Rössler zu Zwischenbericht: Starker Rückgang der Stickstoffoxidemissionen belegt
eindeutig positiven Effekt
Salzburg (lk) - Im Bereich der Salzburger Stadtautobahn wurde und wird der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid
deutlich überschritten. Da dieser Grenzwert vor allem zum Schutz der menschlichen Gesundheit definiert wurde,
ist gemäß dem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) das Land verpflichtet, Maßnahmen zur Einhaltung
der Grenzwerte zu setzen. Diese Verpflichtung ist auch einklagbar. Die Landesregierung hat im März 2015 ein
flexibles Tempolimit auf einem Teilstück der Westautobahn (A1) als eine von vielen Maßnahmen für
eine bessere Luftqualität verordnet. Ein Zwischenbericht für den Zeitraum zwischen Mai und September
ergab nun einen sehr starken Rückgang der Stickstoffkonzentrationen.
"Obwohl der untersuchte Zeitraum von knapp vier Monaten relativ kurz ist, lässt sich der positive Effekt
auf die Stickstoffoxidbelastung durch das flexible Tempolimit an der Salzburger Westautobahn eindeutig belegen.
Diese Maßnahme wurde gewählt, weil sie im Vergleich zu selektiven Fahrverboten die geringste Belastung
für die Benützerinnen und Benützer darstellt. Neben der Verbesserung der Luftqualität ist aber
auch die Verringerung des Lärms für die Anrainerinnen und Anrainer spürbar. Das bekomme ich durch
zahlreiche Reaktionen immer wieder bestätigt. Kurz gesagt: Das flexible Tempolimit wirkt", so Landeshauptmann-Stellvertreterin
Dr. Astrid Rössler am 22.09. in einem Informationsgespräch.
Eine Evaluierung des im Jahr 2014 durchgeführten dreimonatigen Probebetriebs mit Tempo 80 ergab eine Reduktion
bei den Stickstoffoxiden von rund sechs bis sieben Prozent, was einer Gesamtsperre der Autobahn von knapp einem
Monat entspricht. "Auch die seit November 2008 bestehende flexible Geschwindigkeitsbeschränkung auf der
Tauernautobahn (A10) hat sich bewährt. Dies ist bei Weitem die effektivste Maßnahme ohne größere
Eingriffe in bestehende Rechte und im Gegensatz zu selektiven Fahrverboten, etwa für alte Lkw, eine angemessene
Maßnahme zur Reduktion der Stickstoffoxide", so Rössler.
Bei der aktuellen Auswertung wurden die Schadstoffkonzentrationen an der Luftgütemessstelle "Salzburg
A1" während der Sommermonate der Jahre 2014 und 2015 verglichen. In den beiden betrachteten Zeiträumen
gab es an der Salzburger Stadtautobahn im Jahr 2014 ein Tempolimit von 100 km/h bzw. im Jahr 2015 den immissionsgesteuerten
flexiblen 80er. Da die beiden betrachteten Zeiträume meteorologisch nicht ganz vergleichbar sind (der Sommer
2015 war außergewöhnlich heiß) wurden zusätzlich die Messwerte der autobahnnahen Messstelle
"Hallein A10" herangezogen. Die für Luftschadstoffe günstigere Meteorologie des Sommers 2015
sollte sich dabei auf beide autobahnnahen Messstellen, die im Salzburger Zentralraum liegen, in etwa gleichermaßen
positiv ausgewirkt haben.
Die Stickstoffoxidkonzentrationen sind zwischen 20. Mai und 13. September 2015 an beiden autobahnnahen Standorten
deutlich gesunken. An der A10 (Hallein) um elf Prozent, an der A1 um 24,7 Prozent. "Der Rückgang von
elf Prozent an der Messstelle Hallein A10 ist einerseits durch den außergewöhnlichen Sommer des Jahres
2015 meteorologisch zu erklären, andererseits sind auch die Emissionen aus dem Straßenverkehr durch
verbesserte Motorentechnik insbesondere beim Schwerverkehr zurückgegangen", interpretierte Dipl.-Ing.
