Erfordernisse im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gefüge – "Erfahrung gestaltet
Zukunft" – Chancen einer alternden Bevölkerung in der Arbeitswelt von Morgen
Stuttgart/München/Wien (seniorenbund) - Das Dreiländertreffen der Senioren aus Baden-Württemberg,
Bayern und Österreich hat die Zusammenkunft genützt, um in Nürnberg am 17./18.09. eine Resolution
zu finden, die eine Alterspolitik mit Zukunft anerkennt, sodass ältere Menschen ein eigenständiges Anrecht
auf ein unabhängiges, selbstbestimmtes und sozial gesichertes Leben innerhalb der Gesellschaft besitzen. Alterspolitik
muss sicherstellen, inmitten der Gesellschaft gesund und aktiv alt zu werden und als Betroffener darauf vertrauen
zu können, dass Hilfe und pflegende Fürsorge für diejenigen bereitgestellt sind, die der Hilfe bedürfen.
Staatliche Entscheidungen sind ebenso Bestandteil der Zielplanung wie eine adäquate Lebensführung der
Älteren. Generationengerechtigkeit ist nicht nur Sicherung und Weitergabe materieller Güter, sondern
auch für die ältere Generation die Anerkennung einer veränderten, sozio-kulturellen Rolle des reifen
Menschen mit vermehrter Übernahme von Verantwortung in der Familie, der Kommune, im Staat, und der Gesellschaft
insgesamt.
In der gegenwärtigen politischen Diskussion um das Altern, den demografischen Wandel, und die soziale Sicherheit
hat die ältere Generation ein Anrecht darauf als Gewinn und nicht als Last angesehen werden. Zweifellos bringt
der Wandel eine Herausforderung für die Sozialsysteme mit sich. Immer häufiger bahnt sich aber auch die
Einsicht an, dass Ältere zunehmend zur Wertschöpfung in der Gemeinschaft beitragen, weil sie ihre Ressourcen,
vor allem Erfahrung, Zeit, auch materielle Güter zur Unterstützung der nachfolgenden Generationen in
Familie und Gesellschaft nutzen. Ihr Wert als Konsumenten ist von der Wirtschaft längst entdeckt.
Individuelle Ressourcen und Potentiale älterer Mitbürger kann und muss sich die Gesellschaft erschließen,
sie als Bestands-, aber auch Wachstumspotenzial anerkennen. Voraussetzung dafür ist ein altersgerechtes Arbeitsplatzangebot.
Wirtschaft, mit ihr der Staat und seine Bildungseinrichtungen werden, im demographischen Wandel alle Kapazitäten
für den Arbeitsmarkt, unabhängig vom Alter der „Einstiegswilligen“ erschließen müssen, wenn
wir weiter an der Spitze des Fortschritts mitmischen wollen. Insbesondere Eltern, die sich für eigenen Einsatz
in der Kindererziehung entschieden haben, müssen sich auf Nachqualifizierungs-, Bildungs- und Umschulungsangebote
verlassen können.
Ökonomen und Ergonomen sind sich einig: Eine nachhaltige Entwicklung der Arbeitspotentiale 30 setzt eine möglichst
ungebrochene Teilhabe der älteren Generation am Arbeitsleben voraus. Ein richtiger Schritt ist die Entscheidung,
das Ruhestandsalter hinauszuschieben. Eine flexible und individuelle Beendigung der Erwerbstätigkeit und die
Abschaffung von Zwangsverrentungen für viele Berufsgruppen erscheinen in heutiger Sicht in einem neuen Licht.
Ausgangspunkt für (deutsche) Rentenansprüche muss Zug um Zug die geleistete Lebensarbeitszeit werden.
Für die Arbeitswelt erwächst auch daraus eine Sonderqualifikation und Berücksichtigung der besonderen
Bedürfnisse älterer Beschäftigter, nämlich eine angemessene Eingliederung in Arbeitsgruppen,
Gesundheitsvorsorge im Betrieb und ständige Anpassung der Arbeitsplätze an wechselnde Kompetenzen.
Verbesserungen in diesen Sektoren des Arbeitsaltages werden ihre positive Wirkung auf Arbeitsweise, Kreativität
und Fähigkeiten nicht verfehlen, ihrerseits zur Leistungssteigerung insgesamt beitragen. Arbeitsende, -rhythmen,
-abläufe und -umfang, auch der Arbeitsplatz selbst sind zwischen den Betroffenen, also dem Arbeitgeber und
dem älteren Arbeitnehmer, abzustimmen. Auch für das Arbeitsgeschehen im Öffentlichen Dienst sind
system- und situationsgerechte Modelle zu schaffen und zu etablieren. Die Arbeitgeber sollten den speziellen Bedürfnissen
der älteren Arbeitnehmer möglichst entgegenkommen. Die Generationen der tatkräftigen Älteren
sind in einem rohstoffarmen Land eine förderpflichtige Ressource. Auch von daher definiert sich ein Grundrecht
auf ein bestmögliches, individuelles und eigenverantwortliches Leben für Senioren.
Mit zunehmenden Alter entdecken unsere Senioren oft Einsatzfreude für die uns vordergründig verzichtbaren
Aufgaben, die auch deshalb (manchmal auch dem Ressourcenmangel geschuldet) nicht als vergütungspflichtig angesehen
werden. Die da häufig und vielfältig erbrachte Einsatzbereitschaft im Ehrenamt ist längst unentbehrlicher
Anteil unserer bürgerlichen Gemeinschaft und verdient zusätzlich größte Anerkennung.
gez. Dr. Thomas Goppel, MdL
Landesvorsitzender der SEN der CSU
gez. Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol
Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes
gez. Prof. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten
Bundesobmann des ÖSB Landesvorsitzender der Senioren-Union der CDU Baden-Württemberg
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