Mailath: "Bemerkenswertes Werk des großen Autors bereichert Wiens Kulturschatz"
Wien (rk) - "Die Wienbibliothek im Rathaus zählt zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken
Österreichs. Mit dem unbekannten Horváth-Stück 'Niemand' ist Wien nun im Besitz eines weiteren
wichtigen literarisches Kulturschatzes. Der Wienbibliothek ist damit der Ankauf eines Werkes gelungen, das bisher
noch nie zur Aufführung gelangt ist und als verschollen galt", so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
zu dem bedeutenden Neuzugang in der Wienbibliothek.
"Der Ankauf kann als Sensation bezeichnet werden, denn es handelt sich bei dem 95 Blatt umfassenden, hektographierten
Typoskript um das weltweit einzige bekannte Exemplar", hebt Sylvia Mattl-Wurm, Leiterin der Wienbibliothek,
die Bedeutung des Werkes hervor.
Das Stück, das sich vor der Einlieferung in das Berliner Auktionshaus Stargardt in Privatbesitz befand, enthält
eigenhändige Korrekturen des Autors. Es stammt aus dessen Frühzeit und wurde 1924 vom Theatervertrieb
des Avantgarde-Verlags "Die Schmiede" angenommen.
Bei "Niemand", einer expressionistisch gesättigten "Tragödie in sieben Bildern",
handelt es sich um ein "Mietshausdrama", das neben dem reichen, aber verkrüppelten Hausbesitzer
Fürchtegott Lehmann, einen mittellosen Musiker namens Klein, eine Prostituierte namens Gilda Amour, deren
Zuhälter Wladimir, Gildas Freundin Ursula und weitere, zuweilen recht zwielichtige Charaktere kennt.
Die Verwertungsrechte für das Stück "Niemand" liegen beim Wiener Bühnen- und Musikverlag
Thomas Sessler, der in Kürze eine Ausgabe des Textes bereitstellen wird.
Ödön von Horváth gilt als einer der bestbeforschten und meist aufgeführten Autoren des 20.
Jahrhunderts. Vom Ankauf des Stückes durch die Wienbibliothek im Rathaus profitiert die künftige Forschung
wie die Theaterwelt gleichermaßen.
Die Wienbibliothek gehört zu den wichtigsten Gedächtnisspeichern der Stadt und beherbergt zahlreiche
Kulturschätze: Sie umfasst 600.000 Druckschriften, die international renommierte Musiksammlung, 1.300 Nachlässe
berühmter Persönlichkeiten, eine umfassende Handschriftensammlung sowie eine umfangreiche Plakatsammlung.
Neben den zentralen bibliothekarischen und archivarischen Aufgaben präsentiert die Bibliothek durch kulturwissenschaftliche
Ausstellungen, Begleitbücher und zahlreiche Veranstaltungen ihre vielfältigen Bestände. Seit 2009
engagiert sich die Bibliothek stark im Bereich Digitalisierung, etwa mit dem Service "eBooks on demand"
und der ständig wachsenden "Digitalen Wienbibliothek".
Neben den Wiener Adressbüchern, Stadtbeschreibungen, Stadtplänen und Karten, Musikhandschriften von Franz
Schubert, der Familie Strauss und Hugo Wolf sind auch Theaterstücke und Bühnenmusiken von Johann Nestroy
und Ferdinand Raimund sowie Materialien aus dem Karl Kraus-Archiv online abrufbar. .
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