St. Pölten (wknoe) - Welche Einstellung hat die Bevölkerung zur heimischen Industrie? Wird die Industrie
als wichtiger Bestandteil unseres Standortes gesehen? Was wird mit Industrie verbunden und welche Schlüsse
werden daraus gezogen? Die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer NÖ und die Industriellenvereinigung NÖ
haben dazu eine Befragung in Auftrag gegeben, die Antworten auf diese und weitere Fragen liefert.
Die Befragung unter 1.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern zeigt ein überwiegend
positives Bild: 78 Prozent der Bevölkerung sind stolz auf Niederösterreichs Industrie. „Die blau-gelbe
Industrie nimmt in der niederösterreichischen Bevölkerung als Arbeitsplatz- und Wohlstandsmotor eine
wichtige Rolle ein. Die Industrie wird mit der Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand verbunden. Sie wird
als innovativ und Aushängeschild im Ausland gesehen. Die Menschen spüren, dass hier Werte geschaffen
werden. 50 Prozent der heimischen Wertschöpfung hängen direkt und indirekt von der Industrie ab“, fasst
Thomas Salzer, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer NÖ und Vizepräsident der Industriellenvereinigung
NÖ, das erfreuliche Umfrageergebnis zusammen.
Hajek: 70 Prozent der Bevölkerung sehen kein ausreichendes Bemühen der Politik
Der renommierte Meinungsforscher Peter Hajek, der die Umfrage durgeführt hat, zieht aus der Umfrage folgende
Schlüsse: „Flexible Arbeitszeitmodelle werden von der Bevölkerung grundsätzlich positiv aufgenommen:
Zwei von drei der Befragten können sich vorstellen, in Spitzenzeiten deutlich länger zu arbeiten, dafür
danach über einen längeren Zeitraum Zeitausgleich nehmen zu können. Voraussetzung dafür: Die
flexible Einteilung der Arbeitszeit liegt nicht nur auf Seiten des Arbeitgebers.“
Salzer setzt hier nach: “Bei flexibleren Arbeitszeitmodellen denkt die Bevölkerung viel fortschrittlicher.
Das wissen wir auch von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Unsere Kernforderung für flexible Arbeitszeitmodelle:
Rahmen auf gesetzlicher Basis, konkrete Modelle auf betrieblicher Ebene.“
Der Politik stellt die Imagebefragung jedenfalls kein gutes Zeugnis aus: „70 Prozent der Bevölkerung sehen
kein ausreichendes Bemühen der Politik, wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu verbessern und Arbeitsplätze
zu schaffen“, sieht Hajek großen Handlungsbedarf bei der Politik.
Industrie sichert 297.000 Jobs in Niederösterreich
„Es ist ein Irrglauben, dass Niederösterreich ein Agrarland ist. Der wichtigste Beschäftigungsmotor
hierzulande ist nämlich die Industrie. Schließlich wird ein Drittel der niederösterreichischen
Wirtschaftsleistung von der Industrie bestritten, mit den verbundenen Branchen ist es sogar noch wesentlich mehr“,
sagt Michaela Roither, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Niederösterreich.
Insgesamt stehe der produzierende Sektor für 158.000 Arbeitsplätze. Rechnet man die vor- und nachgelagerten
Betriebe mit, sichert die Industrie rund 297.000 Jobs in NÖ. Was es daher dringend brauche, so Roither, sei
ein Wachstumsdünger, der es der Industrie ermöglicht, ihre Rolle als Jobmotor der Region noch stärker
wahrzunehmen. „Dafür wären vor allem flexiblere Arbeitszeitregelungen und eine Senkung der Lohnnebenkosten
hin zum deutschen Niveau vonnöten“, betont die Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung NÖ.
Thomas Salzer sieht weiteren Handlungsbedarf, um die Leistungen der Industrie, vor allem im Vergleich mit der
Landwirtschaft, noch sichtbarer zu machen: „Der Primäre Sektor macht 2,9 Prozent der Wertschöpfung aus
und beschäftigt 5,8 Prozent der Erwerbstätigen. Der Sekundäre Sektor, das ist die Produktionswirtschaft
im engeren Sinn, macht 30,3 % der Wertschöpfung aus und beschäftigt 25 % der Erwerbstätigen. Die
Produktionswirtschaft im weiteren Sinn ist für 50 % der Wertschöpfung verantwortlich.“
noeindustrie.at schärft Bewusstsein für die Industrie
2010 wurde von der IV NÖ und der WKNÖ die Dachmarke „Industrie Niederösterreich“ gegründet.
„Eine zentrale Maßnahme war dabei ein gemeinsamer Webauftritt unter www.noeindustrie.at, wo die heimische
Industrie vorgestellt und erklärt wird. Mit dem speziellen Serviceangebot sollen vor allem Jugendliche, Eltern
und Lehrer angesprochen werden. „Es war an der Zeit, den Internetauftritt neu auszurichten und einzukleiden. Unsere
Aufgabe ist es, den Arbeitsalltag in der Industrie so darzustellen, wie er heute ist: Abwechslungsreich, vielfältig,
gut bezahlt und dass nicht mehr die Muskeln, sondern der Geist gefragt ist“, sieht Johannes Schedlbauer, Geschäftsführer
der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer NÖ, den Relaunch als weiteren Baustein, das Image der Industrie
zu verbessern, die Bevölkerung über das breite Spektrum der Industrie optimal zu informieren und die
Jugend für den Arbeitgeber Industrie zu sensibilisieren.
Grundsatzpositionen der NÖ Industrie im aktuellen Umfeld:
- Wir brauchen eine flexible Arbeitswelt und keine sechste Urlaubswoche
- Wir brauchen eine verlässliche und vorausschaubare Gesetzgebung und kein
Hickhack der öffentlichen Hand. Negativ-Beispiel: Energieeffizienzgesetz
- Wir brauchen junge Menschen, die die Pflichtschule mit Grundkenntnissen abschließen
und für eine Lehre motiviert sind.
- Wir brauchen eine Verstärkung der öffentlichen Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen,
damit die unternehmerische Innovation noch stärker angeregt wird.
- Und wir brauchen ein Bekenntnis zu den jüngeren Generationen. Das bedeutet
ein Lösen der Lasten für Pensionen, Gesundheit und Verwaltung.
Zur Studie
Die Umfrage erfolgte durch die Peter Hajek Public Opinion Strategies GmbH im Auftrag der Sparte Industrie der
Wirtschaftskammer NÖ und der Industriellenvereinigung NÖ. Methode: Telefonische Befragung
Zielgruppe: Niederösterreichische Bevölkerung ab 16 Jahren
Stichprobengröße: 1.000 Befragte
Maximale Schwankungsbreite der Ergebnisse: +/- 3,1%
Feldarbeit: 10. August bis 4. September 2015
|