent im Jahr 2014 prognostiziert Coface für 2015 und 2016 ein Wachstum von 1,5 und 1,6 Prozent.
Die Importländer der Region profitierten von der Abwertung des Euros sowie von den fallenden Ölpreisen.
Dennoch müssen die Risiken, die mit dem langsamen Wachstum in den Schwellenländern verbunden sind, weiterhin
genau beobachtet werden.
Ein zusätzlicher Wermutstropfen ist das niedrige Investitionsniveau in der Eurozone. Auch in diesem Bereich
wurde das Level von vor der Krise noch nicht erreicht (19,5 Prozent des BIP im Jahr 2014 gegenüber 23 Prozent
im Jahr 2007). Trotz der auf den niedrigen Zinssätzen basierenden günstigen Finanzierungsbedingungen,
sind die Investitionen nicht erheblich gestiegen. Die geringe Dynamik der Nachfrage wirkt sich negativ auf die
Geschäftsinvestitionen aus. Die durch die Krise bedingte geringe Auslastung der Unternehmen verzögert
zudem die Investitionstätigkeit. Seit Anfang des Jahres wurde dank des Privatkonsums und des verbesserten
Geschäftsklimas aber auch hier ein leichter Anstieg verzeichnet.
2015 in einer Linie mit 2014
Das von Coface Ökonomen entwickelte Konkursprognosemodell prognostiziert einen weiteren Rückgang
der Insolvenzen von rund 7 Prozent in den 12 untersuchten westeuropäischen Ländern. Dieses Modell berücksichtigt
Variablen wie das Geschäftsklima, Investitionen und die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen. Die Voraussetzungen
für das Wachstum in der Eurozone wirken sich besonders günstig für die Niederlande, Spanien und
Portugal aus. Weniger stark ausgeprägt ist der erwartete Rückgang in Deutschland mit -2 Prozent und in
Frankreich mit -3 Prozent.
Italien und Norwegen setzen den Negativtrend von 2014 fort und verzeichnen auch 2015 einen Anstieg der Unternehmensauflösungen.
In Italien wird 2015 eine Zunahme von 7 Prozent (+11 Prozent in 2014) prognostiziert. Trotz einer leichten Erholung
ist erkennbar, dass das Insolvenzrisiko vor allem bei Kleinunternehmen allgegenwärtig ist. In Norwegen, dem
weltweit siebtgrößten Ölexporteur, geht der Anstieg der Insolvenzen (+6 Prozent jeweils in 2014
und 2015) mit den sinkenden Ölpreisen einher.
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