Alles relativ!

 

erstellt am
28. 09. 15
09:00 MEZ

Die ÖAW feiert 100 Jahre Allgemeine Relativitätstheorie. Bei „Gravitation 2015“ gibt es neben einem Festvortrag des renommierten Wissenschaftshistorikers Jürgen Renn ab 1. Oktober spannende Veranstaltungen und eine interaktive Ausstellung zu erleben.
Wien (öaw) - Einsteins berühmteste Formel E=mc2 kennt jeder. Der wohl größte Geniestreich des Physikers war aber ein anderer: 1915 stellte Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie vor – eine wissenschaftliche Revolution, die heuer ihren 100. Geburtstag feiert. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zelebriert dieses Jubiläum ab 1. Oktober 2015 gleich mit mehreren Veranstaltungen. Den Auftakt macht ein Festakt mit einem Vortrag von Jürgen Renn, Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, in weiterer Folge sind öffentliche Vorträge bekannter Wissenschaftler/innen zu erleben sowie ein Scientific Workshop. Die interaktive Ausstellung Einstein – Wellen – Mobil kann bei kostenlosem Eintritt besucht werden. Für Schüler/innen und Jugendliche wird zudem ein eigenes Vermittlungsprogramm angeboten.

Eine Theorie schreibt Geschichte
Rückblick: Um 1900 erschütterten mehrere unerwartete Phänomene die Grundfesten der Physik. Röntgen entdeckt eine unsichtbare, durchdringende Strahlung. Die Curies beschreiben die Radioaktivität. Max Planck schafft die Grundlagen der Quantentheorie. Und schließlich verblüfft Albert Einstein mit einer epochalen Arbeit, der Allgemeinen Relativitätstheorie. Der knappe Satz mathematischer Gleichungen gilt bis heute als perfekte Beschreibung der vertrautesten aller Naturkräfte: der Gravitation. Raum und Zeit sind laut ihr nicht bloß eine Hintergrundstruktur, eine passive Bühne für die Materie. Stattdessen ist die Raumzeit dynamisch, sie ist selbst eine Akteurin, die beeinflusst, wie sich Materie bewegt. Einsteins Theorie war in der Folge etwas vergönnt, was nur wenigen wissenschaftlichen Theorien gelingt – sie schrieb Geschichte. Und sie ist bis heute ein Paradebeispiel für anwendungsoffene Grundlagenforschung. Zahlreiche technologische Entwicklungen wären ohne sie nicht möglich gewesen. So steckt die Relativitätstheorie heute beispielsweise in Form von GPS in jedem Navi und jedem Smartphone. Auch die aktuellen Forschungen mehrerer Institute der ÖAW, wie des Instituts für Weltraumforschung, des Instituts für Hochenergiephysik, das nach dunkler Energie sucht, oder des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation, das die Quantenaspekte von Gravitation untersucht, basieren auf Einsteins Leistungen. Und auch heute noch lässt die Theorie die Köpfe der Wissenschaftler/innen rauchen. Eine der drängendsten Fragen der gegenwärtigen Physik ist zum Beispiel, wie sich die Quantenmechanik, als Theorie des Mikrokosmos und die Relativitätstheorie, als Theorie des Makrokosmos, miteinander vereinen lassen.

Interaktive Ausstellung, Vorträge für Jugendliche und Erwachsene
Um die enorme Bedeutung von Einsteins Theorie für das 21. Jahrhundert zu verdeutlichen, lädt die ÖAW auf Initiative der Jungen Kurie daher die Öffentlichkeit ein, in den kommenden Tagen in die Welt der Relativität einzutauchen. „Gravitation 2015“ heißt die Reihe an Veranstaltungen, die Wissenschaftshistoriker Jürgen Renn eröffnet. Er wirft bei seiner kostenlos zugänglichen Festrede einen Blick zurück auf die spannende Entstehungsgeschichte der Theorie. Neben dem Workshop „100 Years of Curved Space Time“, der sich an ein Fachpublikum wendet und bei dem hochkarätige Physiker/innen wie Richard Schoen von der Stanford University, William Unruh von der University of British Columbia oder Clifford Will vom Pariser Institut d'Astrophysique aus ihrer aktuellen Forschung berichten, können alle Interessierten bei zahlreichen Abendvorträgen mehr über Relativität erfahren. Sprechen werden ÖAW-Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann, Naturphilosoph Claus Beisbart von der Universität Zürich sowie Peter C. Aichelburg und Herbert Pietschmann von der Universität Wien.

Die Grundlagen der Relativitätstheorie und ihre Anwendungen in Astronomie, Lasertechnik, Raumfahrt und Computern präsentiert schließlich die interaktive Ausstellung „Einstein – Wellen – Mobil“ von 2. Oktober bis 6. November im Hauptgebäude der ÖAW am Dr. Ignaz Seipel-Platz 2 bei freiem Eintritt. Besucher/innen erwarten mit beeindruckenden Bildern gestaltete Schautafeln, Filmbeiträge, wissenschaftliche Instrumente wie ein Laserinferometer, virtuelle Modelle und eine relativistische Fahrradfahrt. Speziell auf Schulklassen abgestimmte Vormittagsvorträge und Führungen durch die Ausstellung runden das umfangreiche und bunte Veranstaltungsprogramm ab.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.oeaw.ac.at/gravitation2015

 

 

 

 

 

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