Beides ist notwendig: Notmaßnahmen und vorausschauendes Planen und Tun.
Wien (oesterreich-hilfsbereit) - "Notsituationen erfordern Notmaßnahmen", lässt Christian
Konrad, der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, in einer Pressekonferenz am 15.09. keinen Zweifel
an notwendiger schneller Umsetzung von strukturellen Veränderungen. "Der Ausbau der Transportkapazität
und die Organisation von Notquartieren inklusive Betreuung haben jetzt absoluten Vorrang." Aber er betont
auch, "dass nur punktuelles Denken und Handeln zuwenig sind! Trotz Notsituation dürfen wir die Gesamtstrategie
nicht vernachlässigen!" - Er plädiert daher "für managen statt verwalten!" In einem
Quartier für Flüchtlinge, das von der Volkshilfe im Auftrag des Fonds Soziales Wien geführt wird,
gab er sein erstes Pressegespräch in der neuen, ehrenamtlichen Funktion.
"Die Situation ist herausfordernd, aber wir können sie bewältigen"
Drei Wochen nach der Ankündigung seiner Bestellung hat Konrad in dem Pressegespräch berichtet, dass
er "selbstverständlich schon vor dem offiziellen Antritt am 1. Oktober aktiv geworden ist." - Er
habe viele Gespräche geführt, mit der Bundesregierung, mit Landeshauptleuten, mit Bürgermeistern,
Interessensvertretungen, etwa IV und WKO, NGOs und vielen Verantwortlichen in der Wirtschaft.
Zwei Tage nach der Ankündigung im Ministerrat war er auch in Traiskirchen. "Traiskirchen Entlasten ist
ein erstes Ziel. Hier fokussieren sich viele Probleme strukturell und organisatorisch!" -Konrad beschreibt
die Situation "als herausfordernd", bleibt aber sicher, "dass wir diese Situation bewältigen
können, denn die vergangenen Tage und Wochen haben ein großartiges Netzwerk eines hilfsbereiten Österreich
sichtbar gemacht!"
Menschlichkeit und Hausverstand müssen Vorrang haben vor Verordnungen
In den vielen Gesprächen sei ihm klar geworden, "dass ein schnelles Überdenken etwa von Bauordnungen
notwendig ist". Er plädiere daher "für eine Art Notverordnungen auf der Basis von Menschlichkeit,
Hausverstand und Pragmatismus, um Hilfe nicht zu blockieren!", so Konrad.
Beschleunigte Verfahren für Flüchtlinge
Konrad sieht es als notwendig an, dass das Asylverfahren für Kriegsflüchtlinge beschleunigt wird.
Das Ziel bei Kriegsflüchtlingen muss ein Dauerquartier, ein schnelles 1. Interview, Sprachkurse aber auch
ein Kompetenzcheck schon während des Asylverfahrens sein. Für schnelle rechtsstaatliche Klarheit für
Asylwerber, die keinen Grund laut Genfer Flüchtlings Konvention für Asyl vorbringen können, müsse
ebenfalls vorgesorgt werden. "Das wird ohne Personalaufstockung nicht möglich sein!", so Konrad.
Planung für die kommenden Wochen, aber auch für 2016
In Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt, dem Innenministerium und anderen Behörden, aber auch den NGOs
sieht er es als vorrangige Aufgabe, "dass ich dazu ermutige, alle Optionen für Quartiere zu prüfen,
neue Quartiere zu schaffen und die Betreuung zu sichern." Darüber hinaus müsse aber bereits jetzt
"nicht nur für den Quartierbedarf 2016 vorgesorgt werden, sondern auch die Integration der neuen Flüchtlinge
vorbereitet werden." Hier wertet Konrad die von Außenminister Sebastian Kurz angekündigten Maßnahmen
als ein wichtiges Signal in die richtige Richtung
Zivilgesellschaft hat beeindruckendes Engagement gezeigt
"Danke an alle, die ein Österreich sichtbar gemacht haben, das stolz auf dieses Land macht!",
schließt sich Konrad der Wertschätzung für die vielen ehrenamtlichen HelferInnen und SpenderInnen
an. "Die Zivilgesellschaft hat ein großartiges Engagement gezeigt. Was Privatpersonen, NGOs, Unternehmen
hier an Zeit-, Geld- und Sachspenden bewegt haben und bewegen, beeindruckt nicht nur mich." -
Hier ortet Konrad aber auch einen Auftrag, dass es gelingt, mit dieser Hilfsbereitschaft effizient und wertschätzend
umzugehen. "Wir sind es auch den tausenden Menschen, die geholfen haben und weiter helfen wollen, schuldig,
dass es Strukturen gibt, um mit dieser Hilfsbereitschaft gut umzugehen." Und Konrad weiter: "Wenn wir
dabei versagen, die Hilfsbereitschaft emotional und strukturell gut aufzufangen, besteht die Gefahr, dass durch
Enttäuschung, Ausbrennen und Frustration, positive Energie verloren geht."
Für Konrad steht in diesem Zusammenhang fest, "dass wir alle hier Verantwortung tragen. Das kann nicht
nur den NGOs aufgebürdet werden." In der ORF Aktion "Helfen wie wir" sieht er "eine großartige
Initiative ‚Angebot und Nachfrage’ von Hilfe und Initiative aufeinander abzustimmen und zusammenzubringen."
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