Unzählige Krankheitsbilder und Erscheinungsformen – Internationale Richtlinie schafft
Transparenz in der Therapie
Graz (meduni) - Schmerzende und steife Gelenke, Entzündungen, beidseitiger Schulterschmerz... so beginnt
der Katalog an Symptomen einer typischen rheumatischen Erkrankung - der Polymyalgia rheumatica (PMR). Ähnlich
vielfältig wie die Symptome sind auch die Therapieansätze der diversen anderen Krankheitsbilder des Rheumatismus,
es sind mehr als 240 verschiedene Formen der rheumatischen Erkrankung bekannt. Unter maßgeblicher Mitarbeit
eines Rheumatologen der Med Uni Graz entstand nun erstmals eine international anerkannte Richtlinie mit umfassenden
Empfehlungen zur Vereinheitlichung unterschiedlicher Therapieformen im Kampf gegen die Polymyalgie, eine der häufigsten
Formen des Rheumatismus, welche global Gültigkeit besitzt und sowohl vom Hausarzt als auch der Fachexpertin
angewandt werden kann.
Polymyalgia rheumatica: Entzündliche Muskelerkrankung
Von Rheumatismus - darunter werden alle schmerzhaften Erkrankungen im Bewegungsapparat zusammengefasst - können
neben älteren Menschen auch bereits junge Erwachsene und sogar Kinder betroffen sein. In Mitteleuropa ist
bereits jeder Fünfte ein Rheumapatient, in Österreich rund zwei Millionen, wodurch man mittlerweile von
einer Volkskrankheit sprechen kann. "Polymyalgia rheumatica (PMR) ist die zweithäufigste entzündliche
Rheumaerkrankung des höheren Lebensalters und verursacht bei den Betroffenen massive Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Unter Umständen kann es auch zu Entzündungen der großen Gefäße kommen", beschreibt
Assoz.-Prof. PD Dr. Christian Dejaco, PhD, Klinische Abteilung für Rheumatologie und Immunologie, Med Uni
Graz. Bis dato gab es keine Leitlinien zur einheitlichen Behandlung der PMR, wodurch die einzelnen Therapieschemata
in der klinischen Praxis enorm variieren. Durch die federführende Rolle des Grazer Rheumatologen Christian
Dejaco, konnten nun erstmals international anerkannte Richtlinien für die Behandlung der PMR präsentiert
werden. Der vorgestellte Katalog wird von den großen Fachgesellschaften - der Europäischen und Amerikanischen
Rheumaliga - mitgetragen. Gleichzeitig veröffentlichten die renommierten Fachzeitschriften "Annals auf
Rheumatic Diseases" und "Arthritis & Rheumatology" die aktuellen Richtlinien.
Meist sind es über 60-Jährige, die am entzündlichen Weichteilrheumatismus erkranken, wobei Frauen
etwas häufiger betroffen sind als Männer. Die Ursache der Erkrankung ist weitgehend noch unbekannt, es
wird jedoch eine Autoimmunerkrankung vermutet. Krankheitsverlauf und Therapierfolg können sich bei gleicher
Diagnose von PatientIn zu PatientIn deutlich unterscheiden. Bisher gab es keine Einigkeit darüber, wie die
Behandlung dieser Erkrankung erfolgen soll und so variieren die Therapieschemata in der klinischen Praxis enorm.
Therapie: Neue Richtlinien für die Behandlung des Rheumatismus
Im Rahmen eines 3-jährigen internationalen Forschungsprojekts ging es in einem ersten wichtigen Schritt um
die Analyse und Zusammenfassung sämtlicher publizierter Studien zum entzündlichen Weichteilrheumatismus.
Danach entwickelten ExpertInnen aus allen Kontinenten unter der Moderation von Prof. Dejaco, Prof. Matteson, USA
und Prof. Dasgupta, England gemeinsame Empfehlungen für die Behandlung der Erkrankung. "Die neuen Therapieempfehlungen
beschäftigen sich mit allgemeinen Prinzipien der Therapie, so geht es vor allem um die Sicherung der Diagnose,
empfohlene Untersuchungen vor Beginn der Therapie, Erstellung eines individualisierten Therapieplans, Zuweisung
zu Experten und Verlaufskontrollen", berichtet Christian Dejaco. In den spezifischen Empfehlungen wird auch
auf die oftmals gewählte Kortisonbehandlung und die Bedeutung von anderen immunsuppressiven Medikamenten eingegangen.
Die Empfehlungen wurden so formuliert, dass sie globale Gültigkeit haben und sowohl in der Allgemeinmedizin
als auch in den spezifischen medizinischen Fachbereichen Anwendung finden können. Durch die Etablierung dieser
Richtlinien erhoffen sich Christian Dejaco und seine Arbeitsgruppe eine deutliche Verbesserung der Behandlung dieser
oftmals verkannten Erkrankung. Die neuen Richtlinien werden in Österreich erstmals diese Woche im Rahmen der
Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin (ÖGIM) in Salzburg präsentiert.
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