Sobotka: Impulse für tägliche Arbeit der Ärzte zum Wohle der Patienten
St. Pölten (nlk) - Im Vorfeld des in seiner 23. Auflage erstmals – zwischen Indien 2014 und Südkorea
2016 – in Österreich abgehaltenen Cochrane Colloquiums (3. bis 7. Oktober im Messezentrum Wien) informierten
Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka, Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, Leiter von Cochrane Österreich,
und David Tovey, Chefeditor der Cochrane Library, am 02.10. in Wien über die Arbeit des internationalen Forschungsnetzwerkes
für evidenzbasierte Medizin.
"Cochrane, das in 43 Ländern vertretene und 30.000 Wissenschafter einbeziehende Netzwerk, ist unverzichtbar
zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems", betonte dabei Sobotka. Die ungeheure Informationsflut mit
derzeit 500 neuen Studien wöchentlich, einer Verfünffachung innerhalb der letzten 30 Jahre, könne
niemand mehr überblicken. Zudem informiere sich jeder zweite Patient über das Internet, das Schlagwort
Herzinsuffizienz etwa liefere in einschlägigen Suchmaschinen 558.000 Treffer, führte der Landeshauptmannstellvertreter
aus.
"Das an der Donau-Universität etablierte NÖ Ärzteinformationszentrum und die ebenfalls in Krems
situierte Österreich-Zweigstelle von Cochrane sind vor diesem Hintergrund ein unverzichtbarer Begleiter für
Ärzte. Hier wird die tägliche Informationsflut gesichtet und auf die konkreten Bedürfnisse der Mediziner
heruntergebrochen, die strikte Orientierung an der Evidenz medizinischer Daten liefert wichtige Impulse für
die tägliche Arbeit zum Wohle der Patienten", meinte Sobotka.
Gartlehner unterstrich, wie wichtig es sei, Informationen objektiv und interessenskonfliktfrei zusammenzufassen,
und nannte als Folgeproblem der Informationsflut verschiedene Partikularinteressen (90 Prozent der Forschung werden
von der Industrie finanziert): "In Österreich erhalten zehn Prozent der Bevölkerung, rund 800.000
Menschen, Antidepressiva. Die am Markt befindlichen 15 verschiedenen Medikamente wurden in rund 200 Studien miteinander
verglichen und als annähernd gleich gut und mit ähnlichen Nebenwirkungen behaftet ausgewiesen. Dennoch
wird vor allem ein einziges Antidepressivum verschrieben, jenes mit dem besten Marketing. Die dahinterstehende
Strategie umfasst auch den Einkauf von Opinion Leadern und bewirkt einen Return of Investment im Verhältnis
von 1 zu 3,65". In Bezug auf die vorliegenden Studien sähen zudem 70 Prozent der deutschsprachigen Ärzte
medizinisches Englisch als unüberwindbare Hürde an.
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