Eisenstadt/Wien (rk) - Nur 183 km von Österreich entfernt will die ungarische Regierung zwei neue Atomreaktoren
im AKW Paks errichten. „Das ist völlig inakzeptabel und Wien wird sich auf allen Ebenen gegen die Verdoppelung
der atomaren Gefahr wehren“, so Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima. Im Rahmen der grenzüberschreitenden
Umweltverträglichkeitsprüfung haben alle Österreicherinnen und Österreicher die Möglichkeit,
ihre Stimme gegen den Ausbau zu deponieren. Am 23.09. findet in Wien eine öffentliche Anhörung statt,
die die Stadt Wien und das aufgrund der geografischen Lage massiv betroffenen Burgenland nutzen, um die Bedenken
zu deponieren.
„Die öffentliche Anhörung in Wien ist eine wichtige Gelegenheit, die vielfältigen Kritikpunkte –
von Haftungs- und Versicherungsfragen bis hin zu ungeklärten Endlagerstätten – zu thematisieren“, betont
die burgenländische Umweltschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf. „Jeder kann die Anhörung nutzen, um
seine Kritik am geplanten Bau unweit der österreichischen Grenze zu übermitteln. Fast 30 Jahre nach Tschernobyl
ist es unerträglich, dass die Atomlobby noch immer an Neubauten von Atomkraftwerken festhält, ungeachtet
der Gefahr und auch der absoluten Unwirtschaftlichkeit der Meiler“, so Sima.
Uraltreaktor und Neubau parallel am Netz
Vier Reaktoren sowjetischer Bauart vom Typ WWER 440/213 sind in Paks seit den 1980-er Jahren in Betrieb und
sollten ursprünglich nach 30 Jahren außer Betrieb genommen werden. Doch Ungarn hat eine Laufzeitverlängerung
für die Reaktoren beschlossen. Erst 2032 – also nach 50 Jahren - soll der letzte dieser Reaktoren vom Netz
gehen.
Nun sollen am selben Standort zwei weitere Reaktoren errichtet werden, die mit den alten Reaktoren zuerst parallel
laufen und in der weiteren Folge diese ersetzen sollen. Auch die geplanten Reaktoren sind russischer Herkunft.
Bei den neuen Reaktoren soll es sich um Reaktoren des Typs AES 2006 (WWER-1200) handeln. Diese stellen eine Weiterentwicklung
der sowjetischen Druckwasserreaktorbaulinie WWER dar.
Atomkraft: Völlig unwirtschaftlich und brandgefährlich
Kernenergie ist nicht wirtschaftlich, was zahlreiche Studien hinlänglich belegen. Finanziert soll der
Neubau in Paks mittels eines russischen Kredits werden. Es wird kolportiert, dass von den veranschlagten 12.5 Milliarden
Euro 2.5 Milliarden aus dem Ungarischen Budget kommen. Ähnlich wie das AKW Hinkley Point C in Großbritannien
könnte Paks durch massive staatliche Subventionen zu massiven Verzerrungen am Strommarkt zu führen. Es
ist völlig unklar, ob die Finanzierung EU-Recht entspricht und gegen das EU-Wettbewerbsrecht verstoßen
wird.
Verdoppelung der atomaren Bedrohung für Österreich
Neben der atomaren Bedrohung ist auch die riesige Abwärmemenge, die über die Donau abgeführt
werden sollen, enorme Gefahr für das Gleichgewicht des Flusses. Zudem ist das Problem des radioaktiven Abfalls
nach wie vor nicht gelöst. Auch die Analyse schwerer Unfälle wurde in den bisherigen Dokumenten nicht
behandelt. Durch einen solchen Unfall wäre nicht nur Ungarn, sondern natürlich auch die Nachbarstaaten
wie Österreich betroffen. Alternativen zum AKW-Bau wurden nicht geprüft.
Auf der Seite der Wiener Umweltanwaltschaft findet man alle Informationen zur grenzüberschreitenden UVP
und auch eine Musterstellungnahme, die man unterschrieben an die MA 22-Wiener Umweltschutzabteilung schicken kann.
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