53. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
(ÖGKJ) vom 24. bis 26. September im Schloss Esterházy
Eisenstadt (blms) - Die österreichweit größte Jahrestagung zum Thema Kinder- und Jugendheilkunde
geht vom 24. bis 26.09. im Schloss Esterházy in Eisenstadt über die Bühne. „Das ‚verletzte‘ Kind“
ist Leitthema der Tagung, die zum ersten Mal nach mehr als dreißig Jahren wieder im Burgenland stattfindet.
Bei einem Pressegespräch mit Gesundheits- und Soziallandesrat Mag. Norbert Darabos am 23.09. informierten
Tagungspräsident Prim. Dr. Peter Wagentristl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, und ÖGKJ-Präsident Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sperl,
Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg, über die Veranstaltung.
Mehr als 700 TeilnehmerInnen werden dazu erwartet.
„Die Ereignisse der vergangenen Wochen, in denen auch sehr viele Kinder unter meist traumatisierenden Umständen
über unsere Grenze gekommen sind und von den burgenländischen Kinderärztinnen und -ärzten an
der Grenze erstversorgt und erstbetreut wurden, verleihen dem Tagungsthema ganz besonderes Gewicht“, stellte Darabos
fest. Mehr als 100.000 Flüchtlinge, die die burgenländische Grenze überschritten haben, hätten
Einsatzorganisationen, offizielle und private Helfer, nicht zuletzt auch die ÄrztInnen vor Ort, vor extreme
Herausforderungen gestellt. „Das Burgenland erfüllt seine Unterbringungsquote zu hundert Prozent“, so Darabos,
der auch darauf verweist, „dass wir unter allen Bundesländern den höchsten Anteil an unbegleiteten Minderjährigen
haben. Derzeit sind es 200 Kinder, die versorgt werden“.
Tagungsthemen im Lichte der Flüchtlingsproblematik
Das Leitthema der Jahrestagung, das „verletzte Kind“ knüpft denn auch an die aktuellen Ereignisse an;
„Die medizinische Versorgung von Flüchtlingskindern“ ist ein weiteres Thema, dem dadurch besondere Bedeutung
zukommt. „Die Flüchtlingssituation hat uns bei der Tagung eingeholt“, erklärte Tagungspräsident
Wagentristl, der sich freut, dass die Jahrestagung nach dreißig Jahren wieder im Burgenland stattfindet.
„Kindliche Verletzungen haben viele Formen – körperliche, durch traumatische Erlebnisse und das Umfeld, Flucht,
Entfremdung und Vertreibung verursachte“, so Wagentristl. Sozialpädiatrie sei auch ein Schwerpunkt der Tagung,
bei der heuer erstmals pädiatrische PsychologInnen dabei seien.
„Primary Health Care“
Primärversorgung werde nicht nur von den offiziell vom Bund angestellten Allgemeinmedizinern, sondern
auch von Kinder- und JugendfachärztInnen mit großem Einsatz geleistet, betonte ÖGKJ-Präsident
Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sperl, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg.
Beim derzeit in Umsetzung befindlichen „Primary Health Care System“ – ein weiteres Tagungsthema - müssten
deshalb Kinder- und Jugendfachärzte ebenfalls Hausärzte und Basalversorger sein dürfen. Auf der
Tagungsagenda steht auch „Frühe Hilfen – Netzwerk Kind“, das seit März 2015 über einen nationalen
Aktionsplan in Umsetzung ist, und schließlich ist „OKIDS“, das Österreichische Kinderarzneimittel Forschungsnetzwerk
Thema. Mit dem 2013 gemeinsam von ÖGKJ, dem Gesundheitsministerium und Pharmig ins Leben gerufenen OKIDS können
erstmals wichtige Medikamentenstudien für und mit Kindern in Österreich auf europäischem Niveau
durchgeführt werden.
„Netzwerk Kind Burgenland“ wird flächendeckend ausgebaut
Das Land Burgenland unterstützt Eltern mit einer Reihe von Maßnahmen im Bereich der Eltern- und
Kindergesundheit und der Prävention. Das „Netzwerk Kind Burgenland“, ein Projekt im Rahmen der Frühen
Hilfen, soll vor allem Familien mit höheren Belastungen gleiche soziale und gesundheitliche Chancen ermöglichen.
Nach Abklärung der finanziellen und persönlichen Situation durch eine/n Familienbegleiter/in werden passende
Angebote aus dem Netzwerk vermittelt. Derzeit werden die regionalen Frühe-Hilfen-Netzwerke in den nördlichen
Bezirken aufgebaut, bis zum Sommer 2016 sollen diese in allen Bezirken zur Verfügung stehen. Projektträger
sind das Land Burgenland und die Burgenländische Gebietskrankenkasse, die mit der Volkshilfe Burgenland die
operative Umsetzung leistet. Finanziert wird das Projekt bis 2017 durch den Bund, danach sollen Mittel aus dem
burgenländischen Gesundheitsförderungsfonds verwendet werden.
GeKiBu – Gesunde Kindergärten im Burgenland
Im Rahmen des Projekts „GeKiBu - Gesunde Kindergärten im Burgenland“ wurden seit 2012 40 burgenländische
Kindergärten von Ernährungsexperten betreut, um das Essverhalten von Kindern, Eltern und Pädagoginnen
zu verbessern und den Kindergartenalltag gesundheitsförderlich zu gestalten. Per September 2015 wurden nun
15 neue Kindergärten in das Projekt aufgenommen. Die bisher betreuten Kindergärten können die Betreuung
weiterhin in Anspruch nehmen. Bis Ende 2014 wurde das Projekt zur Gänze von der Bundesgesundheitsagentur finanziert,
ab 2015 kommen die finanziellen Mittel – vorerst bis Ende 2018 – aus dem Burgenländischen Gesundheitsförderungsfonds.
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