Alexander Kranabetter vom Referat Immissionsschutz die Ergebnisse. Da sich beide autobahnnahen Messstellen in einem
lufthygienisch zusammenhängenden Raum befinden, wäre daher auch ein ähnlich hoher Rückgang
bei den Stickstoffoxiden an der zweiten autobahnnahen Messstelle "Salzburg A1" zu erwarten gewesen.
Der Rückgang der Stickstoffoxidkonzentrationen an der Messstelle "Salzburg A1" ist aber mit minus
24,7 Prozent deutlich höher ausgefallen als an der Halleiner Messstelle. "Ein Teil der Differenz von
gut 13 Prozent ist durch den stärkeren Verkehrszuwachs an der Tauernautobahn gegenüber der Westautobahn
zu erklären (Pkw: A10 plus 4,4 Prozent, A1 plus 2,6 Prozent). Der Großteil des stärkeren Rückgangs
der Stickstoffoxid-Belastung an der Westautobahn, etwa neun bis zehn Prozent, ist auf die Einführung der flexiblen
Geschwindigkeitsbeschränkung zurückzuführen", analysierte Kranabetter.
Da das flexible Tempolimit wegen des anhaltend stark überhöhten Jahresmittelwertes bei Stickstoffdioxid
an der Salzburger Stadtautobahn erlassen wurde, wird es nach Ablauf eines Betriebsjahres, also im Frühjahr
2016, eine detaillierte Auswertung geben.
Noch kein Fortschritt bei Stickstoffoxid-Emissionen durch moderne Diesel-Pkw
Im Gegensatz zu den Partikelemissionen, die beim Diesel-Pkw durch den Einbau von Partikelfiltern drastisch reduziert
werden konnten, gab es beim Ausstoß von Stickstoffoxiden seit 20 Jahren kaum einen Fortschritt. Im Gegenteil,
Diesel-Pkw der Euro-Klasse 5 emittieren im realen Fahrbetrieb mehr Stickoxide und vor allem viel mehr vom problematischeren
Stickstoffdioxid als 20 Jahre alte Dieselfahrzeuge.
Seit dem 1. September ist die Euro-6-Norm generell für alle neuzugelassenen Pkw verbindlich. Diesel-Pkw werden
dabei mit einer speziellen Stickoxid-Abgasnachbehandlung (Speicherkat oder SCR-System) ausgestattet. Diese Fahrzeuge
halten zwar auf dem Prüfstand unter Laborbedingungen die geforderten Werte ein, im realen Fahrverhalten emittieren
sie aber immer noch viel zu viel Stickstoffoxide (im Schnitt 700 Prozent über dem vorgeschriebenen Grenzwert).
Dies belegen auch Studien zu realen Emissionen moderner Diesel-Pkw (ICCT, 2014) und zum Abgasproblem beim Diesel-Pkw
(T&E, 2015).
Das Problem dabei ist der immer noch geltende EU-Abgastest aus den 1980er Jahren, der in keiner Weise das reale
Fahrverhalten widerspiegelt. Die EU hat reagiert und hat für 2017 eine neue Abgasnorm angekündigt, der
ein realitätsnaher Testzyklus zugrunde liegen soll. Bei modernen Lkw hingegen hat sich die Stickstoffoxid-Abgasnachbehandlung
bewährt. Hier liegen die Stickstoffoxid-Emissionen im Bereich der vorgegebenen Grenzwerte.
Wie die Verkehrsbeeinflussungsanlage funktioniert
Da die Funktionsweise der Radarüberwachung im Zusammenspiel mit der Verkehrsbeeinflussungsanlage (VBA) der
Asfinag, also den elektronischen Überkopfanzeigern, immer wieder zu Fragen von Autofahrerinnen und Autofahrern
geführt hat, hat die Umweltabteilung mit der Asfinag einen Folder erstellt, der häufig gestellte Fragen
beantwortet.
Insbesondere die Anzeige von Geschwindigkeitsbeschränkungen, die niedriger als Tempo 80, etwa Tempo 60
wegen Stau, Nässe oder Baustellen, sind, hat bisweilen zu Missverständnissen geführt. Denn diese
werden nicht nach der IG-L-Verordnung, sondern nach der Straßenverkehrsordnung aus Sicherheitsgründen
geschaltet.
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